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Start-Ups in Deutschland: Die größten Herausforderungen

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Symbolbild: Start-up, Deutschland

Unsplash / Proxyclick Visitor Management System

Innovative Ideen und große Visionen – trotzdem scheitern viele Start-Ups. Hier liest du, wo die Hauptprobleme der Gründerszene in Deutschland liegen.

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Die Start-up-Szene in Deutschland zeigt sich zwar immer wieder kreativ, aber die Realität hinter den Kulissen ist oft ernüchternd. Trotz innovativer Ideen und engagierter Gründer scheitern viele Jungfirmen schon in den ersten Jahren nach ihrer Gründung. Gründe dafür gibt es viele, von finanziellen Engpässen bis zu einem unfreundlichen Marktumfeld. Doch was steckt genau dahinter, und warum fällt es jungen Unternehmen so schwer, sich in Deutschland zu behaupten?

In Deutschland wurden im ersten Halbjahr 2024 1.384 Start-ups gegründet und damit etwa 15 % mehr als in den sechs Monaten zuvor. Das geht aus Daten einer Report-Reihe hervor, die vom Startup-Verband und startupdetector veröffentlicht wurde. Die Neugründungen seien dabei über viele Sektoren verteilt gewesen, so hätte es beispielsweise Wachstum im Bereich Software, eCommerce, Gaming und Mobilität gegeben. Gleichzeitig sind laut Handelsblatt mit 160 deutschen Start-ups im ersten Halbjahr so viele Jungfirmen pleitegegangen wie nie zuvor. 

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Schwieriger Start durch Bürokratie

Wer in Deutschland ein Unternehmen gründen möchte, braucht viel Geduld. Die Bürokratie zählt zu den größten Hindernissen. Schon die Gründung eines Unternehmens ist mit langwierigen und oft komplizierten Prozessen verbunden.

Probleme im Detail:

  • Gründer müssen zahlreiche Genehmigungen und Dokumente einholen, was Wochen bis Monate dauern kann.
  • Die steuerliche und rechtliche Regulierung ist oft unübersichtlich, insbesondere für kleine, unerfahrene Teams.
  • In Branchen wie Technologie oder Gesundheit gibt es oft zusätzliche branchenspezifische Vorschriften, die den Markteintritt erschweren.

Ein Lichtblick ist jedoch die wachsende Anzahl an Co-Working-Spaces und Beratungsstellen, die Gründern helfen, durch den Bürokratie-Dschungel zu navigieren. Trotzdem bleibt die Situation herausfordernd, besonders im internationalen Vergleich.

Kapitalmangel

Eine der Hauptursachen für das Scheitern von Jungfirmen in Deutschland ist der Mangel an Finanzierungsmöglichkeiten. Anders als in den USA, wo Risikokapitalgeber häufig in junge Unternehmen investieren, sind deutsche Investoren eher konservativ.

Herausforderungen:

  • Viele Start-ups haben Schwierigkeiten, Investoren zu finden, die bereit sind, in riskante, aber potenziell profitable Ideen zu investieren.
  • Banken verlangen oft Sicherheiten, die junge Gründer nicht bieten können.
  • Förderprogramme und staatliche Hilfen existieren zwar, sind jedoch oft schwer zugänglich oder mit hohen Anforderungen verbunden.
  • Aktuell wird die Situation zusätzlich dadurch belastet, dass das wirtschaftliche Umfeld eher schwierig ist und die Zinsen für Kredite vergleichsweise hoch sind.

Einige Neugründungen schaffen es dennoch, über Crowdfunding oder ausländische Investoren Kapital zu erhalten. Doch für viele bleibt das Sammeln ausreichender Mittel ein unüberwindbares Hindernis.

Konkurrenz und geringe Margen

Selbst wenn es die jungen Unternehmen schaffen, ihre Ideen erfolgreich auf den Markt zu bringen, stoßen sie oft auf weitere Hürden. Der Wettbewerb in vielen Branchen ist enorm, und große Konzerne dominieren den Markt.

Probleme in der Umsetzung:

  • Viele Start-ups haben Schwierigkeiten, ihre Produkte oder Dienstleistungen rentabel zu machen, besonders wenn große Wettbewerber ähnliche Angebote günstiger produzieren können.
  • Kundenbindung ist in der Anfangsphase oft schwer, da es jungen Unternehmen an Vertrauen und Bekanntheit fehlt.
  • Technologische Innovationen, die anfangs als Vorteil galten, werden schnell kopiert oder überholt.

Beispiele für gescheiterte Start-ups 

1. Gorillas:  Das Berliner Lieferdienst-Start-up Gorillas galt lange als eines der vielversprechendsten Unternehmen in der deutschen Gründerszene. Mit einer Bewertung von über 1 Milliarde Euro war es ein sogenanntes Unicorn. Doch Gorillas musste 2022 einen Großteil seiner Märkte schließen und wurde schließlich von einem Konkurrenten übernommen. Hauptprobleme waren hohe Betriebskosten und ein unrentables Geschäftsmodell.

2. Enfore: Enfore, ein Start-up, das Kassensysteme und Softwarelösungen für kleine Unternehmen entwickelte, meldete im September 2024 Insolvenz an. Das Unternehmen konnte sich nie wirklich etablieren und war mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert, einschließlich ausstehender Rechnungen und Entlassungen.

Ein Markt voller Hindernisse – und Möglichkeiten

Deutschland bietet zwar eine gute Basis, etwa durch ein starkes Bildungssystem und diverse Förderprogramme. Dennoch haben es junge Unternehmen hier oft schwerer als in anderen Ländern. Bürokratie, Finanzierungsschwierigkeiten und ein harter Wettbewerb fordern viele Gründer heraus – manchmal zu sehr.

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