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Maschinendaten auslesen leicht gemacht: Grundlagen für KMU

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Maschinendaten auslesen

Prasanth // Adobe Stock

Maschinendaten beinhalten viele wertvolle Informationen. Lesen Sie hier, wie die Erschließung und Nutzung im KMU-Umfeld ohne großen Aufwand gelingt!

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Maschinendaten sind das Rückgrat moderner Produktionsprozesse. Sie geben Einblicke, wie effizient eine Anlage arbeitet, wann sie gewartet werden muss oder wo Ressourcen verschwendet werden. Für kleine und mittlere Unternehmen war der Zugang zu solchen Informationen lange mit hohen Investitionen oder komplexen IT-Projekten verbunden. Doch der Einstieg in die Welt der Maschinendatenerfassung ist heute einfacher – und wirtschaftlich sinnvoller – als je zuvor. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, wie Sie die wertvollen Daten erschließen und nutzen.

Was sind Maschinendaten und warum sind sie wertvoll?

Unter dem Begriff „Maschinendaten“ werden sämtliche Informationen zusammengefasst, die während des laufenden Betriebs durch Maschinen, Anlagen oder Sensoren erzeugt werden. Dazu zählen Stückzahlen, Temperaturen, Druckverläufe, Laufzeiten, Stillstände, Fehlercodes, Energieverbräuche oder sogar Vibrationen.

Jede dieser Datenarten kann einzeln betrachtet bereits einen Hinweis auf mögliche Schwachstellen im Produktionsprozess geben. Im Verbund entfalten sie jedoch ihren vollen Wert – etwa dann, wenn ein Produktionsleiter erkennt, dass bestimmte Maschinen zu bestimmten Tageszeiten regelmäßig stehen oder ihr Energieverbrauch sprunghaft ansteigt. Maschinendaten schaffen also Transparenz. Das macht sie besonders wertvoll für KMU, die ihre Effizienz steigern und zugleich Ausfallrisiken minimieren wollen.

Technik verstehen: Wie liefern Maschinen Daten?

Der Zugang zu Maschinendaten hängt von der vorhandenen Technik ab. Moderne Anlagen verfügen in der Regel über eine Vielzahl von Sensoren und Schnittstellen, über die Daten abgerufen werden können. Gängige Protokolle wie OPC UA, MQTT oder Modbus erlauben eine standardisierte Kommunikation zwischen Maschinen und übergeordneten Systemen.

Ältere Maschinen lassen sich häufig nachrüsten. Sogenannte Retrofits – also ergänzende Sensoren oder externe Datenlogger – erfassen relevante Werte und machen sie digital nutzbar. Oft reichen wenige Eingriffe, um erste Datenquellen zu erschließen. Eine komplette Erneuerung der Maschinenflotte ist meist nicht erforderlich.

Wie erfolgt die Übermittlung der Maschinendaten?

Der Transport der Maschinendaten erfolgt entweder lokal auf einen Server oder über Gateways in eine Cloud-Lösung. In beiden Fällen ist eine strukturierte Datenhaltung entscheidend. Nur wenn Maschinendaten korrekt erfasst, benannt und zeitlich zugeordnet werden, lassen sie sich sinnvoll analysieren. Eine durchdachte Datenarchitektur sorgt dafür, dass der Überblick auch bei wachsendem Datenvolumen nicht verloren geht.

Anwendungsbeispiele aus der Praxis: Wie lassen sich Maschinendaten nutzen?

Die Nutzungsmöglichkeiten für Maschinendaten sind vielfältig. Das gilt auch für kleinere Unternehmen mit überschaubarem Maschinenpark. Bereits mit wenigen erfassten Parametern können große Effekte erzielt werden. Typische Anwendungsfälle im KMU-Umfeld sind:

  • Laufzeitanalyse zur Reduktion ungeplanter Stillstände
  • Erkennung von Engpässen durch Taktzeitvergleiche
  • Optimierung von Rüstzeiten in der Fertigung
  • Energieverbrauchsanalyse zur Senkung der Betriebskosten
  • Vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) durch Überwachung von Betriebszuständen

Dabei lohnt sich ein schrittweises Vorgehen. Statt alle Maschinen gleichzeitig zu vernetzen, empfiehlt es sich, mit einer zentralen Anlage zu beginnen. Ziel eines Pilotprojekts sollte nicht die möglichst breite Datenerfassung sein, sondern die Beantwortung konkreter Fragen. Etwa: Warum steht Maschine A jeden Montagvormittag still? Warum ist der Ausschuss an Linie B doppelt so hoch wie an Linie C?

Ein solcher Einstieg hilft, konkrete Abläufe zu verbessern. Er schafft zugleich Vertrauen in den Nutzen der Datenarbeit. Wichtig ist außerdem, dass die gewonnenen Erkenntnisse im Alltag genutzt werden. Datenerfassung allein ist kein Selbstzweck. Erst wenn regelmäßig analysiert und entsprechend gehandelt wird, entfaltet die Digitalisierung ihren Effekt.

Maschinendaten nutzbar machen – ohne IT-Overhead

Die Angst vor zu hoher IT-Komplexität ist unbegründet. Viele Systeme zur Maschinendatenerfassung sind heute so konzipiert, dass sie auch ohne tiefes IT-Wissen bedient werden können. Browserbasierte Dashboards, automatische Berichte oder mobile Apps helfen, den Überblick zu behalten. Visuelle Darstellungen unterstützen bei der Interpretation der Zahlen – etwa durch Kurvenverläufe, Ampelsysteme oder Zeitvergleiche.

Einige Anbieter haben sich auf die Anforderungen von KMU spezialisiert und liefern schlanke, modular aufgebaute Lösungen. Diese lassen sich an vorhandene Maschinen anbinden und bei Bedarf erweitern. Es empfiehlt sich, auf offene Schnittstellen und etablierte Standards zu achten, um zukünftige Anpassungen nicht unnötig zu erschweren.

Ein externer Partner kann helfen, die ersten Schritte zu begleiten. Dazu zählen etwa die Auswahl geeigneter Sensorik, der Aufbau der Datenarchitektur oder die Schulung der Mitarbeiter. Wichtig dabei: Die Verantwortung für den laufenden Betrieb sollte mittelfristig im Unternehmen selbst liegen. Nur so lässt sich dauerhaft ein Nutzen aus den gesammelten Informationen ziehen.

Fazit: Auswertung von Maschinendaten ist möglich und sinnvoll

Die Auswertung von Maschinendaten zählt mittlerweile zu den pragmatischen Wegen, wie Unternehmen produktiver, effizienter und resilienter werden können. Auch kleinere Betriebe profitieren davon – nicht durch große Technologieprojekte, sondern durch richtig dimensionierte und praxisnahe Lösungen.

Wer versteht, wie seine Maschinen arbeiten, kann schneller reagieren, gezielter investieren und besser planen. Um diese Ziele zu erreichen, braucht es vor allem Klarheit über die eigenen Ziele, einen technisch sauberen Einstieg und die Bereitschaft, aus den gewonnenen Informationen zu lernen. Dann wird aus einem abstrakten Datensatz ein greifbarer Vorteil im betrieblichen Alltag.

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