Von der Bohne zum Milliarden-Imperium: Wie Günter Herz das Familiengeschäft verließ, um mit Mayfair in neue Märkte zu investieren – eine Erfolgsstory, die nicht nur für Kaffeeliebhaber belebend wirkt.

picture alliance / | –
Günter Herz, geboren am 22. Juli 1940, ist ein deutscher Unternehmer und ehemaliger Geschäftsführer der Tchibo GmbH. Als Sohn des Tchibo-Mitbegründers Max Herz übernahm er 1965, nach dem Tod seines Vaters, die Leitung des Unternehmens und führte es über mehrere Jahrzehnte hinweg zu bedeutendem Wachstum und Diversifikation.
Aufstieg bei Tchibo und Diversifikation
Unter der Führung von Günter Herz expandierte Tchibo nicht nur im Kaffeesegment, sondern diversifizierte auch in andere Geschäftsbereiche. 1977 erwarb das Unternehmen eine bedeutende Beteiligung an der Beiersdorf AG, bekannt für Marken wie Nivea. 1980 folgte die Übernahme der Mehrheit an der Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH, einem der größten Tabakunternehmen Deutschlands.
Diese strategischen Entscheidungen stärkten die Position von Tchibo als vielseitiger Konzern im deutschen Markt. Darüber hinaus expandierte der Handelsriese nicht nur in zahlreiche europäische Länder wie Österreich, die Schweiz, Polen und Ungarn, sondern wagte auch den Schritt auf andere Kontinente. Mit seinem einzigartigen Geschäftsmodell – dem Verkauf von Kaffee kombiniert mit wöchentlich wechselnden Non-Food-Angeboten – konnte sich Tchibo in mehreren Märkten erfolgreich etablieren. Besonders in Osteuropa gewann das Unternehmen zunehmend an Bedeutung, indem es sich als Lifestyle-Marke mit erschwinglichen, aber hochwertigen Produkten positionierte. Der hohe Bekanntheitsgrad und die durchdachte Expansionsstrategie machten Tchibo bis 2003 zu einem der führenden Handelsunternehmen in Europa mit einem Jahresumsatz von mehreren Milliarden Euro.
Gründung der Maxingvest Holding
Um die verschiedenen Unternehmensbeteiligungen zu bündeln, wurde 1977 die Tchibo Holding AG gegründet, die später, im Juli 2007, in Maxingvest GmbH & Co. KGaA umbenannt wurde. Die Maxingvest fungiert als Dachgesellschaft für die operativen Unternehmen Tchibo GmbH und Beiersdorf AG. Heute hält Maxingvest 100 Prozent der Anteile an Tchibo und kontrolliert knapp 51 Prozent der Stimmrechte an Beiersdorf. Die Holding befindet sich vollständig im Besitz der Familie Herz.
Ist Blut dicker als Kaffee? Ausstieg und Neuausrichtung
Die Familie Herz, Gründer des Tchibo-Imperiums, erlebte nach dem Tod von Max Herz im Jahr 1965 interne Spannungen, insbesondere zwischen den Brüdern Günter und Michael Herz. Günter, der als Vorstandsvorsitzender die Geschäfte leitete, sah sich zunehmend mit Widerstand seines Bruders Michael konfrontiert, der seine Entscheidungen blockierte und seine Führungsrolle infrage stellte. Diese familiären Differenzen führten schließlich dazu, dass Günter Herz nach über 30 Jahren an der Unternehmensspitze seinen Posten aufgab.
Im Jahr 2003 verkauften er und seine Schwester Daniela Herz-Schnoeck ihre Anteile am Tchibo-Konzern für über vier Milliarden Euro an die Brüder Michael und Wolfgang Herz. Mit dem Erlös gründeten Günter und Daniela die Investmentgesellschaft Mayfair Vermögensverwaltung, während die verbleibenden Geschwister die Tchibo Holding AG, die 2007 in Maxingvest umbenannt wurde, weiterführten.
Die internen Konflikte hinterließen tiefe Gräben innerhalb der Familie Herz. Trotz der Bemühungen ihrer Mutter Ingeburg, zwischen den Geschwistern zu vermitteln, verschärften sich die Spannungen zwischen Günter und Michael, bis hin zum völligen Kommunikationsabbruch. Auch Daniela, die fest an der Seite ihres Bruders Günter stand, distanzierte sich vom Rest der Familie. Trotz dieser Zerwürfnisse gelang es der Familie, öffentliche Auseinandersetzungen zu vermeiden und ihre Differenzen weitgehend aus den Medien herauszuhalten, wodurch das Innenleben der Herz-Dynastie für Außenstehende weitgehend im Verborgenen blieb.
Mayfair Vermögensverwaltung: Strategische Investments
Mayfair dient als Familienholding und investiert in langfristige Beteiligungen in verschiedenen Branchen. Eine der ersten großen Investitionen war der Erwerb von 17 Prozent der Anteile an der Puma AG im Jahr 2004, die später auf 27 Prozent erhöht wurden. 2007 verkaufte Mayfair diese Anteile mit erheblichem Gewinn an die französische PPR-Gruppe. Ein weiteres bedeutendes Engagement war die Übernahme von über 90 Prozent der Anteile am Germanischen Lloyd im Jahr 2006, wodurch eine feindliche Übernahme durch Bureau Veritas verhindert wurde. 2013 fusionierte der Germanische Lloyd mit Det Norske Veritas zu DNV GL, einer der weltweit führenden Zertifizierungsorganisationen.
Aktuelle Entwicklungen rund um Günter Herz und die Mayfair Vermögensverwaltung
Heute konzentriert sich Günter Herz über die Hamburger Mayfair Vermögensverwaltung auf diverse Investments in verschiedenen Branchen, darunter Konsumgüter, Einzelhandel und Dienstleistungen. Mit einem geschätzten Vermögen von mehreren Milliarden Euro zählt er zu den reichsten Deutschen. Sein unternehmerischer Werdegang zeigt eine beeindruckende Entwicklung vom Familienunternehmen hin zu erfolgreichen internationalen Investments.