Unternehmer, Deutschland

Klaus-Michael Kühne: Unternehmer, Investor und Förderer

Uhr

picture alliance/dpa | Axel Heimken

Klaus-Michael Kühne, der derzeit reichste Deutsche mit einem Vermögen von rund 42 Milliarden US-Dollar, hat das Logistikunternehmen Kühne + Nagel zu einem globalen Marktführer gemacht.

Teilen per:

Klaus-Michael Kühne ist einer der bedeutendsten Unternehmer und Investoren Deutschlands. Als Mehrheitsaktionär und Ehrenvorsitzender des Verwaltungsrates der Kühne + Nagel International AG hat er maßgeblich den Erfolg des international führenden Logistikunternehmens geprägt. Gleichzeitig ist er durch seine Beteiligungen an Unternehmen wie Hapag-Lloyd, der Deutschen Lufthansa AG und der HSV Fußball AG in unterschiedlichen Wirtschaftssektoren aktiv. Sein Vermögen, das laut Schätzungen des Forbes-Magazins im Jahr 2024 rund 37 Milliarden US-Dollar beträgt, macht ihn zu einem der reichsten Menschen Deutschlands. Neben seinen unternehmerischen Erfolgen ist Kühne auch für seine politischen Aktivitäten und sein philanthropisches Engagement bekannt.

Der Werdegang von Klaus-Michael Kühne

Klaus-Michael Kühne wurde am 2. Juni 1937 in Hamburg geboren. Er stammt aus einer Unternehmerfamilie, die im Jahr 1890 das Logistikunternehmen Kühne + Nagel in Bremen gegründet hat. Schon früh war klar, dass Kühne in die Fußstapfen seines Vaters Alfred Kühne treten würde, der das Unternehmen ebenfalls erfolgreich führte. Nach Abschluss seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg trat Klaus-Michael Kühne 1958 in das Familienunternehmen ein. Bereits in jungen Jahren übernahm er Verantwortung und prägte die Expansionsstrategie des Unternehmens.

In den 1960er-Jahren begann Kühne damit, Kühne + Nagel von einem nationalen zu einem global agierenden Logistikkonzern zu entwickeln. Die Eröffnung von Standorten in Übersee und die Erweiterung der Dienstleistungen um die Bereiche Luftfracht und Seefracht sorgten dafür, dass das Unternehmen heute zu den weltweit größten Logistikanbietern zählt. Kühne selbst verlegte 1975 seinen Wohnsitz nach Schindellegi in der Schweiz, wo sich seither auch der Hauptsitz von Kühne + Nagel befindet.

Kühne + Nagel: Globaler Logistikanbieter

Klaus-Michael Kühne übernahm 1996 den Vorsitz im Verwaltungsrat der Kühne + Nagel International AG und war bis 2011 CEO des Unternehmens. Unter seiner Führung entwickelte sich Kühne + Nagel zu einem der größten Logistikdienstleister weltweit. Mit einem breiten Portfolio, das von See- und Luftfracht über Lagerlogistik bis hin zu komplexen Supply-Chain-Lösungen reicht, ist das Unternehmen heute in über 100 Ländern vertreten.

Auch nach seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft bleibt Kühne der zentrale Akteur bei Kühne + Nagel. Er hält über seine Kühne Holding AG einen Anteil von rund 53 Prozent an dem Unternehmen und übt weiterhin erheblichen Einfluss auf die strategische Ausrichtung aus. Die Kontinuität und der langfristige Erfolg des Unternehmens sind eng mit seiner Person verbunden.

Auseinandersetzung mit der Nazivergangenheit in der Unternehmensgeschichte

Eine kritische Auseinandersetzung mit der Nazivergangenheit seines Vaters – und damit mit dem Ursprung eines Teils seines Unternehmensvermögens – fehlt bis heute. Aufsehen erregte im September 2024 eine Berichterstattung in der US-amerikanischen Zeitschrift Vanity Fair. Darin werden die Ergebnisse einer Studie des unabhängigen Handelsblatt Research Institute, die anlässlich der 125-jährigen Firmengeschichte von Kühne selbst beauftragt worden war, vorgestellt. 

Er, der derzeit reichste Mann Deutschlands, soll seine Geschäfte auf Vermögen aufgebaut haben, das auf der systematischen Ausplünderung europäischer Juden in den besetzten Gebieten beruhe. So soll das Logistikunternehmen Kühne + Nagel ab 1942 ein Monopol gehabt haben für sogenannte “M-Aktionen”, das heißt Transporte von widerrechtlich angeeigneten Möbeln aus jüdischem Besitz. Auch das Herausdrängen des jüdischen Miteigentümers aus der Firma, der später in Auschwitz ermordet wurde, kam dabei ans Licht.

Die Ergebnisse dieser Studie schienen Kühne nicht zu gefallen. Im Gegenteil: Sein Vater sei kein Nazi gewesen, soll er in diesem Zusammenhang geäußert und die Publikation unterbunden haben. 

Beteiligungen an Hapag-Lloyd und Lufthansa

Neben Kühne + Nagel ist Klaus-Michael Kühne auch an anderen bedeutenden deutschen Unternehmen beteiligt. So hält er über die Kühne Holding eine Beteiligung an der Reederei Hapag-Lloyd, einem der größten Containerreedereien der Welt. Diese Beteiligung war für Kühne eine logische Erweiterung seines Engagements im Logistikbereich, da Hapag-Lloyd in der globalen Seefracht eine führende Rolle spielt. Kühnes Einfluss auf das Unternehmen ist erheblich: Er trägt maßgeblich zur strategischen Ausrichtung von Hapag-Lloyd bei und fördert deren Expansion.

Ein weiteres prominentes Engagement von Klaus-Michael Kühne ist seine Beteiligung an der Deutschen Lufthansa AG. Während der Corona-Pandemie stockte Kühne seinen Anteil an der Airline auf rund 20 Prozent auf und wurde somit zum größten Einzelaktionär des Unternehmens. Kühne hat mehrfach betont, dass er in die Lufthansa langfristig investieren möchte, um deren internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Engagement beim Hamburger SV

Auch im Sportbereich ist Klaus-Michael Kühne aktiv. Seit Jahren unterstützt er den Hamburger SV finanziell und hält einen signifikanten Anteil an der HSV Fußball AG. Sein Einfluss auf den Verein und dessen Führung wurde in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert. Trotz der sportlich schwierigen Zeiten des Hamburger SV in der 2. Bundesliga zeigt Kühne weiterhin seine Loyalität zu dem Verein. Seine finanziellen Mittel flossen unter anderem in den Bau eines modernen Nachwuchsleistungszentrums sowie in die Verpflichtung neuer Spieler. Kühnes Ziel ist es, den Traditionsverein wieder zurück in die 1. Bundesliga zu führen.

Allerdings verlief Kühnes Engagement im HSV nicht immer reibungslos. Es kam wiederholt zu Konflikten zwischen ihm und der Vereinsführung, insbesondere in Bezug auf die Frage der sportlichen Ausrichtung und der Investitionen. Kühne hat mehrfach betont, dass er im Falle mangelnden Erfolgs seine Unterstützung überdenken könnte. Trotz der Spannungen bleibt sein Einfluss auf den Hamburger SV bedeutend.

Politische Aktivitäten und private Lebensverhältnisse

Abseits der Wirtschaft ist Klaus-Michael Kühne auch politisch aktiv. Er setzt sich insbesondere für wirtschaftsliberale Positionen ein und hat in der Vergangenheit Politiker der FDP und CDU unterstützt. Zudem äußert er sich regelmäßig zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen, wie etwa zur Zukunft der Globalisierung und den Herausforderungen durch den Klimawandel. In der Schweiz, wo Kühne seit Jahrzehnten lebt, hat er sich zu einem Verfechter wirtschaftlicher Reformen entwickelt, die vor allem den globalen Handel fördern sollen.

Trotz seines aktiven Lebensstils und seiner weitreichenden beruflichen Verpflichtungen führt Kühne ein eher zurückgezogenes Privatleben. Seit vielen Jahren lebt er mit seiner Frau Christine in Schindellegi in der Schweiz. Das Paar blieb kinderlos, was Kühne immer wieder zu der Frage führte, wie er sein unternehmerisches Erbe regeln wird. Zu diesem Zweck gründete er die Kühne-Stiftung, die sich neben Bildungsprojekten auch im Bereich der medizinischen Forschung engagiert. Kühne gilt als großzügiger Förderer von Universitäten und Forschungsinstituten und möchte durch seine Stiftung einen nachhaltigen Beitrag zur Gesellschaft leisten.

Philanthropisches Engagement

Ein bedeutender Teil von Klaus-Michael Kühnes Aktivitäten umfasst sein philanthropisches Engagement. Über die Kühne-Stiftung unterstützt er unter anderem die Kühne Logistics University in Hamburg, die als eine der führenden Logistikhochschulen Europas gilt. Auch im Bereich der medizinischen Forschung ist die Stiftung aktiv und fördert unter anderem die Erforschung seltener Erkrankungen sowie die Entwicklung neuer Therapieformen.

Kühnes philanthropisches Engagement ist eng mit seinem Wunsch verbunden, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und seine unternehmerischen Erfolge in nachhaltige Projekte zu investieren. Dabei legt er großen Wert darauf, dass die geförderten Initiativen langfristig wirken und messbare Ergebnisse erzielen.

Klaus-Michael Kühne hat sich als Unternehmer, Investor und Förderer einen Namen gemacht. Mit einem Vermögen von rund 42 Milliarden US-Dollar (Stand: September 2024 Statista) gehört er zu den reichsten Menschen Deutschlands. Sein Einfluss reicht weit über das Logistikunternehmen Kühne + Nagel hinaus, wobei er auch maßgeblich an Hapag-Lloyd, Lufthansa und dem Hamburger SV beteiligt ist. Trotz gelegentlicher Kontroversen bleibt er eine prägende Figur in der deutschen Wirtschaft. Sein Engagement in politischen und philanthropischen Projekten verdeutlicht zudem sein Bestreben, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Klaus-Michael Kühne ist ein herausragendes Beispiel für unternehmerischen Erfolg und langfristiges Denken.

Melden Sie sich für den Newsletter an

Erhalten Sie jede Woche geballtes Wirtschaftswissen und News kostenfrei per E-Mail.

Weitere Artikel

Jens Kunath, Hamburg

Interview mit Jens Kunath: Vom Biathlon zum Digital-Unternehmer

Interviews, Deutschland, Unternehmer

Hongkongs Baumeister: Lee Shau Kee und sein Weg zum Immobiliengiganten

News, Unternehmer, Wirtschaft
German Lorrea Mota Velasco

Wie Germán Larrea Mota Velasco Mexikos reichster Mann wurde

Unternehmer

Beliebteste Artikel

Das Wort Insolvenzverfahren ist auf einem Formular für einen Insolvenzantrag für Personengesellschaften und juristische Person unterstrichen.

IWH-Analyse: Insolvenzzahlen auf Rekordhoch im Juli

Deutschland, Wirtschaft
Als Nestlé-Europachef informierte Laurent Freixe (r) 2012 über das geplante Nestlé-Werk für Kaffekapseln in Schwerin, zusammen mit dem damaligen Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering (SPD, l)

Nestlé-CEO Mark Schneider tritt zurück

Wirtschaft, Unternehmen
Russland, Moskau: Von der Moskwa aus sind hinter der Brücke der Kreml und das Hochhaus- und Geschäftsviertel Moskwa City (Hintergrund) zu sehen.

Russland untersagt Verkauf von Raiffeisen-Tochter

Welt, Unternehmen, Wirtschaft