Georg Stumpf gründete 1994 mit 35.000 US-Dollar die Stumpf Group und wurde mit dem Bau des Millennium Towers in Wien bekannt. Heute investiert er über Exyte in Hightech-Industrien, insbesondere Halbleiter. Mit einem Vermögen von 12,6 Milliarden US-Dollar zählt er zu den reichsten Österreichern.

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Georg Stumpf wurde 1972 in Wien geboren und wuchs in einem unternehmerisch geprägten Umfeld auf. Sein Vater, Georg Stumpf senior, war ein angesehener Bauunternehmer, der an Großprojekten wie der Wiener Stadthalle und dem ORF-Zentrum am Küniglberg beteiligt war. Auch wenn Georg junior von der finanziellen Stabilität seines Elternhauses profitierte, verfolgte er früh eine eigene Karriere – ambitioniert, risikobereit und mit klarem Ziel.
Nach dem Abschluss der Höheren Technischen Lehranstalt (HTL) in Wien studierte er an der Wirtschaftsuniversität Wien Handelswissenschaften und begann parallel ein Jurastudium, das er kurz vor dem Abschluss zugunsten seiner unternehmerischen Tätigkeit abbrach. Der entscheidende Schritt erfolgte 1994, als er mit einem väterlichen Darlehen von umgerechnet 35.000 US-Dollar die Stumpf Group gründete. Damit legte er den Grundstein für eine unternehmerische Laufbahn, die ihn innerhalb weniger Jahre zu einem der einflussreichsten Investoren Österreichs machen sollte.
Der Millennium Tower: Aufstieg durch ein Wahrzeichen
Sein erstes Großprojekt ließ nicht lange auf sich warten. 1997 initiierte Georg Stumpf gemeinsam mit einem Bankenkonsortium den Bau des Millennium Towers am Wiener Handelskai. Der Wolkenkratzer mit einer Höhe von 202 Metern wurde 1999 fertiggestellt und ist bis heute eines der bekanntesten Gebäude Wiens. Neben dem Turm entstand auch das Einkaufs- und Entertainmentzentrum „Millennium City“.
Der Verkauf des gesamten Komplexes im Jahr 2003 an die Hamburger Fondsgesellschaft MPC brachte Stumpf einen geschätzten Gewinn von über 200 Millionen Euro. Das Projekt etablierte ihn nicht nur als Bauherr von nationalem Format, sondern ermöglichte ihm auch den Einstieg in großvolumige Industriebeteiligungen.
Expansion in die Industrie: Von Victory zu Exyte
Nach dem Erfolg mit dem Millennium Tower verlagerte Georg Stumpf seinen Fokus von der Immobilienentwicklung auf industrielle Beteiligungen. Gemeinsam mit den österreichischen Unternehmern Ronny Pecik und Mirko Kovats gründete er die Beteiligungsgesellschaft Victory, die 2005 Anteile am traditionsreichen Schweizer Industriekonzern OC Oerlikon übernahm. Die Partnerschaft war allerdings nur von kurzer Dauer: Bereits 2006 kam es zur Trennung, Stumpf verließ Victory und übernahm die Mehrheit am deutschen Hochtechnologieunternehmen M+W Zander.
M+W Zander, 1912 gegründet, war spezialisiert auf Planung und Bau von Hightech-Produktionsstätten, insbesondere im Halbleiterbereich. 2018 wurde das Unternehmen in Exyte umbenannt und gilt heute als global führender Anbieter von EPC-Dienstleistungen (Engineering, Procurement, Construction) für Halbleiter- und Pharmaproduktionsstätten.
Exyte: Milliardenkonzern im Hochtechnologiesektor
Unter der Leitung von Georg Stumpf entwickelte sich Exyte zu einem der bedeutendsten europäischen Industrieunternehmen im Bereich Hightech-Anlagenbau. Der Konzern mit Sitz in Stuttgart plant und errichtet komplexe Fertigungsstätten mit höchsten Reinheits- und Technologiestandards – unter anderem für internationale Halbleiterhersteller, Pharmaunternehmen und Biotech-Firmen.
2022 erzielte Exyte einen Umsatz von 7,4 Milliarden Euro – Tendenz steigend. Angesichts geopolitischer Spannungen und wachsender Nachfrage nach Halbleitern wird der strategische Wert solcher Unternehmen zunehmend deutlich. Stumpf plant mittelfristig den Börsengang von Exyte, um weiteres Wachstum zu finanzieren und die globale Expansion voranzutreiben.
Beteiligungen und neue Investitionen
Neben Exyte ist Georg Stumpf weiterhin in der Immobilienentwicklung tätig. Im Jahr 2024 übernahm eine Tochtergesellschaft seiner Unternehmensgruppe das unvollendete Wiener Luxusprojekt Kaufhaus Lamarr, das infolge der Insolvenz der Signa-Gruppe zum Verkauf stand. Der Kaufpreis lag bei 100,5 Millionen Euro. Für die Fertigstellung des Rohbaus werden weitere rund 200 Millionen Euro veranschlagt.
Stumpf sieht darin eine langfristige Investition in die Transformation des Wiener Stadtbilds und verweist auf das Potenzial von Mixed-Use-Konzepten, die Handel, Freizeit und Büros vereinen.
Vermögen, Familie und Lebensstil
Laut dem „Billionaires Index“ von Forbes verfügt Georg Stumpf im Jahr 2024 über ein geschätztes Vermögen von 12,6 Milliarden US-Dollar. Damit zählt er nicht nur zu den reichsten Österreichern, sondern rangiert auch international unter den vermögendsten Unternehmern Europas.
Privat gilt Stumpf als äußerst diskret. Über viele Jahre war er mit Patricia Schalko, der Tochter eines Papierindustriellen, liiert. Aus dieser Beziehung stammen zwei Kinder: Gianni, geboren 1992, und Winston, geboren 2011. Im Juli 2021 wurde die Trennung des Paares öffentlich. Stumpf lebt weiterhin in Wien, meidet öffentliche Auftritte und ist in den Medien kaum präsent. Weder soziale Netzwerke noch Interviews gehören zu seinem Kommunikationsstil.
Politische Aktivitäten und öffentliche Positionierung
Georg Stumpf tritt politisch nicht in Erscheinung. Es sind weder Parteispenden noch Mandate oder andere Formen politischer Einflussnahme bekannt. Trotz seiner Rolle als einer der größten Arbeitgeber im Hightech-Sektor Österreichs und Deutschlands hält er sich mit politischen Äußerungen vollständig zurück.
Stumpf ist allerdings in wirtschaftspolitischen Gremien als Berater gefragt, insbesondere wenn es um Fragen der Industriepolitik oder der Standortentwicklung im Technologiebereich geht. Seine Nähe zur Industrie, seine Investitionen in Halbleiterinfrastruktur und seine internationale Erfahrung machen ihn zu einem einflussreichen, wenn auch zurückhaltenden Akteur im Hintergrund.
Fazit
Der Lebensweg von Georg Stumpf steht exemplarisch für einen modernen Unternehmertypus: visionär, risikofreudig, strategisch denkend – und dabei betont zurückhaltend in der Öffentlichkeit. Mit einem Startkapital von nur 35.000 US-Dollar hat er innerhalb von drei Jahrzehnten ein Firmenimperium aufgebaut, das sowohl durch ikonische Bauwerke wie den Millennium Tower als auch durch industrielle Exzellenz im Hightech-Bereich geprägt ist. Sein Erfolg beruht auf langfristigem Denken, technologischem Verständnis und einem Gespür für globale Märkte. Trotz seines Milliardenvermögens bleibt Stumpf eine stille Größe – und gerade das macht ihn in einer laut gewordenen Wirtschaftswelt so bemerkenswert.