Nicolas Puech verkörpert die Geschichte eines Erben, der sich von traditionellen Wegen entfernt hat und dadurch seine eigene Familie vor den Kopf stößt. Ob er damit ein visionärer Querdenker ist, ein Mensch, der sich aus Enttäuschung lossagt, oder jemand, der ein starkes persönliches Vertrauensverhältnis über den familiären Zusammenhalt stellt, bleibt Spekulation.
Nicolas Puech, Erbe des französischen Luxuslabel Hermès: eine schillernde Figur voller Widersprüche
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picture alliance / D. Kerlekin/Snowfield Photograph | D. Kerlekin
Das „schwarze Schaf“ der Hermès-Dynastie
Der Name Hermès weckt in der Welt der Mode und des Luxus sofort Assoziationen mit hochpreisigen Handtaschen, Seidentüchern und einem traditionsreichen Familienunternehmen, das seit 1837 für französische Handwerkskunst steht. Einer der weniger bekannten Nachfahren dieses Imperiums ist Nicolas Puech, dessen Leben und Wirken jedoch gerade in den vergangenen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit in den Medien gefunden hat. Anders als seine prominenteren Verwandten, die über die Jahre hinweg das Hermès-Label weiterentwickelt und zu einem weltweit agierenden Unternehmen ausgebaut haben, hielt sich Puech lange Zeit im Hintergrund. Erst mit einer Reihe von überraschenden Schritten und Aussagen geriet er ins Rampenlicht – insbesondere mit der Neuigkeit, dass er sein Vermögen einem früheren Gärtner vererben möchte.
Nicolas Puechs Weg zum Milliardär
Dank seiner Anteile an Hermès gehört Nicolas Puech seit geraumer Zeit zu den vermögenden Persönlichkeiten, die in Rankings wie denen des US-Magazins Forbes auftauchen. Nach dessen aktueller Schätzung besitzt Puech ein Vermögen von über 17 Milliarden US-Dollar. Allerdings schwankte der Wert seiner Hermès-Anteile im Laufe der Jahre, außerdem veräußerte Puech immer wieder Aktienpakete.
Hermès selbst hat in den vergangenen Jahrzehnten eine beeindruckende Entwicklung hingelegt: Vom eher überschaubaren Familienbetrieb entwickelte es sich zu einem der weltweit angesehensten Luxusgüterkonzerne. Der Erfolg beruht auf dem Image, traditionelle Handwerkskunst zu pflegen und zugleich stetig für einen modern-luxuriösen Markenauftritt zu sorgen. Dass Puech an diesem Erfolg teilhat, ist unstrittig: Sein familiäres Erbe hat ihn in der Riege der Multimilliardäre verortet. Trotz dieses enormen finanziellen Hintergrunds war er über viele Jahre hinweg alles andere als ein öffentlichkeitswirksamer Akteur. Erst mit dem wachsenden Interesse der Medien an der komplizierten Gesellschafterstruktur von Hermès rückte auch sein Name stärker ins Licht.
Der Bruch mit der Familie
Wenn man in den letzten Jahren Berichte über Nicolas Puech verfolgt hat, begegnet einem häufig die Rede vom „schwarzen Schaf“ oder vom Außenseiter innerhalb der Familie. Verschiedene Quellen deuten an, dass Puech mit der Neustrukturierung von Hermès und den Verteidigungsmaßnahmen gegen eine mögliche Übernahme durch den Luxuskonzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) nicht einverstanden gewesen sein soll. In seiner Rolle als Aktionär habe er zuweilen gegen Entscheidungen der übrigen Familienmitglieder opponiert und sich aus dem engsten Familienkreis zurückgezogen.
Er hat offenbar wiederholt Teile seiner Anteile verkauft, was innerhalb der Hermès-Familie nicht immer auf Zustimmung stieß. Es gab Zeiten, in denen die Familie zusammenrückte, um das Unternehmen in der eigenen Hand zu behalten und externe Einflussnahme zu verhindern. Puechs Verhalten hingegen wirkte aus Familiensicht vermutlich wie ein illoyaler Schritt. Ob dahinter konkrete Differenzen über die strategische Ausrichtung des Modehauses standen oder persönliche Konflikte, bleibt offen. Jedenfalls scheint es sich um eine langfristige Entzweiung zu handeln.
Leben und Wirken in Genf
In den vergangenen Jahren hielt sich Nicolas Puech mehrheitlich in Genf auf. Die Schweiz ist unter vermögenden Personen schon lange ein attraktiver Ort – sowohl wegen des Bankenplatzes als auch aufgrund der stabilen politischen und gesellschaftlichen Strukturen. Doch die Schlagzeilen, die Puech jüngst in Verbindung mit Genf machte, sind nicht nur positiv. Schweizer Medien berichteten davon, dass Puech in Genf erhebliche finanzielle Verluste erlitten habe. Genannt werden unter anderem Fehlinvestitionen, die ihm nicht nur einen Teil seines Vermögens kosteten, sondern ihm zusätzlich den Ruf eintrugen, sich in undurchsichtige Projekte verstrickt zu haben.
Gleichzeitig wird in manchen Berichten darauf hingewiesen, dass er in der Schweiz weitgehend zurückgezogen gelebt haben soll. Es gibt keine offizielle Bestätigung über eine Ehe oder Kinder. Puech selbst äußert sich in der Öffentlichkeit kaum; wenn er es tut, dann oft über Anwälte oder in den Kontexten gerichtlicher Auseinandersetzungen.
Die überraschende Entscheidung: ein Gärtner als Erbe
Was Nicolas Puech international in die Schlagzeilen brachte, war die unerwartete Ankündigung, sein Vermögen – beziehungsweise den Großteil davon – nicht der Hermès-Familie zu vererben, sondern einem früheren Hausangestellten. Verschiedene Publikationen berichteten übereinstimmend, dass Puech seinen Nachlass einem Mann vermachen wolle, der viele Jahre in seinem Haus als Gärtner tätig gewesen sei.
Der Nachricht sorgte für großes Erstaunen: Ein Milliardär bricht mit der familiären Erblinie eines der ältesten Luxusmodehäuser Frankreichs und überlässt sein Vermögen einer Person ohne direkte verwandtschaftliche Beziehungen – das sprengt jedes gängige Muster.
Reaktionen, Debatten und mögliche Hintergründe
Die Entscheidung rief kontroverse Reaktionen hervor. Einige Kommentatoren spekulieren, dass Puech damit vor allem seine Familie brüskieren wolle. Andere vermuten, er versuche, etwas Gutes zu tun und einer Person, die ihm jahrelang treu zur Seite stand, Dankbarkeit auszudrücken. Wieder andere sehen in dem Vorgang eine mögliche Manipulation: War Puech vielleicht in einer Situation, in der er nicht mehr klar entschied, und könnte der Gärtner ihn beeinflusst haben?
Doch kann Puech den gesamten Nachlass an diesen Gärtner übertragen? Das französische wie auch das schweizerische Erbrecht kennt Vorschriften, die den Schutz von pflichtteilsberechtigten Erben garantieren. Da Puech durch das Modehaus Hermès zu Reichtum gelangte, dürften Teile seines Vermögens ohnehin in einem Firmenkonstrukt gebunden sein. Ob und wie sich sein Testament mit den gesetzlich vorgeschriebenen Regeln vereinbaren lässt, könnte also noch zu langwierigen juristischen Auseinandersetzungen führen.
Die Frage, welche Auswirkungen diese Entscheidung langfristig auf das Unternehmen Hermès oder auf die Familienstruktur hat, bleibt offen. Immer wieder wurde gemutmaßt, dass Puech sich mit den anderen Familienmitgliedern nicht im Reinen fühlt und deshalb bewusst ein Zeichen setzen will, um die „Sippenbande“ zu durchbrechen. Genauso denkbar ist, dass er hier lediglich eine sehr persönliche Entscheidung getroffen hat, der kein größerer Plan zugrunde liegt. Dass Medien bei einer solch ungewöhnlichen Geschichte ein großes Echo erzeugen, ist naturgemäß: Wenige Themen verbinden persönliche Dramatik, Familiendynastien und große Vermögen so stark wie eine Erbschaftskontroverse.
Ein Blick in die Zukunft
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie es mit Nicolas Puech und seinen Anteilen an Hermès weitergeht. In den vergangenen Jahren sind die Aktien des Unternehmens beständig gestiegen, was das Vermögen der Eigentümerfamilie weiter wachsen ließ. Sollte Puech seinen Aktienbesitz noch immer in der Hand haben, wäre dieser Anteil aufgrund der Börsenentwicklung heute womöglich mehr wert als jemals zuvor. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass er bereits weitere Anteile verkauft hat – Informationen darüber dringen nur selten an die Öffentlichkeit. Die Hermès-Familie legt traditionell Wert auf Diskretion, und um ihre Privatsphäre zu wahren, hält sie Details zu Anteilshöhen gern verborgen.
So reiht sich Puech ein in eine Reihe von Unternehmern und Erben, die teils spektakuläre Entscheidungen treffen. Ob man sein Vorgehen als generöse Geste, als Provokation gegen die Familie oder als impulsive Einzelaktion betrachtet, bleibt Auslegungssache. In jedem Fall schreibt er damit ein weiteres Kapitel in der Familiengeschichte, das Aufmerksamkeit weit über die Modebranche hinaus erzeugt.