Harry Triguboff gilt als einer der bedeutendsten Immobilienunternehmer Australiens. Sein Lebensweg begann jedoch fernab der Opernhäuser und Strände, die heute für sein Geschäftsmodell stehen. Stattdessen nahm alles seinen Anfang in China. Das Porträt eines Mannes, der mit Weitblick, Tatendrang und viel Risikobereitschaft zu einem der reichsten Unternehmer der Welt aufstieg.

Harry Triguboff prägt Sydneys Skyline © picture alliance / Zoonar | kavram
Frühe Jahre in China
Harry Triguboff kam am 3. März 1933 in Dalian zur Welt. Seine Eltern waren russische Juden, die vor der politischen Unsicherheit in ihrer Heimat geflohen waren. Dalian, ehemals bekannt als Dairen, war zu dieser Zeit eine Stadt mit internationalem Charakter. Hier wuchsen zahlreiche Kinder innerhalb vieler Sprachen und Kulturen auf. Im Hause Triguboff sprachen die Eltern Russisch, doch außerhalb der eigenen vier Wände wurde viel Chinesisch und Japanisch gesprochen.
Die frühen Jahre des jungen Harry fielen in eine Epoche, die stark von politischen Umbrüchen gekennzeichnet war. Die Eltern sahen mit Sorge auf die Entwicklungen in China und weltweit. In der Hoffnung auf ein sichereres und stabileres Leben entschied sich die Familie, nach Australien auszuwandern. So kam Triguboff 1948 mit 14 Jahren nach Down Under, wo er in Sydney ein völlig neues Kapitel aufschlug.
Ausbildung zwischen Sydney und Leeds
Zunächst besuchte er das Scots College in Sydney, ein renommiertes Internat, das ihm eine hervorragende Allgemeinbildung vermittelte. Schon hier zeigte sich sein bemerkenswerter Eifer, sich möglichst viele Fähigkeiten und Kenntnisse anzueignen. Zwar war die Umstellung auf das Leben in Australien nicht leicht, doch er gewöhnte sich schnell an die neue Umgebung.
Nach dem Schulabschluss zog es Triguboff für ein Studium nach England: In Leeds widmete er sich dem Fach Textilwesen, das zu jener Zeit hervorragende berufliche Aussichten bot. Die Studieninhalte ermöglichten einen weitreichenden Einblick in die industrielle Fertigung, die Materialkunde und die Logistik hinter dem Textilhandel. Diese Erfahrung schulte seinen Blick für praktische Geschäftsmöglichkeiten. Obgleich er später in ganz andere Branchen wechselte, prägte ihn das wirtschaftsnahe Studium nachhaltig.
Vom Textilhandel in die Immobilienwelt
Nach erfolgreichem Abschluss in Leeds kehrte Triguboff nach Australien zurück und versuchte sich zunächst im Textilhandel. Doch der Erfolg stellte sich nur verhalten ein, weshalb er sich rasch umorientierte. Schon bald entdeckte er die aufstrebende Baubranche für sich. Australien erlebte Mitte der 1960er-Jahre einen wirtschaftlichen Aufschwung, die Bevölkerungszahl stieg, und die Nachfrage nach Wohnraum wuchs. Diesen Trend nutzte Triguboff, der 1963 sein Unternehmen Meriton gründete.
Anfangs konzentrierte sich Meriton auf den Bau kleinerer Apartmentkomplexe. Der junge Firmengründer setzte viel Eigenkapital und persönliches Engagement ein, um die ersten Projekte zu verwirklichen. Schritt für Schritt erschloss er neue Grundstücke und konnte bald größere Vorhaben umsetzen. Dass er sich im Bau hochmoderner Wohneinheiten engagierte, galt zu dieser Zeit als fortschrittlicher Ansatz: Statt auf Einfamilienhäuser in Vororten zu setzen, verlegte er sich auf urbanen Wohnraum in zentraler Lage. Dieses Gespür für den Trend zur Verdichtung städtischer Räume sollte zum Grundstein seiner beeindruckenden Karriere werden.
Der Aufstieg von Meriton
Im Laufe der Jahre entwickelte sich Meriton zum größten Apartmentbauer Australiens. Die Firma ist bekannt für ihre imposanten Hochhäuser, die das Stadtbild vieler Orte prägen. Die Projekte galten zu Beginn als risikoreich, weil Hochhäuser in Australien noch längst nicht so verbreitet waren wie heute. Doch Triguboff galt schon immer als Unternehmer, der kalkulierte Risiken nicht scheute.
Seine Herangehensweise bestand darin, Bauprozesse effizient zu gestalten und die Kosten im Blick zu behalten. Mit wachsender Erfahrung machte er deutlich, dass moderne Wohntürme mehr sein können als reine Wohnsilos. Viele seiner Projekte setzen auf integrierte Dienstleistungen, zum Beispiel Fitnessstudios oder Einkaufsflächen direkt im Gebäude. Damit reagierte er früh auf die urbanen Lebensstile einer Bevölkerung, die sich ein hochwertiges Lebensumfeld wünscht.
Großen Wert legt der Unternehmer zudem darauf, Meriton als Familienunternehmen zu führen. Obwohl es längst zu einem der größten Privatunternehmen Australiens zählt, ist er nach wie vor in vielen Entscheidungen einflussreich. Er kontrolliert die strategische Ausrichtung und beobachtet den Markt genau. Dieses enge Engagement spiegelt sich in dem Spitznamen „High-Rise Harry“ wider, der unter Australiens Immobilienexperten zum geflügelten Wort wurde.
Vermögen und Lebensstil von Harry Triguboff
Mit Meriton baute sich Harry Triguboff ein Milliardenimperium auf. Laut Schätzungen verschiedener Finanzmagazine zählt sein Vermögen zu den größten Privatvermögen Australiens. Nach Forbes-Angaben schwankte sein Nettovermögen in den letzten Jahren in einem Bereich von rund 12 bis 15 Milliarden US-Dollar. Exakte Zahlen ändern sich regelmäßig aufgrund von Marktbewegungen und unternehmerischen Entscheidungen. Doch in jedem Fall gilt er als einer der reichsten Australier überhaupt.
Trotz seines finanziellen Erfolgs wird Triguboff oft als bodenständig beschrieben. Das Privatleben zog er der großen öffentlichen Bühne vor. Er hält zwar Vorträge und gibt Interviews, vermeidet jedoch übermäßige Selbstdarstellung. Beobachtern zufolge lebt er komfortabel, aber nicht in Protz und Prunk. Obgleich er gelegentlich in den Medien auftaucht, bewahrt er sich eine gewisse Diskretion.
Familie und persönliches Engagement
Triguboff ist verheiratet und hat zwei Töchter. Die Familie ist eng miteinander verbunden, ohne jedoch großen medialen Rummel um das Privatleben zu verursachen. Mehrere Quellen beschreiben ihn als Mann, der seine Kinder früh an wirtschaftliche Zusammenhänge heranführte, aber dennoch Eigenständigkeit förderte. In seiner Freizeit soll der Milliardär ein Faible für Reisen haben, besonders in jene Weltregionen, in denen gerade neue Bauprojekte realisiert werden. So vereint er Privates und Berufliches auf beinahe untrennbare Weise.
Gesellschaftliches und politisches Engagement
Auf der politischen Bühne ist Triguboff ein bekannter Fürsprecher einer liberalen Einwanderungspolitik. Er argumentiert, dass Australien Zuwanderung braucht, um wirtschaftlich zu wachsen und den Wohnungsmarkt in Schwung zu halten. Diese Meinung hat er mehrfach in Interviews bekräftigt. Gleichzeitig warnt er davor, zu stark von einem einzigen Herkunftsland abhängig zu sein. Stattdessen setzt er auf eine breit gefächerte Einwanderungspolitik, die neue Impulse für das Arbeitskräfteangebot schafft.
Sein Eintreten für Migration gründet sich sowohl auf unternehmerische Überlegungen als auch auf seine eigene Biografie. Als Kind russischer Eltern, geboren in China, aufgewachsen in Australien und ausgebildet in England, verkörpert er das Konzept globaler Mobilität. Entsprechend spendet er regelmäßig an soziale Einrichtungen, die sich für Einwanderer und Bildungschancen einsetzen. Laut offiziellen Einträgen im australischen Charity-Register trägt er mit seiner Stiftung dazu bei, Projekte in den Bereichen Bildung und Soziales zu realisieren.
Kontroversen und Kritik
Wo große Bauvorhaben geplant sind, regt sich oft Widerstand. Gerade in boomenden Regionen wie Sydney, Brisbane oder der Goldküste treffen ambitionierte Projekte nicht selten auf Bürgerinitiativen, die eine zu starke Verdichtung der Städte befürchten. Triguboff hatte in der Vergangenheit wiederholt Auseinandersetzungen mit Stadtverwaltungen über die Genehmigung von Hochhausprojekten. Das führte zu Debatten über Stadtentwicklung, Lebensqualität und Umweltschutz.
Mitunter wird das Unternehmen Meriton auch kritisiert, weil manche seiner Gebäude als reine Renditeobjekte wahrgenommen werden. Kritische Stimmen mahnen an, dass soziale Aspekte und Nachhaltigkeit im Bausektor stärker berücksichtigt werden müssten. Befürworter hingegen heben hervor, dass Meriton seit Jahrzehnten zum Wachstum australischer Städte beiträgt und zigtausende Wohnungen geschaffen hat, die angesichts steigender Nachfrage dringend nötig sind.
Triguboff selbst kontert Kritik meist mit dem Hinweis, dass Australien einen Mix aus Hoch- und Niedrigbebauung brauche, um den Lebensstandard zu wahren. Er sieht den Staat in der Pflicht, geeignete Infrastruktur für die wachsenden Metropolen bereitzustellen.
Harry Triguboff: Der Blick nach vorn
Im hohen Alter denkt Harry Triguboff nicht ans Aufhören. Er steuert Meriton zwar unter Einbindung eines professionellen Managements, doch er behält sich weitreichende Mitspracherechte vor. Sein Engagement in der Branche und in gesellschaftlichen Debatten ist ungebrochen. Die künftige Entwicklung des australischen Wohnungsmarkts dürfte auch in den kommenden Jahren eng mit seinem Namen verbunden sein.
In Interviews betont Triguboff häufig, dass er keine Abkehr von urbanen Apartmentkomplexen erwarte. Stattdessen hofft er, dass moderne Technologien die Bauindustrie weiter optimieren und umweltfreundlicher gestalten. Er forderte die Politik wiederholt auf, in nachhaltige Energieversorgung und den öffentlichen Nahverkehr zu investieren, um die Lebensqualität in Großstädten zu sichern.