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Ein Leben im Schatten, doch mit großem Einfluss: Aldi-Erbe Theo Albrecht Jr.

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picture alliance/dpa | Roland Weihrauch

Der Lenker einer der größten europäischen Lebensmittelhändler ist ein Enigma: Über Theo Albrecht Jr. ist fast nichts bekannt.

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Theo Albrecht Jr. (geboren 1950) ist der älteste Sohn des Aldi-Nord-Gründers Theo Albrecht. Nach dem Bestehen des Abiturs 1969 absolvierte er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Innsbruck, das er 1980 als Diplom-Kaufmann abschloss. Seitdem ist er für den Discounter tätig. Ab 1982 war Theo Jr. in der operativen Führung des Konzerns tätig. Nach dem Tod seines Vaters 2010 erbte er ein Geschäftsimperium, das zu diesem Zeitpunkt bereits Milliardenumsätze erzielte. Zusammen mit seinem Bruder Berthold Albrecht leitete er fortan das Unternehmen. Berthold starb 2012, sodass Theo Jr. die Führung weitestgehend allein übernahm, zuletzt als Vorsitzender des Verwaltungsrats bis zu dessen Auflösung 2023.

Zudem ist Albrecht bis heute stellvertretender Vorsitzender der Markus-Stiftung, die das Gesamtvermögen von Aldi Nord als Mehrheitsgesellschafterin (61 Prozent) verwaltet sowie als alleinige Eigentümerin die US-amerikanische Lebensmittelkette Trader Joe’s, die Theo Albrecht Senior bereits 1979 übernommenen hatte. Darüber hinaus gehört Albrecht Junior die Hutha Holding GmbH, die in den Branchen Management, Unternehmensberatung und Reisen aktiv ist.

Äußerst sparsam – auch im Umgang mit Publicity

Theo Albrecht Jr. ist Multimilliardär. Das Manager-Magazin schätzte sein und das Vermögen seiner Familie im Jahr 2023 auf 18,4 Milliarden Euro. Damit ist Albrecht eine der reichsten Personen Deutschlands. Trotz seines enormen Vermögens und Einflusses hält er sich, wie sein Vater, aus der Öffentlichkeit zurück und gilt als geradezu medienscheu. Lediglich dem Handelsblatt gab er 2016 ein einziges Interview, Fotos oder Fernsehaufnahmen existieren nicht. Aus seinem Privatleben ist nur bekannt, dass er verheiratet und Vater einer Tochter ist. Dieser Rückzug aus dem Rampenlicht ist fast ein Markenzeichen der Familie Albrecht.

Ein Markenzeichen mit tragischem Hintergrund: Am Abend des 29. November 1971 lauerten der verschuldete Rechtsanwalt Hans-Joachim Ollenburg und der Tresorknacker Paul Kron (Spitzname „Diamanten-Paule“) Theo Albrecht Senior vor der damaligen Konzernzentrale in Herten auf und entführten den Aldi-Mitgründer. Nach 17 Tagen Geiselhaft hinter einer Schrankwand in Ollenburgs Düsseldorfer Kanzlei kommt der Firmenchef gegen Zahlung eines Lösegelds von damals unvorstellbaren sieben Millionen Mark frei. Überbracht wird das Geld nach zähen Verhandlungen mit den Entführern von Ruhrbischof Franz Hengsbach. Am 17. Dezember kehrt Theo Albrecht körperlich unversehrt zu seiner Familie zurück.

Zu den kauzigen Fußnoten des Falles gehört, dass Albrecht sich bei den Beamten, die mehr als 10.000 Überstunden angesammelt hatten, mit 120 Flaschen Sekt, zwei Fässern Bier und zwölf Flaschen Schnaps bedankte und 1979 vor dem Finanzgericht Münster erfolglos darauf klagte, das Lösegeld steuerlich als „Betriebsausgabe“ absetzen zu können. Typisch Aldi, möchte man sagen. Dennoch bestärkte das einschneidende Erlebnis die Milliardärsfamilie, sich abzukapseln.

Die bucklige Verwandtschaft

Nur in einer einzigen Situation konnte die Öffentlichkeit erfahren, wie es in den internen Kulissen des Clans zugeht, wobei – selbstredend – Geld die Hauptrolle spielt. Denn Theo Albrecht Jr. und sein verstorbener Bruder Berthold wollten durch ein Geflecht mehrerer Stiftungen verhindern, dass sich weitere Familienmitglieder unkontrolliert aus der Firmensubstanz bedienen können. Berthold bestimmte testamentarisch, dass seine fünf Kinder erst nach Vollendung des 32. Lebensjahres jährliche Zuwendungen in Höhe von jeweils 250.000 Euro erhalten. Eine Ausnahme bilden jedoch sogenannte Ausschüttungen zur Grundsicherung.

Diese Ausnahme nutzten Bertholds Nachfahren und seine Witwe Babette, um sich immer wieder Teile des Aldi-Nord-Vermögens ausschütten zu lassen. Bereits ein Jahr nach Bertholds Tod erhielten sie insgesamt 25 Millionen Euro netto aus einer der Stiftungen, während diese die Steuerzahlungen übernahm. Über die Jahre summierten sich die Zahlungen an die Familie und das Finanzamt auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Es kam zu erbitterten juristischen und medialen Auseinandersetzungen zwischen Theo Albrecht Jr. und dem Clan der Schwägerin, die erst durch ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts gegen Babette und ihre Kindern geklärt und im Februar 2023 beigelegt wurden.

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