Unternehmer

David Cheriton: der „Professor Billionaire“ und seine Spuren im Silicon Valley

Uhr
David Cheriton - Google

picture alliance/dpa | Matthias Balk

David Cheriton, kanadischer Professor und Unternehmer, investierte früh in Google und wurde Milliardär. Er gründete erfolgreiche Tech-Unternehmen wie Arista Networks und arbeitet heute bei Juniper Networks.

Teilen per:

David Cheriton ist ein kanadischer Unternehmer, Wissenschaftler und Investor, der durch seine frühe Beteiligung an Google zu einem der reichsten Akademiker der Welt aufstieg. Der emeritierte Professor der Stanford University kombinierte eine bemerkenswerte wissenschaftliche Laufbahn mit klugen unternehmerischen Entscheidungen. Sein Einfluss auf die Technologiebranche reicht weit über seine finanzielle Beteiligung an Google hinaus.

Akademischer Werdegang und Lehrtätigkeit

David Cheriton wurde am 29. März 1951 in Vancouver, British Columbia, Kanada, geboren. Seine akademische Karriere begann an der University of British Columbia, wo er 1973 seinen Bachelor-Abschluss machte. Anschließend promovierte er an der University of Waterloo im Fach Informatik.

Cheriton ist besonders bekannt für seine langjährige Tätigkeit als Professor an der renommierten Stanford University. Dort forschte und lehrte er über mehrere Jahrzehnte hinweg und galt als Koryphäe auf den Gebieten Netzwerktechnik, verteilte Systeme und Softwarearchitektur. Auch nach seiner Emeritierung blieb er der akademischen Welt durch Mentoring und strategische Beratung eng verbunden.

Frühe Investition in Google: der Start zum Milliardenvermögen

Einen der bedeutendsten Schritte seiner Karriere machte David Cheriton im Jahr 1998 – nicht als Wissenschaftler, sondern als Investor. Gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Andreas von Bechtolsheim investierte er 100.000 US-Dollar in ein Start-up zweier Stanford-Studenten: Google. Das Unternehmen steckte damals noch in den Kinderschuhen, hatte jedoch ein vielversprechendes Konzept für die Websuche.

Diese frühe Investition war eine der profitabelsten in der Geschichte des Silicon Valley. Die Beteiligung an Google machte beide Investoren zu Milliardären, ohne dass sie je für das Unternehmen gearbeitet hätten. Cheriton selbst bezeichnete seine Entscheidung später als Mischung aus technischem Interesse und Vertrauen in die Gründer Larry Page und Sergey Brin.

Unternehmerische Erfolge: von Granite Systems bis Arista Networks

Neben seiner Rolle als Investor war David Cheriton auch unternehmerisch tätig. Gemeinsam mit Andreas von Bechtolsheim gründete er mehrere Unternehmen:

  • Granite Systems (1996): Das Unternehmen entwickelte Hochgeschwindigkeits-Netzwerk-Switches und wurde noch im selben Jahr für etwa 220 Millionen US-Dollar an Cisco verkauft.

  • Kealia (2004): Ein auf Server-Hardware spezialisiertes Start-up, das 2004 von Sun Microsystems übernommen wurde.

  • Arista Networks (Börsengang 2014): Das wohl erfolgreichste Unternehmen aus der Gründerpartnerschaft mit Bechtolsheim. Arista entwickelte sich zu einem führenden Anbieter von Cloud-Netzwerklösungen. Cheriton war lange im Vorstand tätig, trat jedoch 2014 nach dem Börsengang zurück.

Diese Unternehmen unterstreichen Cheritons Fähigkeit, technische Vision mit unternehmerischem Gespür zu verbinden – ein seltener Mix im Silicon Valley.

Neue Rollen: Apstra und Juniper Networks

Auch nach dem Ende seiner offiziellen Lehrtätigkeit blieb David Cheriton aktiv in der Tech-Branche. Im Jahr 2021 übernahm Juniper Networks das Unternehmen Apstra, bei dem Cheriton zuvor engagiert war. Im Zuge dieser Akquisition wurde er zum leitenden Rechenzentrumswissenschaftler („Chief Data Center Scientist“) bei Juniper Networks ernannt. Dort bringt er seine umfassende Expertise in Netzwerksystemen ein, insbesondere im Bereich der Automatisierung und Skalierbarkeit moderner Dateninfrastrukturen.

Politisches Engagement und Haltung von David Cheriton

Obwohl David Cheriton in der Öffentlichkeit eher zurückhaltend auftritt, ist bekannt, dass er in der Vergangenheit einige politische Positionen vertreten hat. Er äußerte sich kritisch gegenüber bestimmten Steuerpolitiken und engagierte sich gegen die ausufernde Bürokratie in staatlichen Bildungseinrichtungen. Außerdem spendete er vereinzelt an politische Kandidaten und Organisationen, meist im konservativen Spektrum.

Cheriton betonte mehrfach die Wichtigkeit von Leistungsprinzipien und Eigenverantwortung – Haltungen, die sich auch in seinem unternehmerischen Denken widerspiegeln. Dennoch tritt er nicht als prominenter politischer Aktivist in Erscheinung, sondern nutzt seine Ressourcen eher selektiv und strategisch.

Privates Leben: Bescheidenheit trotz Milliardenvermögen

Trotz seines geschätzten Vermögens von etwa 15 Milliarden US-Dollar lebt David Cheriton ein für Milliardäre äußerst bescheidenes Leben. Er wohnt in einem älteren Haus in Palo Alto, fährt keinen Luxuswagen und fliegt Economy Class, wann immer es möglich ist. Medienberichten zufolge mied er über Jahre öffentliche Auftritte und nutzte seine finanziellen Mittel primär zur Förderung technischer Projekte und Start-ups.

Privat ist Cheriton geschieden und Vater von mindestens vier Kindern. Er legt großen Wert auf Privatsphäre, weshalb nur wenige Details über seine Familie bekannt sind. Es ist jedoch überliefert, dass er seine Kinder zur Bildung ermutigt und Werte wie Disziplin und Bescheidenheit in den Vordergrund stellt.

Fazit: der stille Architekt des Silicon Valley

David Cheriton ist ein Paradebeispiel dafür, dass tiefes technisches Wissen, unternehmerisches Denken und Bescheidenheit keine Widersprüche sein müssen. Seine Investition in Google katapultierte ihn in die Liga der Milliardäre – doch es sind seine kontinuierlichen Beiträge zur Tech-Landschaft, die ihn zu einer bedeutenden Figur machen. Ob als Professor, Unternehmer oder strategischer Berater: Cheritons Einfluss auf die digitale Welt ist enorm – auch wenn er selten im Rampenlicht steht.

Mit seinem Werdegang zeigt David Cheriton, dass nachhaltiger Erfolg oft im Stillen wächst – fernab von Medienhype, aber getragen von Vision, Know-how und kluger Risikobereitschaft.

Melden Sie sich für den Newsletter an

Erhalten Sie jede Woche geballtes Wirtschaftswissen und News kostenfrei per E-Mail.

Weitere Artikel

Henry Nicholas III

Henry Nicholas III: Der Aufstieg eines Tech-Milliardärs und sein bewegtes Leben

Unternehmer
Robert Duggan

Robert Duggan – Biotech-Mogul auf der Erfolgswelle

Unternehmer
Terry Gou

Terry Gou: Unternehmerische Vision, politisches Engagement und private Einblicke

Unternehmer

Beliebteste Artikel

Steigende Bestattungskosten – Eine zunehmende finanzielle Belastung

News, Wirtschaft
Russland, Moskau: Von der Moskwa aus sind hinter der Brücke der Kreml und das Hochhaus- und Geschäftsviertel Moskwa City (Hintergrund) zu sehen.

Russland untersagt Verkauf von Raiffeisen-Tochter

Welt, News, Unternehmen, Wirtschaft
Als Nestlé-Europachef informierte Laurent Freixe (r) 2012 über das geplante Nestlé-Werk für Kaffekapseln in Schwerin, zusammen mit dem damaligen Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering (SPD, l)

Nestlé-CEO Mark Schneider tritt zurück

Wirtschaft, News, Unternehmen