Unternehmer, Deutschland

Thomas und Andreas Strüngmann: von Generika-Händlern zu führenden Biotech-Investoren

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picture alliance / VisualEyze | Andreas Pohlmann

Wie die Strüngmann-Zwillinge zum BioNTech-Erfolg beigetragen haben, verrät dieses Portrait.

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Die eineiigen Zwillingsbrüder Thomas und Andreas Strüngmann zählen zu den erfolgreichsten Unternehmern und Investoren Deutschlands. 1950 in Mühlheim geboren, haben sie durch strategische Weitsicht und unternehmerische Leidenschaft bis heute ein beachtliches Vermögen aufgebaut. Ihr Weg führte sie von der Gründung eines Pharmaunternehmens hin zu vielfältigen Investitionen in den Bereichen Gesundheit, Biotechnologie, Immobilien, Energieversorgung und Finanzwesen.

Abgelaufener Patentschutz als Grundstein des Erfolgs

Im Jahre 1979 stiegen die Brüder, nachdem Thomas Strüngmann Medizin und Andreas Strüngmann Betriebswirtschaftslehre studiert hatte, bei der väterlichen Firma Durachemie ein. Sie war 1969 das erste Unternehmen, das ein Antibiotika-Generikum in Deutschland auf den Markt brachte. Generika sind Medikamente, die nach dem Ablauf des Patentschutzes des Originalprodukts zu günstigeren Preisen angeboten werden.

Als Durachemie 1986 für 100 Millionen D-Mark verkauft wurde, hatten die Brüder das Potenzial dieses Marktes erkannt: Noch im selben Jahr gründeten sie die Hexal AG, die innerhalb kurzer Zeit zu einem der größten Anbieter von Generika in Deutschland wurde. In nur zwei Jahrzehnten erwirtschaftete das Unternehmen Milliardenumsätze.

Im Jahr 2005 verkauften die Gründer Hexal und ihren Anteil an Eon Labs, einem amerikanischen Generik-Unternehmen, jedoch für 7,5 Milliarden US-Dollar an den Pharmariesen Novartis. Dieser Verkauf war ein Meilenstein ihrer Karriere und markierte den Beginn einer neuen Phase, in der die Strüngmanns als Investoren aktiv wurden.

Investitionen in Biotechnologie und Medizinforschung

In dieser Funktion wandten sich Thomas und Andreas Strüngmann verstärkt der Biotechnologie und Medizinforschung zu. Das wohl herausragendste Beispiel ihrer unternehmerischen Weitsicht ist die Beteiligung an BioNTech, dem 2008 gegründeten Biotechnologieunternehmen mit Sitz in Mainz, dem die Zwillinge ein Startkapital von rund 180 Millionen US-Dollar für Forschung und Entwicklung zuschossen. BioNTech, geleitet von Ugur Sahin und Özlem Türeci, konzentrierte sich auf die Entwicklung von individualisierten Krebsimmuntherapien.

Während der COVID-19-Pandemie stand BioNTech durch die Entwicklung eines der weltweit ersten zugelassenen mRNA-Impfstoffe gegen das Virus im globalen Rampenlicht. Der Impfstoff rettete Millionen von Menschenleben und führte 2020 zum rasanten Anstieg des Aktienwertes von BioNTech. Da die Strüngmann-Zwillinge zu der Zeit etwa die Hälfte der Anteile hielten, sicherten sie sich enorme finanzielle Gewinne und festigten ihren Ruf als Vordenker der Biotech-Branche. 2020/21 besaßen sie laut Forbes Magazin ein Vermögen von jeweils 24 Milliarden Euro.

Gemeinnütziges Engagement

Über all dem enormen unternehmerischen Erfolg haben Thomas und Andreas Strüngmann nicht vergessen, dass sie ihn dem wissenschaftlichen Fortschritt verdanken. Einen Teil ihres Vermögens spenden sie daher immer wieder für die Förderung der medizinischen Forschung.

So initiierten sie 2008 gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft beispielsweise das nach ihrem Vater benannte Ernst-Strüngmann-Institut (ESI), das Spitzenforschung der kognitiven Neurowissenschaften in Frankfurt am Main ermöglichen soll. Das private Forschungsinstitut wurde von ihnen mit einem Kapital von mehr als 200 Millionen Euro ausgestattet. Die Auswahl der Wissenschaftler und die Evaluierung der Forschungsarbeiten erfolgt nach den Exzellenzkriterien der Max-Planck-Gesellschaft, die Direktoren sind deren Wissenschaftliche Mitglieder. Mit dem Einsatz ihres privaten Vermögens geben die Strüngmanns der Grundlagenforschung neue Impulse – und wer weiß, vielleicht keimt dabei ihre nächste Geschäftsidee.

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