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Aktienrückkauf: Warum Unternehmen Aktien zurückkaufen

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Symbolbild: Aktienrückkauf

Unsplash / Aditya Vyas

Aktienrückkauf: Was Unternehmen dazu motiviert, eigene Aktien zurückzukaufen, wie das funktioniert und welche Vor- und Nachteile es für Anleger gibt.

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Es passiert immer wieder, dass Unternehmen ihre eigenen Aktien vom Markt zurückkaufen – aber warum? Und was bedeutet das für dich als Anleger? In diesem Ratgeber schauen wir uns an, wie ein Aktienrückkauf funktioniert, welche Chancen und Risiken er mit sich bringt und welche Unternehmen in letzter Zeit dahingehend aktiv waren.

Warum kaufen Unternehmen ihre Aktien zurück?

Aktienrückkäufe sind eine Methode, mit der Unternehmen in ihren eigenen Aktienmarkt eingreifen. Sie kaufen ihre eigenen Aktien zurück und verringern damit die Anzahl der frei handelbaren Aktien auf dem Markt. Das hat mehrere Gründe:

  1. Wertsteigerung der Aktie: Weniger Aktien am Markt bedeutet, dass jede einzelne Aktie einen größeren Anteil am Unternehmensgewinn repräsentiert. Dies kann den Kurswert steigern.
  2. Signal an den Markt: Ein Aktienrückkauf signalisiert Anlegern oft, dass das Management glaubt, die Aktie sei unterbewertet und es besteht Luft nach oben. Das schafft Vertrauen.
  3. Alternative zur Dividende: Statt Gewinne direkt an die Aktionäre auszuschütten, investieren Unternehmen manchmal lieber in Rückkäufe. Dies kann steuerliche Vorteile haben.
  4. Investition in das eigene Wachstum: Unternehmen, die keine besseren Investitionsmöglichkeiten sehen, nutzen Rückkäufe, um überschüssiges Kapital sinnvoll einzusetzen.

Beispiele aktueller Rückkäufe

  • RWE: RWE, Deutschlands größter Stromerzeuger, kündigte im November an, Aktien im Volumen von bis zu 1,5 Milliarden Euro zurückzukaufen. Das entsprach zum Zeitpunkt der Ankündigung rund sieben Prozent der Marktkapitalisierung. Medienberichten zufolge sei die Entscheidung für einen Aktienrückkauf auf den aktivistischen Investor Elliott, sowie auf andere Investoren zurückzuführen, die einen solchen Schritt verlangt hatten.
  • Commerzbank: Auch die Commerzbank hat entschieden, ihr drittes Aktienrückkaufprogramm seit 2023 einzuleiten und startet mit einer ersten Tranche von 600 Millionen Euro. Grund könnte sein, dass die italienische Unicredit eine Übernahme der Commerzbank anvisiert – ein Vorhaben, das von der Commerzbank abgelehnt wird. Durch den Rückkauf steigt der Aktienkurs potentiell, was eine Übernahme verteuern würde.

Wie funktionieren Aktienrückkäufe?

Der Prozess eines Aktienrückkaufs kann auf verschiedene Weise ablaufen:

  1. Offener Markt: Das Unternehmen kauft Aktien direkt an der Börse, so wie ein normaler Anleger.
  2. Festes Angebot: Hierbei bietet das Unternehmen den Aktionären an, ihre Aktien zu einem festen Preis zurückzukaufen.
  3. Privatverkäufe: Manchmal verhandelt ein Unternehmen auch direkt mit großen Aktionären, um einen Rückkauf zu vereinbaren.
  4. Automatisierte Programme: Viele Unternehmen führen Rückkäufe über längere Zeiträume hinweg durch, gesteuert durch spezielle Programme.

Chancen für Anleger

Aktienrückkäufe können für Anleger mehrere Vorteile bieten:

  • Steigerung des Aktienkurses: Wenn ein Unternehmen eigene Aktien zurückkauft, steigt oft der Wert der verbleibenden Aktien. Dies kann dir als Aktionär zugutekommen und du kannst entscheiden, ob du die Aktie in diesem Fall verkaufen willst.
  • Höhere Gewinnbeteiligung: Durch die Reduzierung der Aktienanzahl erhöht sich der Gewinn pro Aktie (Earnings per Share, EPS). Das kann sich positiv auf die Dividende auswirken.

Vielleicht auch interessant: Wichtige Aktienbegriffe einfach erklärt

Risiken von Aktienrückkäufen

Trotz ihrer Vorteile bergen Aktienrückkäufe auch Risiken – besonders dann, wenn Unternehmen sie aus den falschen Gründen durchführen.

  1. Kurzfristige Kursmanipulation: Manche Unternehmen nutzen Rückkäufe, um kurzfristig den Aktienkurs zu stützen, ohne dass es eine wirkliche Verbesserung der Geschäftszahlen gibt.
  2. Falsche Kapitalverwendung: Wenn ein Unternehmen zu viele Rückkäufe tätigt, fehlen oft Mittel für andere Investitionen, wie Forschung und Entwicklung.
  3. Verschuldung: Manche Unternehmen verschulden sich, um Rückkäufe zu finanzieren – ein riskanter Schritt, wenn es wirtschaftlich bergab geht.

Ein kritischer Blick: Wann machen Rückkäufe Sinn?

Nicht jeder Aktienrückkauf ist positiv. Als Anleger solltest du hinterfragen, warum ein Unternehmen seine Aktien zurückkauft. Zeichen für sinnvolle Rückkäufe sind:

  • Ein gesundes Unternehmen mit stabilen Gewinnen.
  • Rückkäufe, die aus überschüssigem Kapital finanziert werden.
  • Ein langfristiger Plan, statt kurzfristige Kurssteigerungen.

Fazit

Aktienrückkäufe sind ein spannendes Instrument in der Finanzwelt, das dir als Anleger viele Chancen bieten kann – aber auch Risiken birgt. Gleichzeitig solltest du immer einen kritischen Blick auf die Gründe werfen, warum ein Unternehmen Rückkäufe durchführt. Denn langfristig profitierst du nur, wenn sie mit einem gesunden Geschäftsmodell einhergehen. Verfolge daher stets die Entwicklungen und Hintergründe, bevor du entscheidest, ob du bei einem Unternehmen investiert bleiben möchtest.

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