Den Darm mit helfenden Bewohnern besiedeln
Antibiotika bekämpfen zahlreiche Arten von Entzündungen, doch eine längere Einnahme geht am Körper nicht spurlos vorüber. Schließlich wirken die Medikamente wie ihr Name verrät „gegen das Leben“ und töten nicht nur schädliche, sondern auch nützliche Bakterien ab. Betroffen von diesem Verlust ist vor allem der Darm. Dieser übernimmt wichtige Funktionen, wie spätestens seit dem erfolgreichen Sachbuch von Giulia Enders bekannt ist.
Im Darm wird die aufgenommene Nahrung in ihre Bestandteile zerlegt, um aus ihr die Bausteine für die Energieproduktion und das Wachstum der Zellen zu gewinnen. Daneben kommuniziert der lange Muskelschlauch mithilfe von Botenstoffen direkt mit dem Gehirn; in diesem Zusammenhang spricht man von der Darm-Hirn-Achse. Auch die Darmbakterien haben einen starken Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Um dem Darm etwas Gutes zu tun, sind Probiotika empfehlenswert. Hierbei handelt es sich um lebende Mikroorganismen wie Bifidobakterien und Laktobazillen, die der Anreicherung der Darmflora dienen sollen. Sie siedeln sich im Dünn- und Dickdarm an und wirken sich positiv auf das dortige Milieu aus. Die daraus resultierende Verbesserung des Gesundheitszustands macht sich auf ganz unterschiedlichen Ebenen bemerkbar. Die verdauungsfördernde Wirkung von Probiotika ist wenig überraschend; nachgewiesen ist aber auch, dass sie Hautkrankheiten wie Akne bekämpfen können1. Die Stimmung beeinflussen sie ebenfalls2.
Wer sich im eigenen Körper Probiotika als Helfer heranzüchten möchte, sollte auch an eine ausreichende Aufnahme von Präbiotika denken. Dieser Begriff bezeichnet die Ballaststoffe, von denen Probiotika sich ernähren.
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Mit den richtigen Lebensmitteln von der Wirkung von Probiotika profitieren
Was wir zu uns nehmen, schlägt sich in unserem Gesundheitszustand nieder. Probiotika sind in vielen Nahrungsmitteln enthalten. Grundsätzlich stellt Fermentation, also eine Umwandlung von Stoffen durch Bakterien, Pilze oder Enzyme, eine Lebensgrundlage für Probiotika dar. Fermentierte Lebensmittel enthalten Gase, Alkohol und Säuren, die sie haltbar machen.
Die Säure bereits im Namen trägt das Sauerkraut. Neben lebenden Milchsäurebakterien enthält es auch die Vitamine C und B12. Die traditionelle Beilage unterstützt die Zellerneuerung und Blutbildung und regelt die Verdauung. Dabei ist darauf zu achten, dass das Sauerkraut nicht pasteurisiert wurde, da Erhitzung die gesunden Bakterien und Vitamine abtötet. In Deutschland noch nicht ganz so etabliert ist die koreanische Spezialität Kimchi, die aus Chinakohl hergestellt wird. Auch hier werden diverse Vitamine gleich mitgeliefert, Eisen ist ebenfalls enthalten.
Joghurt gilt gemeinhin als Quelle für Probiotika, da er durch Milchsäurefermentation erzeugt wird. Hier besteht jedoch ein entscheidender Unterschied zwischen Natur- und gezuckertem Joghurt – nur ersterer wirkt sich positiv auf die Darmgesundheit aus. Da aufgrund der Massentierhaltung in Milchprodukten bereits Antibiotika nachgewiesen wurden, empfiehlt sich der Kauf von Bioprodukten oder veganen Varianten. Diesen werden die gleichen Mikroorganismen zugesetzt, der gewünschte Effekt stellt sich also auch hier ein. Präbiotika finden sich vor allem in Vollkornprodukten sowie in Obst und Gemüse wie Äpfeln, Bananen, Brokkoli und Spargel.
Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel
Bei fermentierten Lebensmitteln kann nicht genau ermittelt werden, wie viele Mikroorganismen sie jeweils enthalten. Auch Unverträglichkeiten können dazu führen, dass bestimmte Nährstoffe oder Kulturen dem Körper nicht in ausreichender Menge zugeführt werden. So ist beispielsweise Sauerkraut für Menschen mit einer Fruktoseintoleranz nicht geeignet und kommt als Lieferant für Probiotika nicht in Frage. Um optimal versorgt zu sein, stellen Nahrungsergänzungsmittel eine gute Option dar. Diese enthalten Nährstoffe oder andere Substanzen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung in konzentrierter Form. Sie fördern die Gesundheit und dienen der Leistungssteigerung. Bezogen auf Probiotika ermöglichen sie eine kontrollierte Aufnahme bestimmter Stämme.
Die Einnahme von ergänzenden Probiotika ist über Kapseln, Pulver und Flüssigprodukte möglich. Dabei sollte frischen Flüssigprodukten Zucker als Nahrung für die lebenden Organismen zugesetzt werden. Kapseln und Pulver enthalten gefriergetrocknete Bakterien. Aus diesem Grund muss das Pulver vor der Einnahme zunächst in Wasser gelöst werden und Kapseln müssen magensaftresistent sein, damit die Bakterien die Reise an den Ort überstehen, an dem sie gebraucht werden. Die Dosierung ist je nach Hersteller unterschiedlich.
Da Probiotika von Natur aus in der Umwelt, in Nahrungsmitteln und im Darm vorkommen, ist mit Nebenwirkungen nur dann zu rechnen, wenn sie im Übermaß zugeführt werden. In diesem Falle können sie andere Bakterien verdrängen oder im Dünndarm verbleiben und nicht in den Dickdarm gelangen. Über die richtige Dosierung informiert bereits die Verpackung, darüber hinaus empfiehlt es sich, mit ärztlichem Fachpersonal über das Thema zu sprechen.
1 Jung, G. W., Tse, J. E., Guiha, I., Rao, J. (2013). Prospective, Randomized, Open-Label Trial Comparing the Safety, Efficacy, and Tolerability of an Acne Treatment Regimen with and without a Probiotic Supplement and Minocycline in Subjects with Mild to Moderate Acne. Journal of Cutaneous Medicine and Surgery, 17(2), 114-122. doi:10.2310/7750.2012.12026
2 Thangaleela, S., Sivamaruthi, B. S., Kesika, P. & Chaiyasut, C. (2022). Role of Probiotics and Diet in the Management of Neurological Diseases and Mood States: A Review. Microorganisms, 10(11), 2268. https://doi.org/10.3390/microorganisms10112268
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