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Heinrich Otto Deichmann: der Chef des Schuhimperiums

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Heinrich Otto Deichmann

picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Das familiengeführte Unternehmen Deichmann gehört zu den größten Schuhhändlern in Europa und ist bekannt für seine extremen Kampfpreise.

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Heinrich Otto Deichmann, geboren im Jahr 1962 in Essen, ist der Enkel des Firmengründers Heinrich Deichmann und heutiger Chef der Deichmann SE. Heinrich Otto Deichmann hat nicht einfach nur das Geschäft übernommen, sondern die Arbeit seines Vaters fortgeführt und Deichmann erfolgreich in ein globales Unternehmen mit tausenden von Filialen weltweit ausgebaut.

Die Ursprünge des Deichmann-Imperiums

Die Geschichte des Unternehmens beginnt 1913, als der Großvater von Heinrich Otto Deichmann einen eigenen Schuhladen eröffnete, der vor allem Schusterarbeiten beziehungsweise reparierte Schuhe für Bergarbeiter anbot. Gute Qualität und niedrige Preise waren die Markenzeichen von Deichmann und sind es bis heute geblieben. Nach dem Tod des Firmengründers im Jahr 1940 übernahm seine Frau Julie die Geschäftsführung und führte das Unternehmen durch die schwierigen Jahre. Sie hatte einen großen Einfluss auf die Ausrichtung des Unternehmens und etablierte den Anspruch, dass qualitativ hochwertige Schuhe für jeden bezahlbar sein sollten.

Die Expansion unter Heinz-Horst Deichmann

Heinrich Ottos Vater Heinz-Horst übernahm in den 1950er-Jahren die Führung des Unternehmens und begann, Deichmann weiter auszubauen. Unter seiner Leitung wuchs das Geschäft von einem regionalen Betrieb zu einem deutschlandweiten Unternehmen heran. Ein Meilenstein war die Eröffnung der ersten Filiale außerhalb von Essen. Seit den 1970er-Jahren expandierte Deichmann kontinuierlich ins Ausland, zunächst in die Schweiz und später in weitere Länder Europas. In der Schweiz übernahm Deichmann die Handelsketten Dosenbach und einige Jahre später Ochsner. Die Unternehmen fusionierten, wobei Dosenbach als Firmenname in der Schweiz weiterhin präsent ist. Nach dem gleichen Muster erfolgte in Belgien und den Niederlanden die Übernahme des Schuhgeschäfts Van Haren.

Heinz-Horst Deichmann war aber nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern auch ein Philanthrop. Er setzte sich für soziale Projekte im Bereich humanitärer Hilfe ein. Dies prägte auch den jungen Heinrich Otto Deichmann, der schon früh im Familienunternehmen mitarbeitete.

Heinrich Otto Deichmann: sein Aufstieg zum Chef des Unternehmens

Heinrich Otto Deichmann trat nach seinem Studium 1989 in das Familienunternehmen ein. Schon früh zeichnete sich ab, dass er die Erfolgsgeschichte seiner Familie fortsetzen würde. Nachdem er einige Jahre in verschiedenen Bereichen des Unternehmens gearbeitet hatte, übernahm er im Jahr 1999 die Geschäftsführung von seinem Vater. Unter der Leitung von Heinrich Deichmann setzte das Unternehmen seinen Wachstumskurs konsequent fort. Er modernisierte die internen Abläufe, digitalisierte zahlreiche Prozesse, erweiterte das Filialnetz in Europa und darüber hinaus.

Heute ist Deichmann nicht nur in fast allen europäischen Ländern vertreten, sondern auch in den USA. Mit über 4.200 Filialen weltweit und mehr als 40.000 Mitarbeitern ist Deichmann der führende Schuhhändler in Europa. Ein zentrales Element der Unternehmensstrategie von Heinrich Deichmann ist die enge Verzahnung von Online- und Offline-Handel. Schon früh erkannte er die Bedeutung des E-Commerce und baute den Online-Shop des Unternehmens zu einem wichtigen Absatzkanal aus. Gleichzeitig investierte er in die Modernisierung der stationären Geschäfte, um den Kunden ein ansprechendes Einkaufserlebnis zu bieten.

Vermögen und privates Leben

Das Vermögen von Heinrich Otto Deichmann und seiner Familie wird auf knapp acht Milliarden Euro geschätzt. Laut „Forbes“ gehört er nicht nur zu den reichsten Deutschen, sondern auch weltweit zu den wohlhabendsten Unternehmern. Sein Vermögen stammt größtenteils aus dem Familienunternehmen, an dem er die Mehrheit der Anteile hält. Trotz seines enormen Erfolgs ist Heinrich Otto Deichmann für seine Bescheidenheit bekannt. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern zurückgezogen und meidet weitestgehend die Öffentlichkeit. Heinrich Deichmann ist gläubiger Christ und engagiert sich wie schon sein Vater in zahlreichen sozialen und kirchlichen Projekten. So unterstützt er etwa Initiativen zur Bekämpfung von Armut und fördert Bildungsprojekte in verschiedenen Teilen der Welt. Auch in Deutschland setzt er sich für soziale Gerechtigkeit ein und ist in zahlreichen gemeinnützigen Organisationen aktiv. Sein Glaube spielt eine zentrale Rolle in seinem Leben und beeinflusst ebenfalls sein unternehmerisches Handeln.

Zukunftsaussichten für Deichmann

Unter der Führung von Heinrich Otto Deichmann hat sich das Unternehmen erfolgreich an die volatilen Marktbedingungen angepasst. Neben dem preisbewussten Segment besitzt Deichmann auch die Sneaker- und Mode-Kette Snipes, die von dem Riesen aufgekauft wurde. Hier liegt der Fokus eher auf dem jüngeren Publikum, während die Konzernmarke Deichmann ein Geschäft für die ganze Familie bleiben soll.

Neben zahlreichen Eigenmarken erweiterte das Schuhhaus sein Portfolio um diverse bekannte Markenhersteller, ohne in der Regel die magische Hundert-Euro-Grenze pro Produkt zu überschreiten. Dies ist auch ein Unterschied zu den Snipes-Geschäften, welche auch Premium-Sneaker anbieten. Die Digitalisierung und der Wettbewerb im Einzelhandel werden vom Konzern zwar als Herausforderungen betrachtet, doch Heinrich Otto Deichmann bleibt zuversichtlich. Er hat es geschafft, das Unternehmen zu modernisieren und gleichzeitig die Firmenphilosophie zu bewahren. In den kommenden Jahren wird Heinrich Deichmann voraussichtlich weiterhin auf eine Kombination aus Expansion und Digitalisierung setzen, um das Unternehmen auf Erfolgskurs zu halten. Der zusätzliche Fokus auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung könnte in Zukunft ein zentrales Element der Firmenpolitik werden.

Fazit

Heinrich Otto Deichmann ist nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern auch ein Mensch, der sich seiner sozialen Verantwortung bewusst ist. Mit seinem unternehmerischen Geschick und seiner visionären Führung hat er die Deichmann SE zu einem internationalen Branchenführer gemacht.

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