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Digitale Barrierefreiheit 2025: Wie Unternehmen ihre Online-Präsenz für alle zugänglich gestalten

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Digitale Barrierefreiheit 2025 - Tipps für Websites

Mahmud // Adobe Stock

Die digitale Barrierefreiheit wird 2025 zur Pflicht. Was müssen Websitebetreiber jetzt tun, um optimal vorbereitet zu sein? Der folgende Ratgeber verrät es.

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Am 28. Juni 2025 treten neue Vorschriften zur digitalen Barrierefreiheit in Kraft. Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) verpflichtet Unternehmen ab diesem Datum, Websites, mobile Anwendungen und andere digitale Dienstleistungen barrierefrei zu gestalten. Die Grundlage hierfür bilden die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sowie die europäische Norm EN 301 549. Unternehmen, die diese Anforderungen frühzeitig umsetzen, vermeiden nicht nur rechtliche Risiken, sondern profitieren auch von einer verbesserten Nutzerfreundlichkeit und einer besseren Auffindbarkeit in Suchmaschinen. Dieser Ratgeber erklärt Ihnen, worauf es im Einzelnen ankommt.

Welche Anforderungen ergeben sich aus dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)?

Das BFSG setzt den European Accessibility Act (EAA) in deutsches Recht um. Es verpflichtet Unternehmen, digitale Angebote so zu gestalten, dass sie für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen. Grundlage der Umsetzung sind die WCAG 2.1, die vier wesentliche Prinzipien für barrierefreie Webinhalte definieren:

  • Wahrnehmbarkeit: Inhalte müssen für alle Nutzer erfassbar sein. Dazu gehören Alternativtexte für Bilder, eine gute Farbkontrastierung und die Möglichkeit, Texte zu vergrößern.
  • Bedienbarkeit: Alle Funktionen müssen mit der Tastatur nutzbar sein. Interaktive Elemente wie Formulare oder Schaltflächen sollen intuitiv verständlich und leicht navigierbar sein.
  • Verständlichkeit: Texte, Formulare und Menüführungen sollen klar strukturiert sein. Komplexe Inhalte müssen gegebenenfalls durch erklärende Elemente ergänzt werden.
  • Robustheit: Websites und Anwendungen müssen mit assistiven Technologien wie Screenreadern kompatibel sein, um eine problemlose Nutzung zu ermöglichen.

Praktische Maßnahmen zur Umsetzung digitaler Barrierefreiheit in 2025

Die Umstellung auf barrierefreie digitale Angebote erfordert eine systematische Herangehensweise. Zunächst sollten Sie eine Bestandsaufnahme durchführen, um bestehende Barrieren zu identifizieren. Mithilfe spezialisierter Tools lassen sich Schwachstellen gezielt analysieren. Anschließend empfiehlt es sich, folgende Punkte umzusetzen:

1. Barrierefreie Inhalte und Navigation

Ein logischer Seitenaufbau mit klaren Überschriftenstrukturen erleichtert nicht nur Menschen mit Seh- oder Konzentrationsschwierigkeiten die Orientierung, sondern verbessert auch die Auffindbarkeit in Suchmaschinen. Alternativtexte für Bilder und Grafiken sorgen dafür, dass Screenreader die Inhalte korrekt ausgeben können.

2. Technische Anpassungen und flexible Bedienbarkeit

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Steuerbarkeit der Website. Alle Funktionen müssen ohne Maus zugänglich sein. Nutzer sollten mit der Tab-Taste durch die Inhalte navigieren können, ohne auf Hindernisse zu stoßen. Darüber hinaus spielt die Farbgestaltung eine wichtige Rolle: Texte sollten einen ausreichenden Kontrast zum Hintergrund aufweisen, um Menschen mit Sehbeeinträchtigungen das Lesen zu erleichtern.

Ein weiterer technischer Aspekt ist das Responsive Design. Inhalte müssen sich an verschiedene Bildschirmgrößen anpassen, damit sie sowohl auf großen Monitoren als auch auf mobilen Geräten problemlos dargestellt werden.

3. Audiovisuelle Inhalte zugänglich machen

Multimediale Inhalte benötigen spezielle Anpassungen, um den Vorgaben der digitalen Barrierefreiheit ab 2025 zu entsprechen. So sollten Videos mit Untertiteln versehen und nach Möglichkeit mit einer Audiodeskription ergänzt werden. Bei reinen Audiodateien profitieren Nutzer von Transkripten, die den Inhalt in Textform bereitstellen.

Eine sinnvolle Ergänzung ist die Bereitstellung von Bedienungsanleitungen in leichter Sprache oder Gebärdensprache. Dies erleichtert Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder geringen Sprachkenntnissen die Nutzung digitaler Angebote.

4. Animationen vermeiden und klare Strukturen schaffen

Automatisch startende Animationen oder sich bewegende Inhalte können für einige Nutzer störend oder gar gesundheitlich belastend sein. Sie sollten daher darauf achten, dass Animationen auf Ihrer Website deaktivierbar sind und keine wichtigen Informationen ohne Benutzerinteraktion verschwinden.

Ein weiterer Punkt ist die klare Struktur von Formularen und Eingabemasken. Felder sollten eindeutig beschriftet sein und Fehlerhinweise verständlich kommuniziert werden.

Warum lohnt sich digitale Barrierefreiheit in 2025 und darüber hinaus?

Die Umsetzung barrierefreier Standards schafft nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern bringt auch zahlreiche wirtschaftliche Vorteile mit sich. Zu nennen sind:

  • Erweiterung der Zielgruppe: Barrierefreie Websites sind nicht nur für Menschen mit Behinderungen leichter zugänglich, sondern verbessern das Nutzererlebnis für alle. Dazu gehören auch ältere Menschen oder Personen mit temporären Einschränkungen, etwa nach einem Unfall.
  • Suchmaschinenoptimierung (SEO): Barrierefreie Inhalte werden von Suchmaschinen bevorzugt, da sie strukturiert, maschinenlesbar und leichter indexierbar sind. Unternehmen profitieren dadurch von besseren Rankings und einer höheren Sichtbarkeit.
  • Verbesserte Usability: Nutzerfreundliche Websites führen zu längeren Verweildauern, niedrigeren Absprungraten und höheren Konversionsraten. Unternehmen steigern so die Effektivität ihrer digitalen Angebote.
  • Risikominimierung: Unternehmen, die die gesetzlichen Vorgaben nicht einhalten, riskieren Abmahnungen und Bußgelder. Frühzeitige Anpassungen verhindern kostspielige Nachbesserungen.

Fazit: Herausforderung und Chance zugleich

Digitale Barrierefreiheit ist ab 2025 eine rechtliche Verpflichtung. Gleichzeitig eröffnet sie neue Chancen. Unternehmen, die sich frühzeitig mit den Anforderungen auseinandersetzen, profitieren von einer besseren Nutzererfahrung, einer breiteren Zielgruppe und besseren Platzierungen in Suchmaschinen. Somit sorgen barrierefreie Inhalte und technische Anpassungen nicht nur für Gesetzeskonformität, sie stärken auch die digitale Präsenz und Wettbewerbsfähigkeit.

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