Die italienische Großbank Unicredit hat überraschend einen bedeutenden Anteil an der Commerzbank erworben, was deren Aktie über 20% in die Höhe katapultiert hat.
Frank Rumpenhorst/dpa
Unicredit hält seit Mittwoch etwa neun Prozent der Aktien der Commerzbank. Knapp die Hälfte davon hat Unicredit dem deutschen Staat abgekauft, wie die Bank mitteilte.
Spekulationen über eine Übernahme
Die Tatsache, dass Unicredit nun fast zehn Prozent der Commerzbank-Anteile hält, hat Spekulationen über eine mögliche Übernahme angeheizt. Marktanalysten und Finanzexperten vermuten, dass dies der erste Schritt zu einer umfassenderen Übernahme sein könnte. Unicredit hat bereits signalisiert, dass sie ihren Anteil unter Umständen weiter auf mehr als 9,9% ausbauen möchte.
Ein solcher Schritt könnte die zweitgrößte börsennotierte Bank in Deutschland zu einem bedeutenden Akteur im europäischen Bankensektor machen.
Reaktionen und Bedenken
Die Reaktionen auf diese Nachricht sind gemischt. Während die Aktienkurse der Commerzbank durch den Kauf stark anstiegen, haben die Arbeitnehmervertretungen der Bank Bedenken geäußert. Die Gewerkschaft Verdi, die die Interessen der Commerzbank-Mitarbeiter vertritt, hat bereits Widerstand gegen eine mögliche Übernahme angekündigt. Sie befürchtet, dass eine Fusion zu einem Verlust vieler Arbeitsplätze und einer Verlagerung von Entscheidungsprozessen nach Italien führen könnte.
Zusätzlich hat der bevorstehende Abschied des Commerzbank-Chefs Manfred Knof die Unsicherheit erhöht. Knof wird seine Position bis Ende 2025 behalten, aber die Suche nach einem Nachfolger hat bereits begonnen. Diese Führungswechsel könnten zusätzliche Unsicherheiten für die Zukunft der Commerzbank mit sich bringen.
Die Rolle des Staates und die nächsten Schritte
Der Bund, der nach der Finanzkrise noch eine bedeutende Beteiligung an der Commerzbank hält, hat einen Teil seiner Anteile verkauft. Der Verkauf von etwa 4,5% der Bankanteile durch den Staat an Unicredit hat diesen Schritt eingeleitet. Die Finanzagentur des Bundes erklärte, dass Unicredit bei diesem Verkauf das höchste Angebot gemacht habe, was zu einem Erlös von über 700 Millionen Euro führte.
Eine Sprecherin des Finanzministeriums gab an, das Verkaufsverfahren sei für alle Investoren offen gewesen. Erstmal werde es jedoch keine weiteren Verkäufe geben und es bestehe eine 90-tägige Sperrfrist.
Die Aktie der Commerzbank stieg am Tag der Ankündigung zeitweise über 20%.