Während ihrer Zeit im Unternehmen hat Karin Sartorius-Herbst verschiedene Veränderungen und Entwicklungen begleitet. Unter ihrer Mitwirkung wurde das Unternehmen in den 1990er-Jahren an die Börse gebracht, um das Wachstum nachhaltig zu ermöglichen und die Finanzierung auf eine breitere Basis zu stellen.
Karin Sartorius-Herbst: die stille Kraft hinter dem Biotech-Erfolg von Sartorius

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Karin Sartorius-Herbst ist eine bedeutende Persönlichkeit in der deutschen Wirtschaft, insbesondere durch ihre Rolle bei der Sartorius AG, einem führenden Unternehmen im Bereich der Biotechnologie. Als Urenkelin des Firmengründers Florenz Sartorius ist sie eng mit dem Unternehmen und hat im Laufe der Jahre sowohl durch ihre berufliche Tätigkeit als auch durch ihr soziales Engagement Einfluss genommen.
Kindheit und Ausbildung von Karin Sartorius-Herbst
Karin Sartorius-Herbst wurde in eine Unternehmerfamilie hineingeboren, deren Geschichte eng mit der Entwicklung der Sartorius AG verknüpft ist. Ihr Urgroßvater, Florenz Sartorius, gründete 1870 in Göttingen eine feinmechanische Werkstatt, die sich auf die Herstellung von Analysenwaagen spezialisierte und sich später zu einem international führenden Life-Science-Konzern entwickelte.
In einem Interview beschrieb sie sich selbst als „akademischer Butler“ ihres Vaters, Horst Sartorius, und betonte, dass sie stets bemüht war, ihm das Leben zu erleichtern, ohne jedoch die Rolle einer Sekretärin einzunehmen.
Beruflicher Werdegang und Rolle im Unternehmen
Nach ihrem Studium trat Karin Sartorius-Herbst in das Familienunternehmen ein und arbeitete eng mit ihrem Vater zusammen. Obwohl sie keine offizielle Führungsposition innehatte, war sie maßgeblich in verschiedene Unternehmensbereiche involviert und trug zur Entwicklung und Expansion der Sartorius AG bei.
Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1998 wurde eine Erbengemeinschaft gegründet, in der Karin Sartorius-Herbst ein Drittel der Anteile hält. Diese Gemeinschaft besitzt insgesamt 50,09 Prozent der Stammaktien der Sartorius AG. Im Jahr 2021 erwarb sie zusätzliche Anteile von anderen Familienmitgliedern und erhöhte damit ihren Einfluss innerhalb der Erbengemeinschaft.
Trotz ihrer bedeutenden Beteiligung an der Sartorius AG hat sie sich bewusst gegen eine Führungsposition entschieden. In einem Interview äußerte sie, dass sie sich eher als „Sozialministerin“ des Unternehmens sehe, was ihre Rolle in sozialen und kulturellen Belangen des Unternehmens unterstreicht.
Erfolge und Veränderungen im Unternehmen
Während ihrer Zeit im Unternehmen hat Karin Sartorius-Herbst verschiedene Veränderungen und Entwicklungen begleitet. Unter ihrer Mitwirkung wurde das Unternehmen in den 1990er-Jahren an die Börse gebracht, um das Wachstum nachhaltig zu ermöglichen und die Finanzierung auf eine breitere Basis zu stellen. Zudem wurde ein besonderer Schwerpunkt auf die damals noch junge Biotechnologie gelegt, was die Position der Sartorius AG als führendes Unternehmen in diesem Bereich festigte.
Soziales Engagement von Karin Sartorius-Herbst
Karin Sartorius-Herbst ist nicht nur Unternehmerin und bedeutende Aktionärin der Sartorius AG, sondern auch eine engagierte Stifterin, die gesellschaftliche Verantwortung über das unternehmerische Wirken hinaus sehr ernst nimmt. Ihr soziales Engagement ist Ausdruck eines wertebasierten Denkens, das sowohl von ihrer familiären Prägung als auch von einem tiefgehenden regionalen Bewusstsein getragen wird.
Ein zentrales Instrument dieses Engagements ist die von ihr ins Leben gerufene Sartorius-Herbst-Stiftung, die seit ihrer Gründung eine breite Palette an gemeinnützigen Projekten fördert. Die Stiftung verfolgt keinen karitativen Aktionismus, sondern einen klar strukturierten und langfristig orientierten Förderansatz, der auf Nachhaltigkeit und Wirksamkeit abzielt. Die Stiftungsarbeit konzentriert sich auf drei zentrale Förderbereiche: Gesundheitswesen, Tier- und Naturschutz sowie Kultur und gesellschaftliches Leben.
Fokus auf das Gesundheitswesen
Im Bereich Gesundheit unterstützt die Stiftung insbesondere Projekte, die die medizinische Versorgung in der Region Südniedersachsen stärken oder innovativen Zugang zu Therapien und Prävention ermöglichen. Dazu zählen unter anderem die Förderung medizinischer Forschungsprojekte an regionalen Kliniken oder Hochschulen, die Anschaffung moderner Medizintechnik für lokale Einrichtungen sowie Programme zur Aufklärung und Prävention im Bereich Volkskrankheiten. Durch solche Initiativen trägt die Stiftung dazu bei, die Lebensqualität vieler Menschen vor Ort nachhaltig zu verbessern.
Engagement für Natur und Tiere
Ein weiterer wesentlicher Schwerpunkt liegt im Tier- und Naturschutz. In einer Zeit zunehmender ökologischer Krisen setzt sich die Sartorius-Herbst-Stiftung für den Erhalt der Artenvielfalt, den Schutz natürlicher Lebensräume und die Förderung des Tierwohls ein. Gefördert werden Projekte von lokalen Umweltinitiativen, Aufforstungsprogramme, Pflegepläne für Schutzgebiete, aber auch Tierschutzvereine, die sich für eine artgerechte Haltung und Versorgung von Haustieren und Nutztieren einsetzen. Der bewusste Fokus auf regionale Projekte sorgt dafür, dass ökologische Verantwortung nicht abstrakt bleibt, sondern direkt in der Heimatregion spürbar wird.
Förderung von Kultur und gesellschaftlichem Leben
Der dritte Pfeiler der Stiftung ist das kulturelle und gesellschaftliche Engagement. Hierzu zählen die Unterstützung von Museen, Theatern, Musikprojekten, regionalen Veranstaltungen und Initiativen zur Bewahrung des kulturellen Erbes. Auch die Förderung des künstlerischen Nachwuchses – etwa durch Stipendien, Preisverleihungen oder Ausstellungen – ist ein Anliegen der Stiftung. Denn für Karin Sartorius-Herbst ist Kultur kein Luxus, sondern ein zentraler Bestandteil gesellschaftlicher Identität und eines lebendigen Gemeinwesens.
Tief verwurzelt in Südniedersachsen
Ein herausragendes Merkmal der Stiftung ist ihre klare regionale Ausrichtung. Die Fördermittel konzentrieren sich nahezu ausschließlich auf Südniedersachsen, insbesondere auf den Raum Göttingen, wo sowohl die Unternehmensgeschichte der Sartorius AG als auch die familiären Wurzeln von Karin Sartorius-Herbst ihren Ursprung haben. Dieses bewusste Bekenntnis zur Region unterstreicht die Überzeugung, dass gesellschaftlicher Wandel und nachhaltige Entwicklung am besten dort beginnen, wo man selbst verankert ist. Karin Sartorius-Herbst versteht ihre Stiftung daher auch als Brücke zwischen wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlicher Verantwortung – im Sinne eines sozialen Rückflusses in die Gemeinschaft.
Vermögen
Laut der Forbes-Liste wird das Vermögen von Karin Sartorius-Herbst auf etwa 3,2 Milliarden Euro geschätzt, was sie zu einer der reichsten Frauen Deutschlands macht. Ihr Vermögen stammt hauptsächlich aus ihrer Beteiligung an der Sartorius AG, die sie von ihrem Vater geerbt und durch den Erwerb weiterer Anteile ausgebaut hat.
Unternehmensgeschichte der Sartorius AG
Die Sartorius AG wurde 1870 von Florenz Sartorius in Göttingen gegründet. Ursprünglich als feinmechanische Werkstatt für Analysenwaagen gestartet, entwickelte sich das Unternehmen über die Jahrzehnte zu einem führenden Anbieter von Labor- und Prozesstechnologie für die Biopharmaindustrie. Heute unterstützt Sartorius Wissenschaftler und Ingenieure weltweit bei der Entwicklung und Herstellung von Medikamenten – von der ersten Idee bis hin zur Produktion.
Im Laufe seiner über 150-jährigen Geschichte hat die Sartorius AG zahlreiche bedeutende Meilensteine erreicht, die den Wandel vom feinmechanischen Familienbetrieb zu einem weltweit agierenden Biotechnologie-Konzern markierten. Ein zentraler Schritt war die konsequente Expansion in internationale Märkte, die insbesondere ab den 1980er- und 1990er-Jahren forciert wurde. Sartorius gründete Tochtergesellschaften in Europa, Nordamerika und Asien und erschloss damit neue Kundengruppen in der Pharma-, Biotech- und Laborbranche. Heute ist das Unternehmen in über 60 Ländern präsent und erwirtschaftet den Großteil seines Umsatzes außerhalb Deutschlands.
Ein weiterer Meilenstein war die Einführung wegweisender Technologien und Produkte, die Sartorius frühzeitig als Innovationsführer positionierten. Dazu zählen unter anderem Membranfilter für die Sterilfiltration, Einweg-Bioreaktoren für die Zellkultivierung sowie digitale Lösungen für das Prozessmonitoring und die Automatisierung in der biopharmazeutischen Herstellung. Mit der Akquisition von Unternehmen wie BioOutsource, TAP Biosystems und Albumedix erweiterte Sartorius gezielt sein Know-how und seine technologische Breite in zukunftsweisenden Feldern wie der Zelllinienentwicklung und der Herstellung rekombinanter Proteine.
Besonders bemerkenswert ist auch die Fähigkeit des Unternehmens, sich an dynamisch wandelnde Marktbedingungen anzupassen – etwa durch den gezielten Ausbau des Bioprocess-Segments, das inzwischen zum Hauptumsatzträger geworden ist. Während viele Wettbewerber bei Technologiewechseln oder regulatorischen Veränderungen Schwierigkeiten hatten, gelang es Sartorius, flexibel zu reagieren und die eigene Marktposition sogar zu stärken. Ein aktuelles Beispiel ist die strategische Fokussierung auf die Produktion von Biopharmazeutika zur Bekämpfung von Krankheiten wie Krebs oder COVID-19.
Dabei spielte die enge Verbindung der Familie Sartorius zur Unternehmensführung stets eine wichtige Rolle. Über Generationen hinweg prägten Familienmitglieder nicht nur die strategische Ausrichtung, sondern auch die Unternehmenskultur. Werte wie langfristiges Denken, Verantwortungsbewusstsein und Innovationsfreude wurden innerhalb der Familie weitergegeben und im Unternehmen gelebt. Auch heute noch hält die Sartorius-Erbengemeinschaft die Mehrheit der stimmberechtigten Stammaktien und sichert so den nachhaltigen Einfluss der Gründerfamilie auf zentrale Unternehmensentscheidungen.
Diese enge Verzahnung von Tradition und Innovation ist ein Schlüssel zum langanhaltenden Erfolg der Sartorius AG – und macht das Unternehmen zu einem der markantesten Beispiele deutscher Industriegeschichte mit globaler Strahlkraft.
Fazit
Karin Sartorius-Herbst verkörpert sozusagen eine Verbindung von Tradition und Moderne. Durch ihre enge Bindung an das Familienunternehmen, ihr soziales Engagement und ihre strategischen Entscheidungen hat sie maßgeblich zur Entwicklung und Positionierung der Sartorius AG als global führendes Unternehmen im Bereich der Biotechnologie beigetragen.