Heinrich Weiss, geboren am 5. Juni 1942 in Berlin, ist ein deutscher Unternehmer und Manager, der als Hauptaktionär und Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der SMS Group maßgeblich zur Entwicklung des Unternehmens beigetragen hat.
Technik, Strategie, Unternehmergeist – Heinrich Weiss und die Erfolgsgeschichte der SMS Group

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Heinrich Weiss ist eine Unternehmerpersönlichkeit, die die deutsche Industrie nachhaltig geprägt hat. Als langjähriger Chef der SMS Group formte er einen weltweit führenden Konzern im Maschinen- und Anlagenbau. Sein Erfolgsrezept: strategische Weitsicht, unternehmerischer Mut und ein tiefes Verständnis für die globalen Märkte.
Frühe Jahre und Ausbildung
Geboren am 5. Juni 1942 in Berlin, verbrachte Heinrich Weiss seine Kindheit in Hilchenbach, einer kleinen Stadt im Siegerland. Seine Familie war tief in der Industrie verwurzelt: Bereits in der vierten Generation führte sie ein Unternehmen, das sich auf Maschinen- und Anlagenbau spezialisierte.
Seine schulische Laufbahn absolvierte er am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium in Weidenau. Früh zeigte sich seine technische Begabung, weshalb er sich für ein Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule München entschied. Nach seinem Abschluss als Diplom-Ingenieur im Jahr 1968 stand für Weiss fest, dass er in das Familienunternehmen einsteigen und es weiterentwickeln wollte.
Heinrich Weiss‘ rascher Aufstieg im Familienunternehmen
Bereits mit 26 Jahren übernahm Heinrich Weiss 1968 die Leitung der Siemag Transplan GmbH, einer Tochtergesellschaft des väterlichen Betriebs. Sein erster großer Erfolg war die Sanierung des Unternehmens, das sich zu diesem Zeitpunkt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand.
Seine Führungsqualitäten blieben nicht unbemerkt: 1971 wurde Weiss zum Vorsitzenden der Geschäftsführung der gesamten Siemag-Gruppe ernannt. Er begann sofort, das Unternehmen auf internationales Wachstum auszurichten. Besonders in Asien erkannte er früh das enorme Potenzial, was sich in den kommenden Jahrzehnten als kluge Entscheidung erweisen sollte.
Die Fusion zur SMS Group
Der nächste große Meilenstein in seiner Karriere war die Fusion der Schloemann AG mit der Siemag nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1973. Unter der neuen Firmierung SMS übernahm Heinrich Weiss 1974 den Vorstandsvorsitz und lenkte das Unternehmen durch die Herausforderungen der Globalisierung und der technologischen Entwicklung.
In den folgenden Jahren baute Weiss das Unternehmen kontinuierlich aus. 1999 folgte ein weiterer großer Schritt: Die SMS Group übernahm von Mannesmann die Metallurgie-Sparte von Demag und wurde damit zum weltweit führenden Konzern im Hütten- und Stahlanlagenbau. Durch strategische Akquisitionen und Investitionen in innovative Technologien positionierte sich die SMS Group als Branchenprimus.
Zahlen und Fakten zum Unternehmen
Die SMS Group ist ein international tätiges Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau, das sich auf die Stahl- und Metallindustrie spezialisiert hat. Im Jahr 1871 von Carl Eberhardt Weiss in Siegen als lokale Schmiede gegründet, entwickelte sich das Unternehmen über die Jahrzehnte zu einem globalen Technologieführer. Die SMS Group bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen und Produkten für die metallurgische Industrie an, darunter Anlagen für die Metallurgie, Schmiede- und Gießtechniken, Flach- und Langprodukte sowie Strangpressen.
Einige zentrale Kennzahlen der SMS Group verdeutlichen ihre globale Präsenz und wirtschaftliche Bedeutung:
- Mitarbeiterzahl: Im Jahr 2022 beschäftigte die SMS Group weltweit 14.421 Mitarbeiter.
- Umsatz: Im selben Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 3,139 Milliarden Euro.
- Internationale Präsenz: Die SMS Group ist in über 50 Ländern vertreten und verfügt über 88 vollkonsolidierte Gesellschaften in 21 Ländern.
Diese Zahlen unterstreichen die Position der SMS Group als einen der führenden Anbieter im Anlagenbau für die Stahl- und Metallindustrie.
Die Unternehmensstruktur der SMS Group ist auf verschiedene Geschäftsbereiche ausgerichtet, die den gesamten metallurgischen Prozess abdecken. Dazu gehören Anlagen für die Herstellung von Eisen und Stahl, Öfen für Nichteisenmetalle, Gieß- und Walzanlagen sowie Pressen und Maschinen für die Schmiedetechnik. Darüber hinaus bietet das Unternehmen Dienstleistungen wie Instandhaltung, Digitalisierungsangebote sowie Systeme für Elektrik, Automation und Umwelttechnologien an. Diese Diversifizierung ermöglicht es der SMS Group, maßgeschneiderte Lösungen für ihre Kunden bereitzustellen und sich flexibel an Marktanforderungen anzupassen.
Der Visionär des Maschinenbaus
Weiss erkannte früh, dass deutsche Ingenieurskunst in der ganzen Welt gefragt ist. Daher setzte er stark auf internationale Märkte. Insbesondere China wurde in den 1970er-Jahren zu einem wichtigen Geschäftsfeld. Schon damals schloss er große Aufträge mit chinesischen Unternehmen ab und trug maßgeblich zur deutsch-chinesischen Wirtschaftszusammenarbeit bei.
Ein weiteres Markenzeichen seines unternehmerischen Handelns war sein Innovationsgeist. Weiss förderte konsequent Forschung und Entwicklung und investierte in zukunftsweisende Technologien. Unter seiner Führung wurde die SMS Group zu einem Vorreiter im Bereich nachhaltiger und energieeffizienter Industrieanlagen.
Persönliche Interessen: Motorsport und Fliegerei
Trotz seiner anspruchsvollen Karriere fand Heinrich Weiss immer Zeit für seine persönlichen Leidenschaften. In den 1980er-Jahren nahm er regelmäßig an Langstreckenrennen auf dem Nürburgring teil. Dabei startete er auch in der DTM, der höchsten deutschen Tourenwagenklasse.
Neben dem Motorsport begeisterte ihn auch die Fliegerei. Weiss erwarb einen Pilotenschein für Düsenflugzeuge und steuerte viele seiner Geschäftsreisen selbst. Diese Unabhängigkeit und Flexibilität nutzte er, um die weltweiten Standorte seines Unternehmens effizient zu besuchen.
Heinrich Weiss‘ Engagement in Politik und Wirtschaft
Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit engagierte sich Weiss auch in der Wirtschaftspolitik. Von 1983 bis 1988 war er Bundesvorsitzender des Wirtschaftsrates der CDU und setzte sich für eine wirtschaftsfreundliche Politik ein. Später verließ er die CDU und äußerte 2014 Unterstützung für die Alternative für Deutschland (AfD), distanzierte sich jedoch 2015 wieder von der Partei.
Darüber hinaus war er Mitglied in zahlreichen Aufsichtsräten großer deutscher Konzerne, darunter die Deutsche Bahn, die Commerzbank, Hochtief, Bertelsmann und Voith. Für seine Verdienste erhielt Heinrich Weiss zahlreiche Auszeichnungen. 2001 verlieh ihm die RWTH Aachen die Ehrendoktorwürde. 2013 wurde ihm der russische Orden der Ehre verliehen. Seine unternehmerischen Leistungen fanden sowohl national als auch international große Anerkennung.
Generationswechsel in der SMS Group
Im Dezember 2024 leitete die Familie Weiss Stiftung, die alleinige Eigentümerin der SMS Group, einen Generationswechsel ein. Heinrich Weiss zog sich aus seinen operativen und strategischen Positionen zurück und übergab die Leitung an die nächste Generation.
Seine Nachfolger stehen vor der Herausforderung, das Unternehmen in einer Zeit des industriellen Wandels erfolgreich weiterzuführen. Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und der Wandel in der globalen Stahlindustrie werden die kommenden Jahre prägen.
Heinrich Weiss hat die deutsche Industrie über Jahrzehnte geprägt. Seine Fähigkeit, unternehmerische Chancen frühzeitig zu erkennen und strategisch zu nutzen, machte ihn zu einer Schlüsselfigur im internationalen Maschinen- und Anlagenbau. Die SMS Group, sein Lebenswerk, steht heute für Innovation, Exzellenz und nachhaltige Entwicklung.
Sein Name bleibt untrennbar mit der Erfolgsgeschichte eines Familienunternehmens verbunden, das aus einer regionalen Maschinenbaufirma zu einem global führenden Konzern gewachsen ist.