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IT-Notfallplan für Unternehmen – in 60 Minuten erstellt (mit Checkliste)

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IT-Notfallplan

pakawan // Adobe Stock

Ein IT-Notfallplan hilft, in kritischen Situationen handlungsfähig zu bleiben. Lesen Sie, wie Sie das wichtige Dokument in nur einer Stunde erstellen!

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Cyberangriffe, Systemausfälle oder menschliches Versagen: Digitale Störungen können jeden Betrieb treffen. Wenn dadurch zentrale Systeme stillstehen, droht im schlimmsten Fall ein kompletter Stillstand der Geschäftsprozesse. Trotzdem existiert in vielen Unternehmen kein klar definierter IT-Notfallplan. Dabei lässt sich ein funktionsfähiges Basiskonzept mit überschaubarem Aufwand innerhalb einer Stunde aufsetzen. Wie Sie das realisieren, beschreibt dieser Ratgeber.

Die Basis: kritische IT-Strukturen erkennen und bewerten

Die Grundlage für jeden IT-Notfallplan ist die Identifikation der Systeme, auf denen die Geschäftstätigkeit basiert. Je nach Branche und Digitalisierungsgrad sind unterschiedliche Anwendungen und Infrastrukturkomponenten betroffen: Mailserver, ERP-Systeme, CRM-Lösungen, Cloud-Anwendungen, Netzlaufwerke, die Produktionssteuerung, die Warenwirtschaft oder der Online-Shop.

Eine schnelle Einschätzung hilft: Welche Systeme sind für den täglichen Betrieb unerlässlich? Welche Systemausfälle könnten innerhalb weniger Stunden gravierende Folgen haben? Daraus ergibt sich eine klare Priorisierung. Diese ist wichtig, denn im Krisenfall kann nicht alles gleichzeitig wiederhergestellt werden. Wer seine wichtigsten Abhängigkeiten kennt, kann gezielt Vorsorgemaßnahmen definieren und sicherstellen, dass diese Systeme als erste wieder hochgefahren werden.

Mögliche Notfallszenarien untersuchen

Neben den geschäftskritischen Systemen sollten Sie sich mit der Frage beschäftigen, welche Arten von IT-Notfällen in Ihrem Unternehmen eintreten können. Typische Szenarien, die in der Notfallplanung abgebildet werden sollten, sind unter anderem:

  • Hardwaredefekte an Servern oder Netzwerkkomponenten
  • Ausfall von Cloud-Diensten oder externer IT-Infrastruktur
  • Schadsoftware, Ransomware oder gezielte Cyberattacken
  • menschliche Fehler wie versehentlich gelöschte Daten
  • Stromausfall, Wasserschäden oder Brand in Serverräumen

Solche Szenarien lassen sich einfach dokumentieren. Wichtig ist es, zusätzlich konkrete Maßnahmen für jedes Szenario zu definieren. Dies kann auch auf der Basis früherer Vorfälle im eigenen Betrieb erfolgen.

Zuständigkeiten, Abläufe und Entscheidungswege dokumentieren

Im Ernstfall ist nicht nur ein Maßnahmenplan, sondern auch eine schnelle Reaktion gefragt. Wer in solchen Fällen verantwortlich ist, muss eindeutig geklärt sein. Ein funktionierender IT-Notfallplan enthält deshalb eine klare Rollenverteilung. Typische Zuständigkeitsgebiete sind:

  • Entscheidung über das Auslösen des Notfallplans
  • Kontaktaufnahme mit IT-Dienstleistern oder Hosting-Anbietern
  • Durchführung von Wiederherstellungsmaßnahmen
  • Koordination der internen Kommunikation
  • Information externer Partner, Kunden oder Behörden

Ergänzt werden sollten diese Angaben durch vollständige Kontaktdaten: Telefonnummern, Mobilnummern, Mailadressen, gegebenenfalls private Erreichbarkeit. Auch Vertretungsregelungen dürfen nicht fehlen. Im Idealfall sind mindestens zwei Personen pro Rolle benannt, die sich gegenseitig vertreten können.

Ebenso wichtig ist ein Kommunikationskonzept. Es sollte beschrieben sein, wie im Notfall intern und extern kommuniziert wird, welche Kanäle zur Verfügung stehen, welche Reihenfolge eingehalten werden muss und ob es vorbereitete Textbausteine für bestimmte Szenarien gibt. So wird sichergestellt, dass auch unter Stress alle Beteiligten handlungsfähig bleiben.

Cybercrime in Deutschland, IT-Notfallplan erarbeiten
Im Jahr 2024 waren in der Polizeilichen Kriminalstatistik mehr als 333.000 Straftaten unter dem Schlüsselbegriff „Cybercrime“ erfasst.  Der Digitalverband Bitkom stellte für das Jahr 2024 einen wirtschaftlichen Schaden von knapp 179 Milliarden Euro in Deutschland fest – die höchste je gemessene Schadenssumme durch Cybercrime. Grafik: Karen Losacker, Redaktion: Luisa Heyer, Datenerhebung: jährlich, nächste Daten voraussichtlich: Juni 2026, picture alliance/dpa/dpa-infografik GmbH | dpa-infografik GmbH

Datensicherung, Wiederanlauf und Zugriffsmöglichkeiten

Ein professioneller IT-Notfallplan beschreibt weiterhin, wie die Systeme wieder funktionsfähig gemacht werden. Dazu gehört die Dokumentation der Datensicherungsstrategie: Welche Daten werden wo und wie oft gesichert? Wie lange dauert eine Wiederherstellung typischerweise? Wo befinden sich Sicherungskopien, und wie kann auf sie zugegriffen werden?

Mindestens genauso wichtig ist der sogenannte Wiederanlaufplan: Welche Systeme müssen in welcher Reihenfolge wiederhergestellt werden? Welche Mindestfunktionen müssen innerhalb der ersten Stunde verfügbar sein? Ziel ist es nicht, alle Systeme sofort vollständig wiederherzustellen, sondern eine stufenweise Rückkehr zum Normalbetrieb zu ermöglichen – mit klaren Prioritäten.

Zugriffsrechte und Authentifizierung spielen dabei eine zentrale Rolle. Gerade im Notfall müssen Passwörter, Zugangscodes und Administrationsrechte schnell verfügbar sein. Ein verschlüsselter Passwortmanager oder physisch gesicherte Notfallkarten sorgen dafür, dass der Zugriff kontrolliert, aber dennoch kurzfristig möglich ist.

Regelmäßige Aktualisierung und realistische Tests

Ein einmal erstellter IT-Notfallplan bleibt nur dann wirksam, wenn er regelmäßig überarbeitet und getestet wird. Neue Softwarelösungen, geänderte Ansprechpartner oder organisatorische Umstrukturierungen führen schnell zu veralteten Inhalten. Deshalb sollte mindestens einmal pro Jahr eine Überprüfung stattfinden – idealerweise in Verbindung mit einem kurzen Testlauf.

Praxisnah ist ein Planspiel, bei dem ein typisches Szenario simuliert wird: Ein Ausfall des Mailservers oder der Zugriff auf verschlüsselte Daten durch Ransomware. Dabei zeigt sich schnell, ob alle Beteiligten vorbereitet sind, ob der Plan funktioniert und ob technische oder organisatorische Lücken bestehen.

Checkliste für den IT-Notfallplan

Ein funktionierender IT-Notfallplan muss kein hundertseitiges Dokument sein. Entscheidend ist, dass er im Ernstfall gefunden, verstanden und angewendet werden kann – und dass er realistisch ist. Folgende Checkliste hilft Ihnen dabei, alle wichtigen Punkte zu erfassen:

  • Systeme priorisieren: geschäftskritische Anwendungen und Daten benennen
  • Szenarien definieren: drei bis fünf plausible IT-Notfälle beschreiben
  • Verantwortlichkeiten benennen: Zuständigkeiten und Vertretungen mit Kontaktdaten dokumentieren
  • Kommunikation planen: Abläufe für interne und externe Kommunikation festlegen, Textbausteine vorbereiten
  • Datensicherung festhalten: Backup-Intervalle, Speicherorte und Wiederherstellungsdauer dokumentieren
  • Wiederanlauf strukturieren: Reihenfolge und Prioritäten bei der Systemwiederherstellung definieren
  • Zugriffe sicherstellen: Passwortverwaltung und Zugriffsmöglichkeiten für Notfälle organisieren
  • Regelmäßig prüfen: mindestens einmal jährlich aktualisieren und durch Tests erproben

Fazit

Ein solider IT-Notfallplan ist heute nicht mehr Nice-to-have, sondern dringend erforderlich. Denn Unternehmen sind mittlerweile abhängig von einer funktionierenden Hard- und Software – und Ausfälle können erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen. Insofern ist es wichtig, sich zeitnah mit der Erstellung eines individuellen Plans zu befassen. Die zuvor genannte Checkliste hilft Ihnen dabei!

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