Salzige Seeluft, klares Meerwasser, kühler Schlick und Sand – die Schätze des Meeres lassen die Tradition des Thalasso wieder aufleben.
Auf dem Thalasso-Strandweg geht es bis zum Ostende von Baltrum © Thomas Sbikowski
Seit der Antike wissen die Menschen, dass die Nähe zum Meer gesund machen und innere Kräfte aktivieren kann. Heute heißt das Zauberwort „Thalasso“, das sich vom altgriechischen Wort thálassa für „Meer“ ableitet. Das Geheimnis liegt in den natürlichen Inhaltsstoffen des Meeres, die Körper und Geist unterstützen, innere Balance schaffen und für Entspannung sorgen. So enthält Meerwasser bis zu 25 wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente in hoher Konzentration. Ganz nebenbei stärkt das Reizklima an der Küste mit seiner Mischung aus Sonne, Wind und Wasser das Immunsystem.
Haut und Atemwege profitieren von der Sonneneinstrahlung, der gesunden jodhaltigen Luft und dem reinigenden Meerwasser, das sich in Form von feinen Aerosolen in der Luft anreichert. Während bei einer sogenannten Thalasso-Anwendung eher eine präventive oder kosmetische Wirkung verfolgt wird, setzen Experten eine Thalasso-Therapie gezielt als natürliches Heilverfahren ein. Sie hilft beispielsweise bei Atemwegserkrankungen, Allergien, Gelenk- und Rheumabeschwerden, Hautproblemen, Durchblutungsstörungen, Herz- und Gefäßkrankheiten, Erschöpfung, Stress und sogar Burnout.
Gesundes Reizklima am Meer
Thalasso gibt es nur am Meer, denn der wichtigste Bestandteil von Anwendungen und Therapien ist das gesunde Reizklima an der Küste. Schon beim Spaziergang am Wasser setzen sich feinste Tröpfchen am Körper ab und hinterlassen einen leichten Salzfilm. Dieser sorgt auf sanfte Weise für eine glatte und weiche Haut. Der stetige Wind verbessert zudem die Durchblutung, wohldosiert hilft das Sonnenlicht an der Küste bei der Behandlung von Hautkrankheiten, Vitamin-D-Mangel oder depressiven Zuständen. Außerdem macht ein Aufenthalt im gesunden Reizklima angenehm müde, man fühlt sich entspannter, schläft besser und wird deutlich leistungsfähiger.
Zu den typischen Thalasso-Anwendungen zählen Meerwasserbäder in Schwimmbecken oder Wannen mit kaltem oder erwärmtem Wasser. Wechselnde Temperaturen fördern das Immunsystem und stärken die Abwehrkräfte. Aktiv werden Erholungssuchende bei gelenkschonender Aqua-Gymnastik oder beim anregenden Kneippschen Wassertreten, für Entspannung sorgen hingegen Hydromassagen, bei denen Wasserdruck aus verschiedenen Düsen auf die Muskeln einwirkt. Ein großer Schatz des Meeres sind auch die mineralstoffreichen Algen. Sie filtern wertvolle Spurenelemente aus dem Wasser, speichern sie und geben sie bei Thalasso-Behandlungen an den Körper weiter. Anwendungen mit Meeresalgen wirken auf der Haut entgiftend, glättend und regen den Stoffwechsel an. Meersalz hingegen lässt Hautentzündungen abklingen, mildert Juckreiz und sorgt für eine entspannte Haut.
Salz und Sonne genießen
Die Ostfriesischen Inseln wurden bereits vor einigen Jahren als Thalasso-Standort zertifiziert. Hier stehen nachhaltige Erholung, Prävention und Heilung an erster Stelle. Die Inseln verfügen über spezielle Kur- und Wellness-Einrichtungen, dazu kommen die Open-Air-Thalasso-Anwendungen, denn bereits die reine Nähe zum Meer tut gut. Auf Norderney gibt es ausgewiesene Thalasso-Wege, die größtenteils am Strand entlang oder über die Promenade führen.
Unterwegs genießen Urlauber von den eigens errichteten Thalasso-Plattformen die gesunde Seeluft mit Ausblick über die Dünen, den Strand und vorbeiziehende Schiffe. Maritime Aerosole lassen sich auch am Inselstrand von Wangerooge einatmen, am stärksten ist der Salzgehalt direkt an der Brandung, wo die Wellen auf Land treffen. Hier entspannen Erholungssuchende im Strandkorb, sporteln in der Brandungszone oder unternehmen eine Wattwanderung durch das UNESCO-Weltkulturerbe Wattenmeer.
Training am Strand
Frische Luft kombiniert mit Fitness verspricht der Thalasso-Bewegungsparcours auf Borkum. Hier können an verschiedenen Stationen Ausdauer, Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit mit Meerblick trainiert werden. Dank der großen Entfernung zur deutschen Küste herrscht auf Borkum zudem ganzjährig ein Hochseeklima, daher ist die Luft hier besonders arm an Pollen und reich an Jod. Das macht das anerkannte Thalasso-Nordseebad zu einer Oase für Allergiker. Den Alltagsstress „wegzaubern“ kann man auf Baltrum. Die autofreie Insel lässt sich am besten zu Fuß, per Rad oder mit der Pferdekutsche erkunden, dazu gibt es vielfältige Gesundheitsangebote wie Thalasso-Gymnastik am Strand oder ein Besuch im Meerwasser-Schwimmbad SindBad.
Nicht nur auf den Ostfriesischen Inseln, sondern auch an der Küste des niedersächsischen Festlandes tut das Reizklima des Meeres der Gesundheit gut. Bei einer Wanderung am Strand und entlang der Deiche von Bensersiel oder Horumersiel lassen sich Urlauber die frische Nordseeluft um die Nase wehen. Das Thalasso-Nordseeheilbad Neuharlingersiel ist zudem bekannt für seinen einzigartigen Naturheilschlick aus einer örtlichen Schlickblase. Der rund 400 Jahre alte Schlick enthält wertvolle Mineralien und Spurenelemente, die sowohl Erkrankungen des Bewegungsapparats und der Wirbelsäule lindern, als auch die Durchblutung und das Wohlbefinden fördern.
Frische Brise an der Ostsee
An der Ostsee wirken das saubere Meerwasser, die frische Brise und die hohe Sonnenscheindauer vitalisierend. Dazu kommt die sauerstoffreiche Luft der Küstenwälder. Auf Thalasso spezialisiert ist das Ostseebad Warnemünde mit seinen Kurwegen, auch die Binzer Bucht auf Rügen lockt mit frischer Seeluft, die mit feinsten Salzwassertröpfchen die Lungen reinigt. Ein besonderes, natürliches Verwöhnprogramm verspricht hier die Rügener Heilkreide. Vor wenigen Jahren als sanftes Naturheilmittel wiederentdeckt, genießen Urlauber sie vor allem in Form von warmen Bädern. Das basische weiße Pulver aus Kalziumkarbonat und Silizium, Magnesium, Phosphor, Aluminium, Eisen und Jod hat sich als Naturheilmittel einen Namen gemacht, weil ihre Bestandteile vielfältige gesundheitsfördernde Wirkungen haben. So regt die Rügener Heilkreide den Energiestoffwechsel der Zellen an und wirkt entzündungshemmend beispielsweise bei Neurodermitis.