Deutschland, Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft rutscht weiter in „rezessiven Bereich“

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Wasserdampf steigt im Sonnenuntergang am frühen Abend aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde.

Patrick Pleul/dpa

Um die deutsche Privatwirtschaft ist es laut aktuellen Zahlen von S&P Global alles andere als gut bestellt.

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In seiner jüngsten Unternehmensumfrage zum Monat September hat der Finanzdienstleister S&P Global auf eine Vertiefung der wirtschaftlichen Probleme hingewiesen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) ist im aktuellen Monat auf 47,2 Punkte gefallen und markiert damit ein Sieben-Monatstief.

Der PMI umfasst die Industrie und Dienstleister in Deutschland. S&P Global befragt dazu etwa 800 deutsche Manager in den betreffenden Sektoren, wie sie die aktuellen Geschäftsbedingungen beurteilen.

Verarbeitendes Gewerbe ist Sorgenkind

Dass der PMI den vierten Monat in Folge zurückgeht, signalisiere einen signifikanten Wachstumsrückgang. Dabei sei der Rückgang in der Industrieproduktion der stärkste seit einem Jahr gewesen und habe die Wirtschaft dadurch deutlich belastet.

Besonders auffällig sei der Rückgang im verarbeitenden Gewerbe, wo die Auftragsbestände stark abgenommen haben und der Stellenabbau so hoch war wie seit 15 Jahren nicht mehr – ausgenommen die ersten Monate der Pandemie. „Das passt zu der Ankündigung mehrerer großer Automobilzulieferer bezüglich eines erheblichen Stellenabbaus“, sagt Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, der Sponsorin der Umfrage.

Gleichzeitig zeigen sich erste Anzeichen dafür, dass die Schwäche der Industrie auf den Dienstleistungssektor übergreift, der ebenfalls eine Verlangsamung seiner Aktivitäten meldet. „Die Aussichten für den Dienstleistungssektor sehen nicht gut aus. Die Auftragsbestände sind so schnell geschrumpft wie seit sieben Monaten nicht mehr, während das Neugeschäft einen deutlichen Rückgang verzeichnet hat“, so der Chefökonom.

Eurozone ebenfalls betroffen

Die wirtschaftlichen Probleme Deutschlands haben auch Auswirkungen auf die gesamte Eurozone. Hier fiel der PMI im September auf 48,9 Punkte und markierte damit ein Acht-Monatstief. Auch hier war die Industrie der Hauptverursacher des Rückgangs, während der Dienstleistungssektor nur noch ein geringes Wachstum verzeichnete.

Laut Bundesbank könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal stagnieren oder sogar leicht zurückgehen, nachdem es im Frühjahr bereits um 0,1 Prozent geschrumpft war. Dies würde bedeuten, dass Deutschland technisch gesehen in eine Rezession rutscht – ein Zustand, der durch zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum definiert ist.

„Eine technische Rezession scheint vorprogrammiert zu sein“, so de la Rubia abschließend.

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