Lars Windhorst, einst gefeiertes Wunderkind der deutschen Wirtschaft, erlebte rasante Höhenflüge und schmerzhafte Insolvenzen. Heute investiert er breit gefächert und sorgt weiterhin für Schlagzeilen.
Lars Windhorst:
unternehmerisches Talent zwischen Höhenflügen und Insolvenzen

picture alliance/dpa | Frank Molter
Lars Windhorst hat seit den 1990er-Jahren Schlagzeilen gemacht, als man ihn früh zum „deutschen Wunderkind“ der Wirtschaftsszene kürte. Er wirkte während seiner Jugend enorm zielstrebig, gründete eigene Unternehmen und begleitete sogar den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl auf Auslandsreisen. Seine Karriere verlief nicht immer geradlinig: Mehrfach sah er sich schweren Finanzproblemen gegenüber und musste Insolvenzen verkraften. Dennoch blieb sein Name in den Medien präsent, etwa durch umstrittene Investments im Sportbereich oder Konflikte mit internationalen Geschäftspartnern. Dieses Porträt zeichnet die Entwicklung eines ambitionierten Unternehmers nach, der wiederholt vom Scheitern betroffen war, sich davon jedoch unerschrocken erholte – und jedes Mal erneut antrat, um seine Visionen am Markt umzusetzen.
Frühe Jahre und Familie
Lars Windhorst kam am 22. November 1976 in Rahden (Nordrhein-Westfalen) zur Welt. Laut den öffentlich zugänglichen Quellen wuchs er in vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen auf, zeigte aber früh ein großes Interesse an technischen und wirtschaftlichen Zusammenhängen. Bereits in seiner Jugend entwickelte er Ideen, die sich an globalen Trends orientierten, was ihm einen Vorsprung gegenüber manch älterem Konkurrenten zu verschaffen schien.
Als Teenager experimentierte Windhorst mit Elektronikprodukten, die er teils aus Fernost bezog. Dabei erkannte er schnell den Bedarf an Computern und Zubehör in Deutschland, sodass er mit Partnern erste Importgeschäfte aufbaute. Inmitten eines rasanten Wirtschaftswachstums in den 1990er-Jahren wirkte sein früher Geschäftssinn umso beeindruckender, und die Presse nahm ihn als Ausnahmeerscheinung wahr.
Gründung von Windhorst Electronics und frühe Erfolge
Sein öffentliches Image als „Wunderkind“ gründet sich vor allem auf die 1993 erfolgte Gründung von Windhorst Electronics. Als Mitgründer fungierte Tim Schmitz, mit dem er von Beginn an auf asiatische Zuliefermärkte setzte. Das junge Unternehmen handelte vorrangig mit Computern, Laptops und Zubehör. Da Windhorst zu jener Zeit noch minderjährig war, galt er in Deutschland als eine Art Symbolfigur für frühzeitigen Unternehmergeist.
Die mediale Aufmerksamkeit für Windhorst wuchs, als er an den Wirtschaftsreisen des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl nach Asien teilnehmen durfte. Diese seltene Gelegenheit bot ihm Kontakte zu potenziellen Geschäftspartnern und Investoren. Mehrere Zeitungen berichteten damals begeistert über das junge Talent, das sich in Gesprächen mit hochrangigen Wirtschaftsbossen selbstbewusst behauptete. Für die damalige Bundesregierung und viele Beobachter wirkte Windhorst wie ein positives Aushängeschild für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Die 1990er-Jahre blieben für Windhorst Electronics eine Phase des Wachstums. Mit geschicktem Gespür für Trends im EDV-Sektor etablierte sich die Firma, zumindest zeitweise, als erfolgreicher Händler. Gleichzeitig investierte Lars Windhorst in andere Geschäftsfelder, um das Portfolio zu diversifizieren.
Krisen, Insolvenzen und Neubeginn
Die frühen Erfolge konnten den späteren Absturz jedoch nicht verhindern. Mit der Asienkrise Ende der 1990er-Jahre gerieten viele Geschäfte unter Druck. Windhorst hatte sich bereits weit verzweigt und in verschiedene Sektoren investiert, was sich nun als Belastung erwies. In den folgenden Jahren häuften sich die finanziellen Turbulenzen. Schließlich mündeten sie in Unternehmenszusammenbrüchen und einem massiven Reputationsverlust.
2009 kam es zu einer persönlichen Insolvenz des Unternehmers. Mehrere Firmen, mit denen er assoziiert wurde, meldeten ebenfalls Insolvenz an, und Gläubiger forderten hohe Summen. Nach diesem Tiefpunkt folgte ein erneuter Versuch, das eigene Portfolio neu zu ordnen. Windhorst regroupierte, suchte nach Investoren und setzte unter anderem auf die Idee, Beteiligungen an verschiedenen Konzernen zu erwerben. Eine seiner neueren Gesellschaften, die unter anderem unter dem Namen Sapinda Holding B.V. bekannt wurde, diente als Plattform für Investitionen in Branchen wie Rohstoffe, Medien und Technologie.
Trotz wiederholter Schwierigkeiten gelang es ihm, in den 2010er-Jahren mit frischen Investments erneut für Schlagzeilen zu sorgen. Dabei agierte er weiterhin vom internationalen Finanzmarkt aus, mit Verbindungen nach Luxemburg, London und anderen Finanzzentren.
Konflikte und Auseinandersetzungen mit Partnern
Wie in den Berichten der Frankfurter Rundschau deutlich wird, führten Windhorsts geschäftliche Verflechtungen in den letzten Jahren mehrfach zu juristischen Auseinandersetzungen und Insolvenzanträgen. Bei vielen seiner Unternehmungen kamen komplexe Finanzstrukturen zum Einsatz, die den Überblick erschweren. Die Frankfurter Rundschau schildert zudem, wie es 2023 zu einer weiteren Insolvenz kam – diesmal im Kontext seines Tennor-Konstrukts. Dabei soll ein Streit mit einem russischen Oligarchen eine Rolle gespielt haben, der mutmaßlich Forderungen gegen Windhorst beziehungsweise dessen Firmen erhob.
Infolge dieser Entwicklungen ist Windhorst erneut in eine Situation geraten, in der Investoren und Gläubiger die Zukunft seiner Holding kritisch betrachten. Die Schlagzeilen über eine „nächste Insolvenz“ unterstreichen, dass der Unternehmer stets ein hohes Risiko in Kauf nimmt, um seinen Geschäften über Finanzierungsmodelle neues Kapital zuzuführen. Diese Vorgehensweise hat ihm zwar immer wieder Chancen eröffnet, doch die Konflikte mit Partnern oder Kreditgebern deuten auf gravierende Meinungsverschiedenheiten über die Vertragsbedingungen hin.
Beteiligungen und Engagement im Sport
Auch im Fußball sorgte Lars Windhorst für Aufmerksamkeit: Seine Investitionen beim Hertha BSC aus Berlin waren Gegenstand intensiver Berichterstattung. Dabei hatte er sich vorgenommen, dem traditionsreichen Verein mit frischem Kapital zu neuer Stärke zu verhelfen. Allerdings blieben die erhofften sportlichen Erfolge aus, und es entstanden Differenzen, die in der Presse kritisch begleitet wurden.
Für Windhorst war das Engagement im Profifußball mehr als ein reines Finanzgeschäft: In mehreren Interviews vermittelte er den Eindruck, dass er an der Zukunft des Berliner Klubs persönlich interessiert sei. Doch es stellte sich bald heraus, dass auch dieser Plan mit erheblichen Hürden behaftet war. Nach einigen Turbulenzen und Vorwürfen, er halte seine Zusagen nicht konsequent ein, wurde das Verhältnis zwischen dem Verein und dem Investor zumindest zeitweise belastet.
Parallel dazu blieb Windhorst an anderen Beteiligungen interessiert, darunter Unternehmen im Technologiesektor und in der Medienbranche. Der mediale Fokus lag aber klar auf seinem Engagement beim Hertha BSC, den er mit viel Geld ausstattete. Ob ihm diese Investition langfristig eine solide Rendite bringt, blieb in Wirtschaftskreisen kontrovers.
Die Rolle als „Wunderkind“ und ihre Schattenseiten
Die wiederkehrenden Insolvenzen und Konflikte mit Geschäftspartnern zeigen, dass Windhorsts frühe Imagebildung als „Wunderkind“ nicht ohne Tücken war. Während er in seiner Jugend von vielen als Symbol für Tatkraft und Moderne gefeiert wurde, setzte die Realität des internationalen Finanz- und Beteiligungsgeschäfts harte Grenzen. Missmanagement, unglückliche Zufälle und vielleicht zu ambitionierte Expansionspläne führten zu Rückschlägen, die seine Reputation erschütterten.
Gleichwohl entwickelte sich Windhorst zu einer Person, die die Höhen und Tiefen des globalisierten Marktes verkörpert. Viele Beobachter räumen ein, dass sein Mut, große Wagnisse einzugehen, ihn von anderen Unternehmern unterscheidet. Der wiederholte Zusammenbruch mehrerer Firmengebilde hinterlässt jedoch ein zwiespältiges Bild.
Lars Windhorst: streitbarer Unternehmer
Lars Windhorst ist zweifellos eine auffällige Figur der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte. Sein Werdegang führte ihn aus einer nordrhein-westfälischen Kleinstadt direkt auf das internationale Parkett, wo er sich als risikobereiter Investor in unterschiedlichen Branchen profilierte. Die Quellen heben seine ungewöhnliche Karriere hervor: vom jugendlichen Computerelektronik-Händler über den hoffnungsvollen Jungstar, der mit hochrangigen Politikern ins Ausland reiste, bis hin zum Mehrfach-Insolventen, der dennoch stets neue Geschäftsideen präsentierte.
Aktuell bestimmen Konflikte mit russischen Oligarchen, erneute Insolvenzanmeldungen und Spekulationen über sein verbleibendes Vermögen das Bild in der Öffentlichkeit. Gegenüber Kritikern rechtfertigt er sein Vorgehen häufig mit dem Verweis auf globale Marktchancen und unvorhersehbare Krisen. Ob ihn sein Durchhaltevermögen in absehbarer Zeit wieder an die Spitze eines erfolgreichen Firmenimperiums katapultieren kann, bleibt unklar. Fest steht jedoch: Lars Windhorst hat im Laufe seiner Karriere bewiesen, dass er weder vor großen Projekten noch vor neuerlichen Neuanfängen zurückschreckt. Dieses Durchhaltevermögen macht ihn nach wie vor zu einem Unternehmer, der in Deutschland und darüber hinaus für Gesprächsstoff sorgt.