Ratgeber, IT / Software

Digitale Selbstverteidigung: Was jeder Mitarbeiter über IT-Sicherheit wissen sollte

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Digitale Selbstverteidigung

Andrey Popov // Adobe Stock

Digitale Selbstverteidigung wird wegen zunehmender Cyberattacken immer wichtiger. Dieser Ratgeber zeigt, wie Sie Ihre Mitarbeiter vorbereiten.

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Die Gefahr, Opfer einer Cyberattacke zu werden, steigt kontinuierlich. Viele Unternehmen investieren daher verstärkt in technische Schutzsysteme wie Firewalls und Virenscanner. Sie vergessen dabei jedoch oft den Faktor Mensch – mit möglicherweise gravierenden Folgen. Denn wissen die Mitarbeiter nicht, wie digitale Selbstverteidigung funktioniert, öffnet dies Tür und Tor für Angreifer. Insofern sollten Sie Ihre Belegschaft sensibilisieren und sie dazu befähigen, im Ernstfall richtig zu reagieren. Worauf es dabei ankommt, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Social Engineering als häufigster Angriffsvektor

Cyberkriminelle müssen heute keine Firewalls mehr knacken. Sie brauchen nur den richtigen Vorwand – und einen Empfänger, der unachtsam reagiert. Mit täuschend echt gestalteten E-Mails oder Nachrichten in Tools wie Microsoft Teams gelingt es Angreifern immer wieder, an vertrauliche Informationen zu gelangen. Die Methoden sind ausgeklügelt und passen sich dem Arbeitsumfeld an. Viele Angriffe beginnen mit einem harmlos wirkenden Hinweis. Eine Formulierung lautet dabei möglicherweise „Bitte prüfen Sie die angehängte Rechnung“, „Dringende Sicherheitsaktualisierung erforderlich“ oder „Neue Richtlinie zur Passwortvergabe“.

Diese Form des sogenannten Social Engineerings ist deshalb so effektiv, weil sie auf psychologische Mechanismen setzt. Dringlichkeit, Autorität und Hilfsbereitschaft werden gezielt ausgenutzt. Ein einziger Klick auf einen präparierten Link oder einen Anhang reicht oft bereits aus, um Schadsoftware einzuschleusen oder Zugangsdaten abzugreifen. Wer digitale Selbstverteidigung beherrscht, erkennt solche Muster – nicht im Nachhinein, sondern im entscheidenden Moment. Investieren Sie deshalb in regelmäßige Trainings. Mehr dazu im letzten Abschnitt des Artikels.

Passwortsicherheit, Rollenverteilung und technische Basismaßnahmen

Trotz zahlreicher Appelle ist außerdem das Thema Passwortsicherheit ein Dauerproblem in vielen Unternehmen. Noch immer werden Passwörter mehrfach verwendet, zu kurz gewählt, auf Notizzetteln festgehalten oder sogar in Excel-Listen gespeichert. Dabei sind kompromittierte Zugangsdaten einer der häufigsten Ausgangspunkte für Cyberangriffe. Sie sollten deshalb sichere Passwortrichtlinien einführen und technische Maßnahmen umsetzen, die schwache Passwörter unterbinden.

Zudem empfiehlt sich der konsequente Einsatz der Zwei-Faktor-Authentifizierung – insbesondere bei Zugängen zu sensiblen Systemen oder Daten. Diese zusätzliche Sicherheitsstufe kann im Ernstfall entscheiden, ob ein Angriff scheitert oder erfolgreich ist.

Mindestens ebenso wichtig wie technische Maßnahmen ist eine konsequente Rechtevergabe. Mitarbeiter sollten nur Zugriff auf die Bereiche erhalten, die sie für ihre Arbeit benötigen. Je umfangreicher die Rechte, desto größer das potenzielle Schadensausmaß bei einem Vorfall. Rollenkonzepte, regelmäßige Prüfungen von Zugriffsrechten und transparente Prozesse zur Vergabe sind daher unverzichtbar.

Alltagsverhalten mit großen Auswirkungen

IT-Sicherheit scheitert häufig auch an einem zu sorglosen Umgang mit den eigenen Arbeitsmitteln. Das gilt in Zeiten des mobilen Arbeitens umso mehr. Ein geöffnetes Notebook im Café, das Arbeiten über offene WLANs oder der Griff zum privaten USB-Stick: All das schafft Angriffsflächen. Auch werden immer wieder Software-Updates „weggeklickt“ oder Aktualisierungen deaktiviert – oft aus Zeitgründen. Doch selbstverständlich steigen dadurch die Risiken.

Eine effektive digitale Selbstverteidigung erfordert daher klare Verhaltensregeln, die regelmäßig kommuniziert und eingeübt werden. Dazu gehören unter anderem:

  • Geräte beim Verlassen des Arbeitsplatzes sperren
  • Externe Datenträger nur nach Freigabe durch die IT nutzen
  • E-Mails mit Dateianhängen kritisch prüfen – selbst bei bekannten Absendern
  • Keine privat genutzten Passwörter für dienstliche Logins verwenden
  • Regelmäßige Updates nicht hinauszögern

Diese Regeln entfalten ihre Wirkung jedoch nur dann, wenn sie nicht als Kontrolle oder Zwang empfunden werden, sondern als notwendiger Bestandteil professionellen Arbeitens.

Schulung, Sensibilisierung und Sicherheitskultur

Die Einführung neuer Sicherheitstechnologien als alleinige Maßnahme reicht nicht aus, um Risiken zu reduzieren. Entscheidend ist, dass Mitarbeiter wissen, wie sie sich im Fall eines Angriffs richtig verhalten. Wer den Ernstfall kennt, kann auch adäquat reagieren. Simulierte Phishing-Kampagnen, regelmäßige Sicherheitstrainings und interne Awareness-Kampagnen sind daher ein wesentlicher Bestandteil funktionierender Cybersecurity-Strategien.

Besonders wirksam sind Schulungen, die konkrete Situationen aus dem Arbeitsalltag aufgreifen. Was tun, wenn ein Kollege nach Zugangsdaten fragt? Wie lässt sich eine gefälschte Absenderadresse erkennen? Was passiert, wenn ein infizierter Anhang versehentlich geöffnet wird? Durch die gezielte Auseinandersetzung mit solchen Szenarien entsteht Handlungssicherheit.

Dazu gehört auch die Etablierung einer offenen Sicherheitskultur. Wenn Sicherheitsvorfälle verschwiegen werden, weil Mitarbeiter Sanktionen befürchten, vergrößert sich der Schaden oft unnötig. Klare Meldewege, schnelle Reaktionsmöglichkeiten und ein konstruktiver Umgang mit Fehlern helfen, Angriffe frühzeitig zu erkennen und einzudämmen.

Fazit: Digitale Verteidigung muss zur Alltagspraxis werden

Die größte Schwachstelle in der IT-Sicherheit ist nicht das System, sondern der Mensch. Angriffe über Phishing, Social Engineering oder Schadsoftware in E-Mail-Anhängen funktionieren, weil Mitarbeiter nicht ausreichend sensibilisiert sind. Digitale Selbstverteidigung muss deshalb zum festen Bestandteil der Unternehmenskultur werden – mit klaren Regeln, wirksamen Trainings und nachvollziehbaren Zuständigkeiten. Ergänzt um technische Maßnahmen entsteht dann ein angemessener Schutz, der Ihr Unternehmen im Notfall vor schwerwiegenden Konsequenzen bewahrt.

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