Heilbronn, 04.12.2023 (PresseBox) – Er war einer der größten Komponisten aller Zeiten – und vielleicht auch der erste Lego-Fan der Geschichte: Johann Sebastian Bach. Zumindest eigne sich Bachs Musik, um damit Lego zu spielen, meinte Kontrabassist Prof. Mini Schulz Ende November bei der Veranstaltung „Learning from Arts – Dialogue“ auf dem Heilbronner Bildungscampus. Und genau das mache sein Kollege am Klavier, Prof. Kálmán Oláh: einzelne Motive aus Bachs Musik entnehmen und damit etwas Neues aufbauen. Die Veranstaltung wurde vom TUM Campus Heilbronn in Kooperation mit Mini Schulz, Kálmán Oláh und den Mitgliedern des Württembergischen Kammerorchesters (WKO) Heilbronn, Patrick Burkhardt (Cello), Johannes Hehrmann (Violine) und Stefan Maneth (Viola), organisiert.

Auf dem Programm stehen Bachs „Goldberg-Variationen“ und deren moderne Adaption als Jazznummer. Und was passiert, wenn ein ganzer Saal voller Informatik- und Managementstudierenden vom TUM Campus Heilbronn mit einem hochkomplexen, knapp 300 Jahre alten Werk konfrontiert wird? Sie sind hellauf begeistert. Denn – das zeigt sich bei der Veranstaltung wieder einmal – die Studierenden am TUM Campus Heilbronn sind keine weltfremden Technik-Nerds oder eiskalten Karrieristen. Sie sind junge, weltoffene Menschen mit vielseitigen Interessen. Und sie lassen sich eben auch für die schönen Künste begeistern.

Wie aus Fehlern Innovation entsteht

Und noch etwas ist besonders an diesem Abend, wie Moderatorin Kornelia Kneissl sagt: „Wir bringen Musik und Lernen zusammen.“ Auf das Konzert folgt eine angeregte Diskussion, was sich aus der Musik für die Arbeitswelt ableiten lässt. Und das ist sehr viel. Zum einen das Thema Fehlerkultur, zu dem Johannes Hehrmann eine rhetorische Frage in den Raum stellt: „Ist ein Fehler nicht einfach eine unerwartete Veränderung?“ „Wir Musiker haben Glück: Wenn wir einen Fehler machen, wird niemand verletzt“, meint auch Mini Schulz. Besonders schön drückt es Information Engineering-Studentin Fathia Ismail, selbst langjährige Pianistin, aus: „Auch wenn du Fehler machst, versuche, sie schön zu machen, als ob du der Geschichte ein weiteres Kapitel hinzufügst.“

Das andere wichtige Thema des Abends ist Leadership: Das Ensemble spielt ohne einen Dirigenten. Einem möglichen Missverständnis tritt Violinist Hehrmann entgegen: „Es ist eine Illusion, dass wir ohne Führung spielen.“ Im Gegenteil: Abhängig von der Musik übernehme mal der eine, mal der andere die Führungsrolle – situative Führung ist also angesagt. „Das ist ein Beispiel für ein Ökosystem, das ohne einen Leiter funktioniert“, bringt es Daniel Gottschald, Geschäftsführer der Die TUM Campus Heilbronn gGmbh, auf den Punkt. Das Erfolgsgeheimnis? Die Musiker hören einander zu. „Wir müssen uns durch die Musik, die wir spielen, gegenseitig verstehen“, sagt Studentin Ismail.

Musik bringt Menschen zusammen

Vom Zuhören zum Verstehen ist es nicht weit. Und das ist die dritte wichtige Erkenntnis des Abends: Musik vereint die Menschen. „Sie bringt Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammen“, sagt Moderatorin Kneissl. Daran lässt auch Violinist Hehrmann keinen Zweifel: „Egal, wo wir spielen – wir haben immer eine enge Verbindung.“ Daniel Gottschald ist überzeugt, dass Kunst und Kultur einen enormen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung leisten können: „Die allgemeinbildende Rolle von Kunst, von Musik ist so stark.“ Und neben vielen wertvollen Erkenntnissen bringt der Abend vielleicht bald noch ein konkretes Ergebnis hervor: Auf vielfachen Wunsch versprach Daniel Gottschald den Kauf eines Klaviers für den TUM Campus Heilbronn ernsthaft zu prüfen.