Friede Springer führte das Axel-Springer-Verlagshaus in eine neue Ära und zählt heute zu den einflussreichsten Frauen Deutschlands. Neben ihrem Medienimperium engagiert sie sich mit Stiftungen für Bildung, Wissenschaft und Pressefreiheit. Wie sie das Erbe Axel Springers prägte und welche Spuren sie hinterlässt, zeigt ihr beeindruckender Lebensweg.
Verlegerin, Unternehmerin, Stifterin: Friede Springers Weg an die Spitze

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Friede Springer, geboren am 15. August 1942 in Oldsum auf der nordfriesischen Insel Föhr, ist eine prominente deutsche Verlegerin und Witwe des Verlagsgründers Axel Springer. Ihr Lebensweg führte sie von bescheidenen Anfängen als Kindermädchen zur Führung eines der größten Medienhäuser Europas.
Frühe Jahre und Einstieg in die Welt des Verlagswesens
Aufgewachsen als Tochter eines Gärtnermeisters und einer Hauswirtschaftsleiterin, verbrachte Friede Springer ihre Kindheit in einfachen Verhältnissen. In ihrem Elternhaus wurde Fering gesprochen, ein Dialekt der nordfriesischen Sprache. Nach ihrer Schulzeit begann sie eine Lehre als Hotelkauffrau, brach diese jedoch ab. 1965 trat sie eine Stelle als Kindermädchen im Haushalt des Verlegers Axel Springer in Hamburg-Blankenese an. Diese Position markierte den Beginn einer tiefgreifenden persönlichen und beruflichen Beziehung.
Ehe mit Axel Springer und Aufstieg im Verlag
Die Beziehung zwischen Friede und Axel Springer entwickelte sich über die Jahre hinweg, und 1978 heirateten sie, wodurch Friede zur fünften Ehefrau des Verlegers wurde. Nach dem Tod Axel Springers im Jahr 1985 erbte sie, gemeinsam mit den Kindern und Enkeln aus seinen vorherigen Ehen, Anteile am Verlagshaus Axel Springer. Zu diesem Zeitpunkt hielt Axel Springer 26,1 Prozent der Unternehmensanteile; weitere Anteile befanden sich im Besitz des Filmhändlers Leo Kirch, der Familie Burda und verschiedener Kleinaktionäre.
Unternehmerisches Wirken und Expansion
Unter der Führung von Friede Springer erwarben die Erben 1988 die 26-prozentigen Anteile der Burda-Brüder für rund 500 Millionen DM zurück, obwohl Burda fünf Jahre zuvor für 24,9 Prozent der Anteile nur die Hälfte dieses Betrags gezahlt hatte. In den folgenden Jahren kaufte Friede Springer die Anteile der anderen Familienmitglieder auf und übernahm so die Kontrolle über den Verlag. 2002 ernannte sie Mathias Döpfner zum Vorstandsvorsitzenden, der den Konzern erfolgreich aus der Krise führte und die Verflechtungen mit Leo Kirch löste.
Bis 2012 besaß Friede Springer 5 Prozent der Aktien der Axel Springer SE und hielt 90 Prozent der Anteile der Axel Springer-Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co., die wiederum 47,3 Prozent an der Axel Springer SE beteiligt war. Sie fungierte als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Unternehmens. Im September 2020 gab die Axel Springer SE bekannt, dass Friede Springer einen bedeutenden Teil ihrer Anteile an Mathias Döpfner überträgt und ihm zusätzlich die Stimmrechte an ihrem verbleibenden Aktienpaket überlässt. Durch den Verkauf von etwa 4,1 Prozent und die Schenkung von rund 15 Prozent ihrer Anteile kontrollieren beide seither jeweils etwa 22 Prozent des Unternehmens.
Gesellschaftspolitisches Engagement und Stiftungen
Neben ihrer unternehmerischen Tätigkeit engagiert sich Friede Springer intensiv im gemeinnützigen Bereich. Sie ist Vorstandsvorsitzende der Axel Springer Stiftung und gründete zudem die Friede-Springer-Stiftung sowie die Friede-Springer-Herz-Stiftung. Die 2010 ins Leben gerufene Friede-Springer-Stiftung mit Sitz in Berlin fördert Wissenschaft, Forschung, Kunst, Kultur, Bildung und das demokratische Staatswesen. Mit einem Startkapital von 80 Millionen Euro, das bis 2020 auf 150 Millionen Euro anwuchs, unterstützt die Stiftung zahlreiche Projekte und Initiativen. Das Kuratorium der Stiftung setzt sich aus namhaften Persönlichkeiten zusammen, darunter Marianne Birthler, Christoph Markschies und Joachim Sauer.
Friede Springer pflegt enge Kontakte zu politischen Entscheidungsträgern, insbesondere zur ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie nahm für die CDU an mehreren Bundesversammlungen zur Wahl des Bundespräsidenten teil und ist bekannt für ihre Unterstützung des transatlantischen Bündnisses sowie der europäischen Integration. Ihr Engagement für das jüdisch-deutsche Verhältnis und die Unterstützung Israels spiegeln sich in ihrer Tätigkeit in verschiedenen Stiftungen wider.
Auszeichnungen und Ehrungen von Friede Springer
Für ihre vielfältigen Verdienste wurde Friede Springer mehrfach ausgezeichnet. 1988 erhielt sie den Verdienstorden des Landes Berlin, 1996 das Große Verdienstkreuz und 2004 den Bayerischen Verdienstorden. 2008 wurde ihr das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern verliehen. Im Jahr 2000 ehrte sie der Zentralrat der Juden in Deutschland mit dem Leo-Baeck-Preis, und 2002 verlieh ihr die Ben-Gurion-Universität des Negev die Ehrendoktorwürde. Weitere Auszeichnungen umfassen den Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin (2003) und die Moses Mendelssohn-Medaille (2012). 2014 nahm sie stellvertretend für ihren verstorbenen Ehemann den Theodor-Herzl-Preis des World Jewish Congress entgegen.
Am 10. Oktober 2020 wurde Friede Springer mit dem Freiheitspreis der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung ausgezeichnet. Die Stiftung würdigte damit ihren lebenslangen Einsatz für die Pressefreiheit sowie ihre Förderung von Toleranz und gesellschaftlichem Zusammenhalt in Deutschland. In ihrer Laudatio bezeichnete die Stiftung sie als „visionäre Unternehmerin“, die maßgeblich zur Sicherung der Meinungsvielfalt beigetragen habe. Diese Auszeichnung unterstreicht ihr kontinuierliches Engagement für demokratische Werte und eine freie Presse.
Aktuelles und Ausblick
Mit einem geschätzten Vermögen von 3,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 zählt Friede Springer zu den reichsten Persönlichkeiten Deutschlands. Trotz ihres Rückzugs aus der operativen Führung der Axel Springer SE bleibt sie eine zentrale Figur im Mediengeschäft. Durch die Übertragung eines Großteils ihrer Anteile an Mathias Döpfner hat sie die Weichen für die Zukunft des Unternehmens gestellt, bleibt jedoch als Anteilseignerin und Aufsichtsratsmitglied weiterhin eng mit dem Verlag verbunden.
Neben ihrem unternehmerischen Erbe konzentriert sie sich zunehmend auf ihre gemeinnützigen Tätigkeiten. Ihre Stiftungen fördern weiterhin Projekte in Wissenschaft, Bildung, Kunst und Demokratie. Auch ihr politisches und gesellschaftliches Engagement bleibt bestehen, insbesondere im transatlantischen Dialog und der Förderung der Meinungsfreiheit.
Obwohl sich Friede Springer weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, bleibt ihr Einfluss auf den Axel-Springer-Konzern und die deutsche Medienlandschaft unübersehbar. Ihr Lebenswerk verbindet wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung – ein Vermächtnis, das weit über ihre Zeit im Verlag hinaus Wirkung entfalten wird.