Worauf es bei der Auswahl von Projekten ankommt
Damit ein Investment langfristig erfolgreich ist, müssen die Anlagen wirtschaftlich tragfähig sein. Ein sauber kalkuliertes Modell mit einer Rendite von mindestens acht Prozent sollte ohne Einbeziehung zusätzlicher Förderpakete (Solarpaket 1) erreichbar sein. Grundlage dafür ist eine realistische Ertragsprognose (zum Beispiel auf Basis einer PV-Sol-Berechnung) und eine verlässliche Kostenkalkulation. Je nach Anlagentyp und Standort ist dies bei einem Preis von 700 bis 1.100 Euro pro Kilowattpeak der Fall – vorausgesetzt alle Komponenten (Module, Wechselrichter, Verkabelung etc.) sind hochwertig und fachmännisch verbaut sowie inklusive Dachpacht für mindestens 30 Jahre. Auch bei PV-Anlagen gilt – "wer billig kauft, kauft zweimal".
Gerade bei großen, geteilten oder parzellierten Anlagen ist es entscheidend, dass das Management klar geregelt ist. Dazu zählen:
• Monitoring und Fernüberwachung
• Wartung und Instandhaltung
• Abrechnung und kaufmännische Betriebsführung
• Versicherungsmanagement
Am besten wird ein solcher Verwaltungs- und Servicevertrag gleichzeitig mit dem Kaufvertrag abgeschlossen. So greifen alle Prozesse reibungslos ineinander.
Zum Thema
Aktuelle Herausforderungen und Risiken

Auch wenn PV-Investments attraktive Chancen bieten, ist es wichtig, mögliche Risiken realistisch einzuschätzen.
Negative Strompreise
2024 kam es zu einer Reduktion der Einnahmen um rund sieben Prozent aufgrund negativer Stromstunden. Diese Zeit kann sich steigern und bedeutet weniger Ertrag in diesem Jahr. Seit dem Solarspitzengesetz, das im Februar 2025 in Kraft trat, werden die negativen Stromstunden anders behandelt. Diese werden zwar ans Laufzeitende angehangen und nachvergütet, dennoch belasten sie kurzfristig die Wirtschaftlichkeit. Besonders betroffen sind Anlagen mit hoher EEG-Vergütung. Ein massiver Ausbau von Speicherkapazitäten könnte hier künftig Abhilfe schaffen. Dieser ist jedoch mit weiteren Kosten verbunden und rechtlich noch nicht final geregelt.Freilandanlagen mit Schwenkmodulen (Agri-PV-Anlagen)
Bewegliche Montagesysteme versprechen höhere Erträge durch optimale Sonnennachführung. Allerdings steigen dadurch die Wartungskosten erheblich, da bewegliche Teile anfälliger für Verschleiß sind als klassische Stahlunterkonstruktionen. Diese werden häufig nicht mit einkalkuliert und führen zu einer deutlich niedrigeren Netto-Ertrags-Rendite. Zudem: Agri-PV ist noch ein vergleichsweise junges Segment. Klare rechtliche Rahmenbedingungen und langfristige Wirtschaftlichkeitsnachweise fehlen teilweise noch.Projektplanung – fristgerechte Fertigstellung
Ein Großteil der Anlagen am Markt wird leider nicht fristgerecht fertiggestellt. Häufig treten Verzögerungen sowohl bei der DC-Fertigstellung (Gleichstromseite) als auch – noch gravierender – bei der AC-Fertigstellung (Netzanschluss und Inbetriebnahme) auf. In Einzelfällen kann sich der finale Abschluss um bis zu zwei Jahre verzögern.Die Folgen sind erheblich: Die Renditekalkulation verschiebt sich, Liquiditätsengpässe können entstehen und im schlimmsten Fall wird sogar die Legitimität des Investments infrage gestellt.
Gerade deshalb ist es entscheidend, dass Projekte von Anfang an professionell geplant, gesteuert und überwacht werden, damit technische Fertigstellung und Netzanschluss reibungslos und termingerecht erfolgen.
Laufende Kosten – oft unterschätzt
Viele Kalkulationen gehen von zu niedrigen laufenden Kosten aus. Tatsächlich sollten Investoren mit folgenden Positionen rechnen:• Steuerberater: circa 600 Euro p.a.
• Reinigung: alle 2 bis 5 Jahre, circa 2 €/kWp zuzüglich Anfahrt
• Wechselrichtertausch: mindestens einmal während 30 Jahren, circa 3.000 €
Weitere Risiken
• Fehlende Trassengestattung oder Baugenehmigung• Vorkaufsrechte von Gemeinden bei Flächen oder Dächern
• Verzögerungen bei der Abnahme durch Energieversorger
• Investorenunfreundliche Zahlungspläne: Materialbestellungen ohne Eigentumsübergang
Sollten diese Themen nach dem Kauf aufploppen, können große wirtschaftliche Schäden entstehen, welche das Investment unrentabel machen.
Solarpaket 1
Viele Modelle rechnen sich nur durch das 2023 beschlossene Solarpaket 1 und damit 1,5 Cent mehr Vergütung pro kWp Anlagenleistung. Dieses ist zwar in deutsches Recht überführt, wurde aber von der EU-Kommission noch nicht endgültig abgesegnet – und könnte daher potenziell gekippt werden. Hier sollten potenzielle Käufer ihre Wirtschaftlichkeitsberechnung unbedingt prüfen.Steuerliche Risiken
Wie unter anderem pv-magazine berichtete, gibt es auch beim Thema Investitionsabzugsbetrag (IAB) immer wieder falsche Versprechen und Missverständnisse. Wer hier unvorbereitet investiert, riskiert erhebliche steuerliche Nachteile.Aktuell werden beim Finanzamt mehrere Fälle verhandelt, die größere, geteilte PV-Anlagen betreffen (insgesamt über 100 Investoren auf mehreren Anlagen), bei denen einzelne Wechselrichterabschnitte auf mehrere Investoren verteilt wurden. Durch Fehler in der Vertragsgestaltung und Abrechnung kann es dazu kommen, dass der IAB steuerlich nicht anerkannt wird oder rückwirkend gekürzt werden muss.
Die Konsequenz: Geplante steuerliche Vorteile entfallen – im schlimmsten Fall verbunden mit Nachzahlungen, Zinsbelastungen und zusätzlichem Ärger mit dem Finanzamt.
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