Unternehmer, Technologie, Wirtschaft

Ma Huateng – der Architekt von Chinas Internetgiganten Tencent

Uhr
Ma Huateng Pony Ma

picture alliance/dpa/HPIC | Stringer

Ma Huateng, Gründer von Tencent, formte mit WeChat eine der einflussreichsten Apps Chinas. Der Tech-Milliardär aus Shenzhen ist sowohl als Unternehmer als auch als Philanthrop aktiv und prägt Chinas digitale Zukunft entscheidend mit.

Teilen per:

Vom Software-Entwickler zum milliardenschweren Unternehmer

Ma Huateng, auch bekannt als „Pony Ma“, wurde am 29. Oktober 1971 in Chaoyang, China, geboren. Er wuchs in relativ bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Vater arbeitete als Hafenmanager, was der Familie eine stabile, wenn auch einfache Lebensgrundlage verschaffte. Als Ma noch jung war, zog die Familie nach Shenzhen, einer aufstrebenden Sonderwirtschaftszone in China.

Ma zeigte schon in seiner Jugend großes Interesse an Technologie. Sein Weg an die Spitze der chinesischen Internetindustrie begann in den 1990er-Jahren, als er Informatik an der Shenzhen University studierte. Die sich rapide entwickelnde Stadt Shenzhen spielte eine wichtige Rolle in seiner persönlichen und beruflichen Entwicklung, da sie ihm früh Zugang zu technologischen Entwicklungen und Netzwerken ermöglichte. 

Nach dem Studium arbeitete er als Softwareentwickler, bevor er 1998 gemeinsam mit Partnern das Unternehmen Tencent gründete. Mit der Einführung von QQ, einem bahnbrechenden Instant-Messaging-Dienst, revolutionierte Tencent den digitalen Austausch in China. Ma erkannte früh die Chancen des Internets und machte Tencent in den folgenden Jahren zu einem der größten Technologieunternehmen der Welt. Ma Huatengs Vermögen wird auf etwa 48 Milliarden US-Dollar (Stand 2024) geschätzt.

Tencent und die digitale Revolution

Unter Mas Führung expandierte Tencent von einem einfachen Messaging-Dienst hin zu einem umfassenden Technologiekonzern, der in den Bereichen soziale Netzwerke, Spiele, Finanzen und Cloud-Computing tätig ist. Besonders die Entwicklung von WeChat, einer All-in-one-App für Kommunikation, Zahlungen und Dienstleistungen, machte Tencent zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Alltags von Hunderten Millionen Menschen in China.

Ma Huateng gilt als einer der einflussreichsten Unternehmer der Welt, der die Art und Weise, wie Menschen in China kommunizieren, arbeiten und einkaufen, nachhaltig verändert hat.

Shenzhen – die dynamische Drehscheibe für Chinas Tech-Revolution

Mas Werdegang ist untrennbar mit der Stadt Shenzhen nahe Hongkong verbunden. Die Stadt hat sich von einer kleinen Fischergemeinde in den 1980er-Jahren in kurzer Zeit zur ersten Sonderwirtschaftszone Chinas und einem globalen Technologie-Hub entwickelt. Aktuell gilt sie als eines der bedeutendsten Technologie- und Innovationszentren der Welt.

So ist Shenzhen heute Heimat vieler führender Technologieunternehmen, darunter Tencent, Huawei, BYD und ZTE, und zugleich globales Zentrum für Elektronikproduktion und -entwicklung sowie ein Hotspot für Start-ups und Innovation. Die Stadt wird häufig als „Silicon Valley Chinas“ bezeichnet und spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung von 5G-Technologie, Künstlicher Intelligenz (KI), Elektromobilität und der Hardwarefertigung.

„Pony Mas“ Internetliebe

Ma Huateng gibt selten Interviews und hat noch nie öffentlich über seine Frau oder seine Kinder gesprochen. Daher ist seine persönliche Geschichte weitaus weniger öffentlich als seine geschäftliche. Über seine Familie ist nur wenig bekannt. Vermutlich hat er seine Frau über eine von seiner Firma entwickelte Messaging-App (QQ) kennengelernt. Sie unterhielten sich zunächst drei Monate online, bevor sie schließlich ein Date vereinbarten. 

Ihre Beziehung ist trotz Mas enormem geschäftlichen Druck stark geblieben, und die Familie lebt bis heute zurückgezogen in Shenzhen, weit weg vom Medienrummel, der ihn als Tech-Mogul umgibt.

Seinen Spitznamen erhielt „Pony Ma“ übrigens aufgrund der Übersetzung seines Familiennamens „Ma“, der im Chinesischen „Pferd“ bedeutet. Das englische Wort „Pony“ ist eine humorvolle Anspielung darauf. Dieser Spitzname unterscheidet ihn auch von anderen prominenten Geschäftsleuten mit dem Nachnamen „Ma“ in China, wie Jack Ma, dem Gründer von Alibaba.

Kontroversen um Tencent und Ma Huateng

Bei Tencent als einer der weltweit größten Technologiefirmen bleiben Kontroversen nicht aus. Kritiker bemängeln Tencents enge Zusammenarbeit mit der chinesischen Regierung, insbesondere in Bezug auf Zensur und die Überwachung von Nutzerdaten. Es wird häufig diskutiert, wie Tencent auf Anordnung der Behörden Inhalte filtert und Daten zur Verfügung stellt, die zur Überwachung und Kontrolle der Bevölkerung genutzt werden. Zudem wurde das Unternehmen in der Vergangenheit wegen der Suchtgefahr durch seine extrem populären Spiele wie Honor of Kings kritisiert, was zu strengeren Spielzeitregelungen für Jugendliche führte.

Die Regeln, die 2021 von der chinesischen Regierung zur Eindämmung von Spielsucht eingeführt wurden, lauten: Onlinespiele sind für chinesische Kinder und Jugendliche nur noch am Freitag, Samstag und Sonntag erlaubt, und zwar zwischen 20 und 21 Uhr, das heißt pro Woche nicht mehr als drei Stunden insgesamt.

Ein Mann mit Einfluss und Verantwortung

Trotz der Kontroversen bleibt Ma Huateng eine zentrale Figur in Chinas Wirtschaft und Technologielandschaft. Als einer der reichsten Männer Asiens hat er sich nicht nur als Innovator, sondern auch als Philanthrop einen Namen gemacht. Er spendete Milliarden für Bildungs- und Gesundheitsprojekte in China. Allein 2016 gingen rund 2,3 Milliarden US-Dollar in Form von Tencent-Aktien an die Ma Huateng Global Foundation, die sich für Bildung, Gesundheitsversorgung und den Umweltschutz einsetzt. Außerdem gründete er die Tencent Foundation, die seit 2007 Projekte in den Bereichen soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit unterstützt.

Politisch war der erfolgreiche Unternehmer ebenfalls aktiv. Als Delegierter der Nationalen-Volkskongress-Sitzungen in China sprach er sich für Themen wie technologische Innovation, Datensicherheit und die Regulierung von Online-Plattformen aus​.

Ma bleibt eine treibende Kraft hinter Tencent und der Entwicklung von Technologien, die nicht nur in China, sondern international Online-Kommunikationswelten verändert haben.

 

Melden Sie sich für den Newsletter an

Erhalten Sie jede Woche geballtes Wirtschaftswissen und News kostenfrei per E-Mail.

Weitere Artikel

Appel der Deutschen Bundeswehr in der Mainfranken-Kaserne in Volkach zum Unterstellungswechsel der Logistikbataillone 461, 467, 471 und 472 unter das Logistikregiment 4. Soldaten stehen in Formation vor einem Militärfahrzeug von Rheinmetall

Rheinmetall und Leonardo gründen Joint Venture

Deutschland, News, Welt, Wirtschaft
Lebensmittel aus Plastik stehen in einer Filmkulisse. Der Anstieg bei Lebensmittelpreisen wirkte im September inflationsfördernd.

Teure Butter, günstige Energie: Inflation sinkt auf 1,6%

Deutschland, News, Wirtschaft
Robert Habeck, Bundesminister fuer Wirtschaft und Klimaschutz und Vizekanzler, stellt die Herbstprojektionen der Bundesregierung vor. Aufgenommen im Rahmen der Bundespressekonferenz in Berlin, 09.10.2024.

Bundesregierung rechnet 2024 mit Rezession

Deutschland, News, Politik, Wirtschaft

Beliebteste Artikel

Das Wort Insolvenzverfahren ist auf einem Formular für einen Insolvenzantrag für Personengesellschaften und juristische Person unterstrichen.

IWH-Analyse: Insolvenzzahlen auf Rekordhoch im Juli

Deutschland, Wirtschaft
Als Nestlé-Europachef informierte Laurent Freixe (r) 2012 über das geplante Nestlé-Werk für Kaffekapseln in Schwerin, zusammen mit dem damaligen Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering (SPD, l)

Nestlé-CEO Mark Schneider tritt zurück

Wirtschaft, Unternehmen

Die neue Kubakrise trifft die Königin der Zigarren

Genuss, Lifestyle