In der Stahlindustrie brachte Lakshmi Mittal es zu großem Reichtum. Der indische Unternehmer hat eine Vorliebe für Nobelimmobilien und Yachten.
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Herkunft und Familie
Lakshmi Niwas Mittal wurde am 15. Juni 1950 im kleinen Ort Sadulpur im indischen Bundesstaat Rajasthan geboren. Sein Vater, Mohan Lal Mittal, war bereits in der Stahlbranche tätig und leitete ein Unternehmen, das Stahlproduktion und -handel im lokalen Rahmen betrieb. Die Familie entstammte der Gemeinschaft der Marwaris, einer Gruppe, die für ihre Handelsaktivitäten und Geschäftstüchtigkeit im nördlichen Indien bekannt ist. In den 50er- und 60er-Jahren expandierte das Geschäft des Vaters, sodass die Mittals ihren Lebensmittelpunkt nach Kalkutta (heute Kolkata) verlegten.
In diesem Umfeld entwickelte Lakshmi Mittal schon früh ein Gespür für wirtschaftliche Zusammenhänge. Der Betrieb des Vaters bot ihm die erste Gelegenheit, sich mit Rohstoffen, Produktionsketten und Märkten auseinanderzusetzen. Diese frühe Prägung verschaffte ihm das Rüstzeug, um die Komplexität der Stahlindustrie zu verstehen. Bis heute beschreibt er diese Zeit als Fundament seiner späteren Erfolge.
Früher Start in der Stahlindustrie
Nach der Schulzeit in Kalkutta studierte Mittal am renommierten St. Xavier’s College, einer Einrichtung, die bekannt ist für ihre wirtschaftswissenschaftlichen Fächer. Dort erlangte er Ende der 60er-Jahre einen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaft. Bereits während des Studiums interessierte er sich mehr für die praktische als für die theoretische Seite des Geschäfts. Er half in den Betrieben des Vaters aus und baute sich schrittweise ein Netzwerk in der indischen Unternehmenslandschaft auf.
Diese ersten Schritte führten ihn später zum Kauf kleiner Stahlwerke, die er modernisierte und effizienter gestaltete. Mit dem erwirtschafteten Gewinn erweiterte er sein Portfolio. Lakshmi Mittal verfolgte dabei eine konsequente Strategie: Er suchte weltweit nach Stahlwerken, die wirtschaftlich angeschlagen waren, und investierte in deren Erneuerung. Dabei setzte er auf ein schlankes Management und eine aggressive Kostenkontrolle. Sein Erfolgsrezept kombinierte technisches Know-how mit einer globalen Perspektive.
Aufstieg zum Marktführer
In den 80er-Jahren begann Lakshmi Mittal, seine Aktivitäten ins Ausland zu verlagern. Zunächst übernahm er Werke in Indonesien und Trinidad, später in Osteuropa. Die globale Expansion beschleunigte sich in den 90er-Jahren. Mittal investierte in Länder, in denen andere Unternehmer oft zögerten – unter anderem in Kasachstan und Rumänien. Dort baute er die Werke um, erhöhte die Produktivität und erschloss neue Märkte.
Ein Meilenstein war die Gründung der Mittal Steel Company, die rasch zu einem der größten Stahlproduzenten weltweit heranwuchs. 2006 fusionierte Mittal Steel mit dem europäischen Konkurrenten Arcelor. Aus dieser Fusion entstand ArcelorMittal, heute das weltweit größte Stahl- und Bergbauunternehmen. Lakshmi Mittal übernahm den Posten des Vorstandsvorsitzenden (Executive Chairman). Diese Position hält er nach wie vor, während er den täglichen Betrieb zunehmend seinem Sohn Aditya Mittal anvertraut.
Vermögen in Milliardenhöhe
Durch die stete Erweiterung und Optimierung seines Stahlkonzerns wuchs auch das persönliche Vermögen von Lakshmi Mittal. Aktuell schätzt Forbes sein Nettovermögen auf rund 17,5 Milliarden US-Dollar.
Wie zeigt ein Unternehmer diesen Reichtum? Mittal investiert in luxuriöse Immobilien und maritime Prestigeobjekte. Sein Anwesen in der Londoner Nobelstraße Kensington Palace Gardens erwarb er 2004 für einen dreistelligen Millionenbetrag in Pfund Sterling, was damals für Schlagzeilen sorgte. Auch seine Yacht „Amevi“ ist ein Statement für sein Faible für den gehobenen Lebensstil: Dieses 80 Meter lange Schiff bietet alle Annehmlichkeiten, die eine moderne Superyacht besitzen kann. Sie wurde 2007 in der niederländischen Werft Oceanco gebaut. Dazu kommt ein Privatjet, der Mittal häufig zu Geschäftstreffen in aller Welt bringt.
Familienleben zwischen Tradition und Moderne
Lakshmi Mittal ist verheiratet mit Usha Mittal. Das Paar hat zwei Kinder: Aditya und Vanisha. Beide sind in unterschiedlicher Form ins Unternehmen eingebunden. Aditya Mittal galt lange als Finanzchef von ArcelorMittal und übernahm später größere Führungsaufgaben. Er spielt heute eine entscheidende Rolle bei strategischen Entscheidungen. Vanisha Mittal war eine Zeit lang im Vorstand der Mittal Steel Company und beteiligte sich an Projekten innerhalb der Unternehmensgruppe.
Die Familie vereint traditionelle Werte mit einer globalen Haltung. In den Medien rückte die Familie immer wieder in den Fokus, wenn es um extravagante Feste ging. Die Hochzeit von Vanisha Mittal im Jahr 2004 sorgte weltweit für Schlagzeilen. Die Feierlichkeiten in Paris sollen Schätzungen zufolge rund 60 Millionen US-Dollar gekostet haben.
Philanthropie und Engagement von Lakshmi Mittal
Der Name Mittal steht nicht nur für eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte, sondern auch für ein markantes soziales Engagement. Lakshmi Mittal ist überzeugt, dass unternehmerischer Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung einhergehen sollte. Mehrfach zeigte er sich als großzügiger Spender im Bildungs- und Gesundheitssektor. Er und seine Familie unterstützten unter anderem den Aufbau des Mittal South Asia Institute an der Harvard University. Dieses Institut fördert wissenschaftliche Forschung über Südasien und soll Brücken zwischen verschiedenen Disziplinen bauen.
Darüber hinaus gründete Mittal den Mittal Champions Trust, der indische Sporttalente fördert. Sein Engagement erstreckt sich nicht nur auf akademische und sportliche Initiativen. Immer wieder fließen Mittel in Bildungsprojekte in Indien, in Gesundheitskampagnen und in Programme zur Armutsbekämpfung. Diese Spenden sollen langfristig die Lebensbedingungen vieler Menschen verbessern.
Im internationalen Kontext unterstützt er außerdem Organisationen, die sich für soziales und kulturelles Miteinander einsetzen. Auch in Krisenzeiten reagiert er. Etwa dann, wenn in Indien Naturkatastrophen eintreten oder wenn Hilfsorganisationen vor Ort zusätzliche Mittel benötigen.
Kritik und Kontroversen
Obwohl Lakshmi Mittal für seine unternehmerischen Erfolge gefeiert wird, sieht er sich auch immer wieder mit Kritik konfrontiert. Umweltschützer und Arbeitsrechtsorganisationen bemängeln teils unzureichende Sicherheitsstandards in manchen Werken und verweisen auf eine potenzielle Belastung der Umwelt. In bestimmten Regionen traten Gewerkschaften mit dem Vorwurf an Mittal heran, Lohnkürzungen oder Personalabbau durchzusetzen, um die Profitabilität zu steigern.
Hinzu kommen Beschwerden über fehlende Investitionen in die Infrastruktur mancher Standorte. Kritische Berichte erwähnten in der Vergangenheit Vorfälle, bei denen Arbeitsunfälle und Umweltverstöße zu Strafen führten. ArcelorMittal betonte daraufhin, seit Jahren an den Arbeitsbedingungen und Sicherheitsstandards zu arbeiten. Mittal selbst äußerte sich in Interviews mehrmals zur Bedeutung nachhaltiger Produktionsverfahren. Er räumte ein, dass der Wandel Zeit in Anspruch nehme und eine Gemeinschaftsaufgabe für die gesamte Branche sei.
Auch seine aufsehenerregenden Ausgaben für Immobilien und Feste wurden gelegentlich hinterfragt. Insbesondere die teure Hochzeit seiner Tochter stieß auf geteilte Meinungen. Während viele das private Glück seiner Familie respektierten, fragten andere, ob eine solche Extravaganz mit gesellschaftlicher Verantwortung vereinbar sei.
Ausblick
Lakshmi Mittal hat es geschafft, in einer oft zyklischen Branche einen Stahlriesen aufzubauen, der trotz schwankender Weltkonjunktur Bestand hat. Sein Vermögen ist zwar nicht mehr so hoch wie zu seinen absoluten Spitzenzeiten, doch er gehört weiterhin zur Elite der superreichen Unternehmer. Gleichzeitig nutzt er seinen Einfluss, um Bildungs- und Sportinitiativen zu fördern, Institutionen wie das Mittal South Asia Institute an der Harvard University zu unterstützen und internationale Akzente in Sachen Stahlproduktion und Marktstrategien zu setzen.
Die Rolle seiner Familie bleibt dabei essenziell. Aditya Mittal übernimmt immer mehr Verantwortung in der Geschäftsführung von ArcelorMittal, Vanisha Mittal bleibt eng in die Konzernaktivitäten eingebunden. Der Fokus liegt darauf, das Geschäft zukunftssicher zu halten und neue Technologien einzuführen, die eine ressourcenschonende Produktion ermöglichen. Beobachter aus der Branche erwarten, dass Lakshmi Mittal verstärkt in strategische und repräsentative Aufgaben wechselt, während sein Sohn das operative Tagesgeschäft leitet.
In Indien und weit darüber hinaus ist Lakshmi Mittal ein Symbol für wirtschaftlichen Ehrgeiz und unternehmerischen Mut. Auch wenn Kontroversen sein öffentliches Bild nicht unberührt lassen, wird er häufig als Wegbereiter für den globalen Erfolg indischer Unternehmen gesehen. Sein Engagement für Bildung und Soziales gibt vielen in seiner Heimatregion Hoffnung, dass unternehmerischer Erfolg mit sozialer Verantwortung vereinbar bleibt. In einer Welt, die zunehmend nach integren Führungspersönlichkeiten sucht, könnte Lakshmi Mittal weiterhin als Inspiration und zugleich als Mahnung dafür stehen, dass Wachstum nicht ohne Nachhaltigkeit und Fairness gelingen kann.