Deutschland, Köpfe

Johannes Baillou und das unternehmerische Erbe der Familie Merck

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Advanced Research Center

picture alliance/dpa | Andreas Arnold

Johannes Baillou sitzt in 13. Generation einem Konzern vor, der wie wenige andere den Begriff „Familienunternehmen“ verkörpert.

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Das global agierende Chemie- und Pharmaunternehmen Merck KGaG ist untrennbar mit der Familie Merck verbunden. Die Wurzeln des DAX-Konzerns reichen bis ins Jahr 1668 zurück, als Friedrich Jacob Merck die Engel-Apotheke in Darmstadt erwarb und damit den Grundstein für das heutige Geschäftsmodell legte. Die Familie hält bis heute über die Eigentümergesellschaft E. Merck KG rund 70 Prozent an der Firma und – mit Ausnahme der USA und Kanadas – die globalen Rechte am Namen und der Marke Merck.

Johannes Baillou stieg Anfang 2024 endgültig zum neuen Merck-Oberhaupt auf. Er folgt Urgestein Frank Stangenberg-Haverkamp als Vorsitzender des Familienrates, der die unternehmerischen Interessen der Familie vertritt, nachdem er bereits seit 2014 dessen stellvertretender Vorsitzender war sowie seit 30 Jahren auch in anderen Gremien der E. Merck KG aktiv ist.

Baillou übernimmt damit in der 13. Generation die zentrale Verantwortung für die Weiterentwicklung des Traditionsunternehmens in einer modernen, globalisierten Welt.

Deutschland als Forschungsstandort

Dazu gehört bemerkenswerterweise, dass Johannes Baillou weiterhin auf Deutschland als starken Pharma-, Industrie- und Forschungsstandort setzt. Pünktlich zu seinem 59. Geburtstag legte er in Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz im April 2024 am Stammsitz der Familie Merck in Darmstadt den Grundstein für das „Advanced Research Center“, ein neues Forschungszentrum, das die Grundlagen zur Herstellung von Krebs-Antikörpern, mRNA-Anwendungen und weiteren Biotech-Produkten analysieren wird.

Ab Anfang 2027 sollen rund 550 Mitarbeitende das Center zu einem weltweit führender Anbieter von Life-Science-Technologien entwickeln. Rund 300 Millionen Euro steckte Merck bislang in das Projekt, die größte Einzelinvestition des Konzerns im Bereich Forschung und Entwicklung. Unter Baillous Führung erweitert Merck das Portfolio nach Übernahmen im Bereich Biotechnologie und Spezialchemikalien nun also um zukünftige Schlüsseltechnologien der Medizin.

Aktienvermögen und politisches Engagement

Das EBITDA der Merck Group, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, betrug im schwierigen Geschäftsjahr 2023 5,9 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 21 Milliarden Euro. Die Aktienanteile der rund 250 Familienmitglieder belaufen sich insgesamt auf gut 70 Prozent und summierten sich laut Manager-Magazin im Jahr 2023 auf 32 Milliarden Euro. Über das konkrete Vermögen und das Privatleben von Johannes Baillou ist kaum etwas bekannt.

Er studierte Jura und Betriebswirtschaftslehre, lebt in Wien und ist hauptberuflich geschäftsführender Gesellschafter einer Immobilienfirma. Aus Wien durchgedrungen ist auch die einzige politische Nachricht über den Unternehmer: Im Jahr 2017 engagierte er sich als Großspender für den später aufgrund von Bestechlichkeits- und anderen Vorwürfen zurückgetretenen Sebastian Kurz und besserte dessen Wahlkampfkasse mit 75.000 Euro auf.

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