Unternehmer, Deutschland, VIP

Susanne Klatten: die stille Macht hinter BMW und Altana

Uhr

picture alliance / SZ Photo | Friedrich Bungert

Susanne Klatten verkörpert eine seltene Kombination aus wirtschaftlicher Macht und persönlicher Zurückhaltung. Sie ist nicht nur eine der reichsten Frauen der Welt, sondern auch eine der diskretesten. Doch hinter diesem zurückgezogenen Auftreten verbirgt sich eine kluge und strategische Unternehmerin, die mit Bedacht in die Zukunft investiert und dabei eine starke soziale Verantwortung zeigt.

Teilen per:

Vom Erbe zur Selbstbestimmung: die Wurzeln der BMW-Erbin

Susanne Klatten, geboren am 28. April 1962 in Bad Homburg, stammt aus einer der bekanntesten Unternehmerfamilien Deutschlands. Ihre Eltern, Herbert und Johanna Quandt, prägten maßgeblich die deutsche Industrielandschaft. Herbert Quandt rettete den Autohersteller BMW in den 1950er-Jahren vor dem finanziellen Ruin und legte damit den Grundstein für das Vermögen, das Susanne Klatten heute zu einer der reichsten Frauen der Welt macht. Die Kindheit von Klatten war von großem Wohlstand und wirtschaftlichem Einfluss geprägt, doch sie hielt sich stets fern vom Rampenlicht. Anders als viele ihrer Zeitgenossen wuchs sie mit dem Bewusstsein auf, dass Reichtum Verantwortung mit sich bringt. 

Ihre Eltern sorgten dafür, dass Susanne und ihr Bruder Stefan früh ein solides Verständnis für die wirtschaftlichen Zusammenhänge erlangten. Dieser Fokus auf Bildung und Unabhängigkeit formte Klatten zu einer Unternehmerin, die es vorzog, hinter den Kulissen zu agieren. Das Vermögen war für sie nie eine Last, sondern eine Aufgabe, der sie sich mit Hingabe und Bedacht widmete.

Akademischer Werdegang: mehr als nur die Erbin  

Im Gegensatz zu vielen ihrer Zeitgenossen aus Industriellenfamilien legte Susanne Klatten großen Wert auf eine fundierte Ausbildung. Nach dem Abitur studierte sie Betriebswirtschaftslehre an der Universität Buckingham in England und erwarb anschließend einen MBA am International Institute for Management Development (IMD) in Lausanne. Doch Klatten wollte sich nicht auf die Theorie verlassen. Unter dem Pseudonym Susanne Kant arbeitete sie inkognito bei der Werbeagentur Young & Rubicam, um echte Berufserfahrungen zu sammeln und nicht nur als Erbin wahrgenommen zu werden. Diese Zeit prägte ihre Einstellung zur Arbeit und gab ihr einen praxisnahen Blick auf die Herausforderungen der Wirtschaftswelt.

Ihr Studium und die beruflichen Stationen haben sie auf die Rolle als Investorin und Aufsichtsrätin vorbereitet. Statt sich auf den Lorbeeren der Familie auszuruhen, hat sie sich selbst intensiv weitergebildet und ein Gespür für zukunftsweisende Investitionen entwickelt.

Ein Vermögen mit Weitblick: das Imperium von Susanne Klatten

Das Vermögen von Susanne Klatten wurde zuletzt auf rund 27 Milliarden US-Dollar geschätzt. Ein großer Teil ihres Reichtums stammt aus ihrer Beteiligung an BMW, wo sie knapp 20 Prozent der Anteile hält. Doch Klatten ist viel mehr als nur eine passive Erbin. Sie hat sich als Unternehmerin einen Namen gemacht, insbesondere durch ihr Engagement in der Chemiebranche. Als Hauptanteilseignerin des Chemieunternehmens Altana hat sie das Unternehmen zu einem weltweit führenden Anbieter von Spezialchemikalien ausgebaut. Seitdem sie 2006 alle Anteile der Altana übernommen hat, steuert sie das Unternehmen strategisch, indem sie gezielt in Innovationen und nachhaltige Produktionsverfahren investiert.

Neben BMW und Altana hält Susanne Klatten Anteile an weiteren Unternehmen. So ist sie auch in den Bereichen Biotechnologie, Medizintechnik und Umwelttechnologie aktiv. Diese Diversifikation zeigt, dass sie nicht nur auf traditionelle Industrien setzt, sondern zukunftsorientiert denkt und dabei stets neue Geschäftsfelder erschließt.

Privatleben im Schatten der Öffentlichkeit

Susanne Klatten führt ein äußerst zurückgezogenes Leben und meidet die Öffentlichkeit, wann immer es möglich ist. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder, die weitgehend von der medialen Aufmerksamkeit ferngehalten werden. Ihr Wohnsitz befindet sich in Bayern, und sie genießt dort ein ruhiges, abgeschirmtes Leben. Bekannt ist, dass sie ihre Familie über alles stellt und die Erziehung ihrer Kinder abseits des öffentlichen Drucks eine hohe Priorität für sie hat.

In der Öffentlichkeit wird sie selten gesehen, und wenn, dann meist in ihrer Funktion als Aufsichtsrätin von BMW oder bei wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anlässen. Ihre Fähigkeit, Privates und Berufliches strikt zu trennen, trägt zu ihrem Ruf als diskrete und professionelle Geschäftsfrau bei.

Gesellschaftliche Verantwortung: ihr stilles Engagement  

Obwohl Susanne Klatten als Person sehr zurückgezogen lebt, zeigt sie ein starkes Engagement für gesellschaftliche Themen. Besonders in den Bereichen Bildung, Forschung und Soziales setzt sie sich intensiv ein. Die Unternehmerin gründete die SKala-Initiative, eine gemeinnützige Organisation, die sich der Förderung von sozialen Projekten widmet. SKala konzentriert sich darauf, nachhaltige Projekte in den Bereichen Bildung, Integration und Gesundheit zu unterstützen. Sie fördert dabei besonders solche Initiativen, die eine langfristige Wirkung haben und soziale Ungleichheiten verringern.

Zudem engagiert sich Klatten stark für die Förderung der Naturwissenschaften und Innovation. So investiert sie in Start-ups und Forschungsvorhaben, die sich mit umweltfreundlichen Technologien und neuen medizinischen Anwendungen beschäftigen. Auch in der Kunstszene ist Klatten aktiv: Sie ist Mitglied im Kuratorium der Pinakothek der Moderne in München und unterstützt zahlreiche kulturelle Projekte.

Politisch hält sich Susanne Klatten dagegen eher zurück. Sie ist weder Mitglied einer politischen Partei, noch zeigt sie sich öffentlich in einer politisch aktiven Rolle. Trotzdem hat sie durch ihre wirtschaftliche Position und ihre Netzwerke in der deutschen Industrielandschaft einen indirekten Einfluss auf politische Entscheidungen, insbesondere wenn es um Wirtschaftspolitik und Nachhaltigkeit geht.

Von der Erbin zur Visionärin: ihre außergewöhnliche Perspektive  

Susanne Klatten ist eine Unternehmerin, die nicht nur für ihre milliardenschweren Anteile bekannt ist, sondern auch für ihre Weitsicht und ihr Gespür für zukunftsträchtige Märkte. Sie nutzt ihre wirtschaftliche Macht, um Innovationen zu fördern und nachhaltige Geschäftspraktiken zu etablieren. Besonders bemerkenswert ist, dass Klatten sich nicht auf ihr Erbe verlassen hat, sondern aktiv daran arbeitet, ihr Portfolio zu diversifizieren und ihre Unternehmen zukunftssicher aufzustellen.

Ihre Fähigkeit, trotz ihrer enormen Vermögenswerte bodenständig und unauffällig zu bleiben, hebt sie von vielen anderen Milliardären ab. Susanne Klatten hat es geschafft, sich einen Ruf als kluge und weitsichtige Unternehmerin zu erarbeiten, die aus dem Schatten ihrer Familie herausgetreten ist und ihren eigenen Weg gegangen ist. Ihre Rolle als eine der wichtigsten weiblichen Wirtschaftsmächte Deutschlands unterstreicht, wie viel Einfluss sie auf die industrielle und gesellschaftliche Entwicklung des Landes hat.

 

Melden Sie sich für den Newsletter an

Erhalten Sie jede Woche geballtes Wirtschaftswissen und News kostenfrei per E-Mail.

Weitere Artikel

Jens Kunath, Hamburg

Interview mit Jens Kunath: Vom Biathlon zum Digital-Unternehmer

Interviews, Deutschland, Unternehmer

Hongkongs Baumeister: Lee Shau Kee und sein Weg zum Immobiliengiganten

News, Unternehmer, Wirtschaft
German Lorrea Mota Velasco

Wie Germán Larrea Mota Velasco Mexikos reichster Mann wurde

Unternehmer

Beliebteste Artikel

Das Wort Insolvenzverfahren ist auf einem Formular für einen Insolvenzantrag für Personengesellschaften und juristische Person unterstrichen.

IWH-Analyse: Insolvenzzahlen auf Rekordhoch im Juli

Deutschland, Wirtschaft
Als Nestlé-Europachef informierte Laurent Freixe (r) 2012 über das geplante Nestlé-Werk für Kaffekapseln in Schwerin, zusammen mit dem damaligen Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering (SPD, l)

Nestlé-CEO Mark Schneider tritt zurück

Wirtschaft, Unternehmen
Russland, Moskau: Von der Moskwa aus sind hinter der Brücke der Kreml und das Hochhaus- und Geschäftsviertel Moskwa City (Hintergrund) zu sehen.

Russland untersagt Verkauf von Raiffeisen-Tochter

Welt, Unternehmen, Wirtschaft