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Terry Gou: Unternehmerische Vision, politisches Engagement und private Einblicke

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Terry Gou

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ichiro Ohara

Terry Gou ist Gründer von Foxconn, dem weltgrößten Elektronikfertiger mit Kunden wie Apple. Nach seinem Rücktritt 2019 blieb er Direktor des Unternehmens. Mit einem Vermögen von rund 10 Milliarden US-Dollar engagierte er sich politisch, zog jedoch zweimal seine Präsidentschaftskandidatur in Taiwan zurück. Gou hat fünf Kinder.

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Terry Gou, geboren am 8. Oktober 1950 in Banqiao, einem Vorort von Taipeh (Taiwan), ist eine der einflussreichsten Unternehmerfiguren Asiens. Der Gründer des Elektronikgiganten Hon Hai Precision Industry Co., besser bekannt unter dem Handelsnamen Foxconn, hat nicht nur ein beispielloses Industriekonglomerat aufgebaut, sondern auch durch sein politisches Engagement und seine persönlichen Entscheidungen wiederholt für Schlagzeilen gesorgt.

Seine unternehmerische Karriere begann 1974 mit einem Startkapital von rund 7.500 US-Dollar. In einer kleinen Werkstatt mit zehn Mitarbeitern stellte Gou zunächst Kunststoffteile für Fernseher her. Daraus entwickelte sich über Jahrzehnte hinweg ein weltweit dominierender Elektronikfertiger. Heute gilt Foxconn als der größte Auftragsfertiger für Elektronik weltweit mit einem geschätzten Marktanteil von über 40 Prozent. Einer der prominentesten Kunden: Apple.

Foxconn: Ein Gigant der globalen Elektronikproduktion

Foxconn produziert unter anderem iPhones, iPads und andere Apple-Produkte, aber auch Geräte für Sony, Microsoft, Dell und viele weitere Tech-Giganten. Die Unternehmensstruktur basiert auf einem rigiden, aber hoch-effizienten Produktionsmodell, das über eine Million Mitarbeitende weltweit beschäftigt. Der Erfolg des Unternehmens basiert auf der Fähigkeit, komplexe Elektronikprodukte in höchster Qualität und zu niedrigen Kosten zu fertigen – ein Modell, das maßgeblich von Terry Gou geprägt wurde.

Im Jahr 2016 expandierte Foxconn unter seiner Leitung durch die Übernahme des japanischen Elektronikherstellers Sharp, was als Zeichen der globalen Ambitionen des Konzerns gewertet wurde. Zudem kaufte Foxconn im selben Jahr die Mobiltelefon-Sparte von Nokia, um seine Position im Endkundengeschäft zu stärken.

Rückzug von der Unternehmensspitze

Nach 45 Jahren an der Unternehmensspitze kündigte Terry Gou 2019 seinen Rücktritt als Vorstandsvorsitzender von Foxconn an. Dennoch bleibt er dem Unternehmen bis heute als Direktor und strategischer Berater verbunden. Sein Rückzug erfolgte in einer Phase, in der er zunehmend politisch aktiv wurde und sich als Kandidat für das Präsidentenamt in Taiwan profilieren wollte.

Politische Ambitionen und Rückzieher

Gou verkündete im Jahr 2019 seine Kandidatur für die taiwanesischen Präsidentschaftswahlen 2020 und wurde dabei von der oppositionellen Kuomintang (KMT) unterstützt. Seine Kampagne betonte wirtschaftliche Kompetenz, Stabilität und einen pragmatischen Umgang mit China. Doch nur wenige Monate nach seiner Ankündigung zog er seine Kandidatur überraschend wieder zurück – ein Schritt, den viele Kommentatoren als Ergebnis parteiinterner Spannungen deuteten.

2023 unternahm Terry Gou einen weiteren Anlauf für die Präsidentschaft, diesmal als unabhängiger Kandidat. Doch auch diese Kampagne beendete er noch vor der Wahl, erneut ohne eine klare Begründung. Beide Rückzüge warfen Fragen nach der politischen Beständigkeit und Strategie des Unternehmers auf.

Privates Leben und Vermögensverhältnisse

Terry Gou gilt als öffentlichkeitsscheu, wenn es um private Details geht – dennoch sind einige Aspekte seines persönlichen Lebens bekannt. Er ist zweifach verheiratet gewesen. Seine erste Ehefrau starb 2005 an Brustkrebs. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder. 2008 heiratete er erneut – seine Frau ist über 20 Jahre jünger und mit ihr hat er zwei weitere Kinder. Insgesamt ist er Vater von fünf Kindern.

Sein Vermögen wird im Jahr 2025 auf etwa 10 Milliarden US-Dollar geschätzt (Quelle: Forbes). Damit zählt er zu den reichsten Menschen Taiwans. Neben seiner industriellen Tätigkeit investierte Gou auch in Immobilien, Medienunternehmen und gemeinnützige Stiftungen, insbesondere im Gesundheitsbereich. Er gründete unter anderem eine Stiftung zur Förderung der Krebsforschung, inspiriert durch den Tod seiner ersten Ehefrau.

Unternehmer mit geopolitischem Einfluss

Terry Gou ist nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern auch eine Figur mit geopolitischem Einfluss. Seine engen Geschäftsverbindungen nach China sowie seine unternehmerische Präsenz auf dem US-Markt bringen ihn regelmäßig in das Spannungsfeld globaler Handelskonflikte. Dabei versteht sich Gou als pragmatischer Vermittler: Er plädiert für wirtschaftliche Kooperation zwischen China und Taiwan, ohne jedoch die politische Eigenständigkeit seines Heimatlandes offen in Frage zu stellen – ein Balanceakt, der ihm Bewunderung, aber auch Kritik einbringt.

Foxconn selbst hat in den letzten Jahren zunehmend versucht, seine Produktionsstandorte zu diversifizieren. Werke in Vietnam, Indien, Mexiko und den USA sollen die Abhängigkeit vom chinesischen Produktionsnetzwerk reduzieren – ein Schritt, den viele als strategische Reaktion auf geopolitische Risiken verstehen.

Fazit: Zwischen Wirtschaftsmacht und politischem Ehrgeiz

Terry Gou steht sinnbildlich für das rasante Wirtschaftswachstum Asiens in den vergangenen Jahrzehnten. Als Gründer von Foxconn hat er nicht nur ein industrielles Imperium aufgebaut, sondern auch bewiesen, wie weit unternehmerische Zielstrebigkeit führen kann. Gleichzeitig bleibt er eine ambivalente Figur: wirtschaftlich überaus erfolgreich, politisch aber von wechselhafter Entschlossenheit.

Sein Einfluss – sowohl in Taiwan als auch auf der globalen Bühne – bleibt dennoch unbestritten. Terry Gou ist damit mehr als nur ein Unternehmer: Er ist ein Machtfaktor mit Milliardenvermögen, strategischem Gespür und der Fähigkeit, ganze Industrien zu formen. Doch ob seine politischen Ambitionen jemals zur vollen Entfaltung gelangen, bleibt angesichts seiner wiederholten Rückzüge offen.

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