Seine strategischen Entscheidungen und Investitionen in technologische Innovation brachten Friedhelm Loh ein Vermögen von rund acht Milliarden Euro ein (Stand: 2023). Er zählt zu den reichsten Menschen Deutschlands. Trotz seines Reichtums blieb Loh der Region Mittelhessen und dem Standort Deutschland treu.
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Von bescheidenen Anfängen zum milliardenschweren Imperium
Friedhelm Loh wurde am 16. August 1946 in Haiger, einer Kleinstadt im hessischen Lahn-Dill-Kreis, geboren. Als zweiter Sohn von Irene und Rudolf Loh wuchs er in einem christlich geprägten Elternhaus auf. Sein Vater gründete 1961 die Firma Rittal, die zunächst Schaltschränke für den Maschinenbau fertigte. Lohs Kindheit war bodenständig, sein Alltag geprägt von der handwerklichen Arbeit der Familie und einem engen Bezug zur lokalen Gemeinschaft.
Nach einer Ausbildung zum Starkstromelektriker und einem Studium der Betriebswirtschaftslehre trat Loh 1974 in die Geschäftsführung von Rittal und Ritto ein. Beide Unternehmen wurden 1989 mit weiteren neu gegründeten und akquirierten Unternehmen in der Friedhelm Loh Group gebündelt, der Grundstein für die spätere Transformation des Unternehmens.
Ein Milliardenvermögen durch unternehmerisches Geschick
Unter Friedhelm Lohs Führung wuchs die Firma zu einem global agierenden Konzern. Die Friedhelm Loh Group beschäftigt heute rund 12.000 Mitarbeitende in über 100 Ländern und erzielt einen Jahresumsatz von etwa drei Milliarden Euro. Rittal ist weltweit führend im Bereich Schaltschränke, Stromverteilungssysteme und IT-Infrastrukturen. Hinzu kommen innovative Lösungen für industrielle Automatisierung und nachhaltige Produktion.
Seine strategischen Entscheidungen und Investitionen in technologische Innovation brachten Loh ein Vermögen von rund acht Milliarden Euro ein (Stand: 2023). Er zählt zu den reichsten Menschen Deutschlands. Trotz seines Reichtums blieb Loh der Region Mittelhessen und dem Standort Deutschland treu.
Gesellschaftlicher Einfluss und philanthropisches Engagement
Loh ist ein Verfechter christlicher Werte und gesellschaftlicher Verantwortung. Mit seiner Ehefrau Debora engagiert er sich aktiv in der Freien evangelischen Gemeinde Deutschlands. Dies prägt auch sein unternehmerisches Handeln. Die von ihm gegründete Rittal Foundation unterstützt soziale und kulturelle Projekte, insbesondere in der Region Mittelhessen. Sie fördert unter anderem Bildungsprogramme und Maßnahmen, die jungen Menschen technische Berufe näherbringen.
Auch über die Stiftung Christliche Medien trägt Loh zur Verbreitung christlicher Werte bei. Zusätzlich spendete er Millionenbeträge für den Wiederaufbau von Kirchen. Anlässlich seines 50. Dienstjubiläums im Januar 2024 würdigten Mitarbeitende und Wegbegleiter seinen Einsatz für das Unternehmen und die Region.
Kritische Stimmen und Herausforderungen
Trotz seiner Verdienste blieb Friedhelm Loh nicht frei von Kritik. Die Entscheidung, Rittal aus der Tarifbindung herauszuführen, stieß auf Widerstand. Loh argumentierte, dass Flexibilität und globaler Wettbewerb unerlässlich seien, um im internationalen Markt erfolgreich zu bleiben. Diskussionen über die Arbeitsbedingungen in seinen Betrieben halten jedoch an. Lohs Fokus liegt auf individuellen Entlohnungsmodellen, die stärker auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zugeschnitten sind.
Auch politisch ist Loh ein aktiver Teilnehmer. In wirtschaftspolitischen Debatten warnt er vor übermäßigen Regulierungen, die insbesondere den deutschen Mittelstand belasten könnten. Seine Kritik an der Energiewende und an steigenden Unternehmensabgaben machte ihn zu einer streitbaren, aber respektierten Stimme.
Ein geordneter Blick in die Zukunft
Im Dezember 2023 gab Friedhelm Loh bekannt, einen Beirat zu gründen, um die Nachfolge seines Lebenswerks zu regeln. Dieses Gremium umfasst prominente Persönlichkeiten wie den ehemaligen Bundesbank-Präsidenten Axel Weber und den Bauunternehmer Kurt Zech. Diese Maßnahme zeigt Lohs Weitsicht und den Wunsch, sein Unternehmen auch langfristig erfolgreich und werteorientiert aufzustellen.
Friedhelm Lohs Leidenschaft für Automobile
Neben seinem Unternehmertum hat Friedhelm Loh eine besondere Leidenschaft für Automobile. Seine umfangreiche Sammlung ist seit 2023 im Nationalen Automuseum – The Loh Collection in Dietzhölztal-Ewersbach öffentlich zugänglich. Damit verbindet er seine Liebe zur Technik mit einem Beitrag zur regionalen Kultur.
Ein Unternehmer mit globalem Einfluss
Friedhelm Loh wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Hessischen Verdienstorden. Er ist Ehrenpräsident des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) und Mitglied im Aufsichtsrat von Klöckner & Co SE. Seine Leistungen haben nicht nur die Wirtschaft geprägt, sondern auch einen nachhaltigen Beitrag zur Gesellschaft geleistet.
Die Friedhelm Loh Group spielt eine führende Rolle in der Entwicklung nachhaltiger und digitaler Industriekonzepte. Rittal setzt auf energieeffiziente Produktionsmethoden und recycelbare Materialien, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Dieses Engagement zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und Umweltbewusstsein sich nicht ausschließen.
Fazit: Vorbild und Herausforderung zugleich
Friedhelm Loh ist ein Symbol für den deutschen Mittelstand und zeigt, wie Innovation, Verantwortung und christliche Werte ein Unternehmen zu internationalem Erfolg führen können. Sein Weg verdeutlicht aber auch die Herausforderungen, die ein solch enormes Wachstum mit sich bringt – von der Balance zwischen Wettbewerbsfähigkeit und sozialer Verantwortung bis hin zur Sicherung seines Erbes. Sein Lebenswerk bleibt eine Inspiration für Unternehmer und Gesellschaft gleichermaßen.