Georg Friedrich Wilhelm Schaeffler hat es geschafft, das Erbe seines Vaters fortzuführen und die Schaeffler-Gruppe zu einem global agierenden Unternehmen auszubauen.
Georg Friedrich Wilhelm Schaeffler: Unternehmer, Stratege und Bewahrer eines Familienimperiums

Georg Friedrich Wilhelm Schaeffler, (Vorsitzender des Vorstandes Schaeffler Group), Klaus Rosenfeld ( CEO Schaeffler Group) | picture alliance / Alexander SCHUHMANN_aI | Schuhmann Alexander
Georg Friedrich Wilhelm Schaeffler, geboren am 19. Oktober 1964 in Erlangen, zählt zu den einflussreichsten Unternehmerpersönlichkeiten Deutschlands – und das, obwohl er nur selten selbst in der Öffentlichkeit steht. Als Hauptgesellschafter der Schaeffler-Gruppe hat er das Unternehmen über Jahrzehnte hinweg gemeinsam mit seiner Mutter Maria-Elisabeth Schaeffler zur Weltspitze im Automobil- und Industriesektor geführt. Sein Werdegang, seine strategischen Entscheidungen und sein Verständnis für Globalisierung und Innovation machen ihn zu einem Paradebeispiel für moderne unternehmerische Führung in einem Familienunternehmen.
Jugend und Ausbildung
Schaeffler wuchs in Herzogenaurach auf, der Kleinstadt, die auch durch Adidas und Puma weltweit bekannt wurde. Nach dem Abitur 1984 absolvierte er seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr und stieg bis zum Oberleutnant der Reserve auf. Im Anschluss studierte er Betriebswirtschaft an der renommierten Universität St. Gallen in der Schweiz. Das dort vermittelte Wissen kombinierte er später mit einem juristischen Masterstudium an der Duke University in North Carolina (USA), wo er 1990 den LL.M. erwarb. Der internationale Charakter seiner Ausbildung wurde prägend für seine spätere unternehmerische Denkweise.
Einstieg ins Familienunternehmen
Nach dem Tod seines Vaters 1996 begann Georg Schaeffler zunehmend Verantwortung in der Unternehmensgruppe zu übernehmen. Zuvor hatte er bereits praktische Erfahrungen in verschiedenen Managementfunktionen in den USA gesammelt. Seine juristische Expertise nutzte er zunächst als Wirtschaftsanwalt in Texas, bevor er die operative Seite des Geschäfts übernahm.
Sein unternehmerisches Denken zeigte sich früh in seiner Bereitschaft, strategisch zu expandieren und neue Märkte zu erschließen. In enger Zusammenarbeit mit seiner Mutter wurden bedeutende Weichenstellungen vorgenommen, etwa durch die Übernahmen von LuK und FAG – zwei Schritte, die das Unternehmen technologisch und strukturell diversifizierten.
Der große Coup: Einstieg bei Continental
2008 folgte der spektakulärste Schachzug der Schaeffler-Geschichte: die Übernahme der wesentlich größeren Continental AG. Diese Übernahme war riskant – die Finanzkrise war auf dem Höhepunkt, und viele Beobachter hielten den Versuch für waghalsig. Doch Georg Schaeffler bewies Mut, Weitsicht und ein tiefes Verständnis für industrielle Wertschöpfungsketten. Heute hält die Schaeffler-Gruppe über ihre Holding eine bedeutende Beteiligung an Continental, was sie in eine Schlüsselposition innerhalb der globalen Automobilzulieferbranche brachte.
Die Transaktion war nicht nur finanziell, sondern auch politisch und medial heikel. Georg Schaeffler trat dabei selten öffentlich auf, überließ kommunikative Aufgaben meist seiner Mutter oder den Unternehmenssprechern – ein Beispiel für seinen zurückhaltenden, aber effektiven Führungsstil.
Führungsstil und Erfolgsfaktoren
Georg Friedrich Wilhelm Schaeffler gilt als analytischer Stratege mit einem Faible für langfristige Planung. Er meidet schnelle Gewinne zugunsten nachhaltiger Wertschöpfung. Seine wichtigste unternehmerische Devise lautet: Kontrolle über die eigene Wertschöpfungskette. Deshalb strebt die Schaeffler-Gruppe nicht nur nach technologischem Fortschritt, sondern auch nach struktureller Unabhängigkeit – etwa durch eigene Forschungseinrichtungen, langfristige Lieferkettenpartnerschaften und eine zunehmend nachhaltige Unternehmensführung.
Besonders bemerkenswert ist seine Fähigkeit, familiäre Verantwortung mit unternehmerischer Professionalität zu verbinden. Georg Schaeffler erkannte früh, dass die Nachfolgeregelung und die Kontrolle über ein Milliardenunternehmen klare Strukturen und unabhängige Gremien benötigen. Unter seiner Führung wurde die Holdingstruktur reformiert und mit Experten besetzt – ein bewusster Schritt, um das Unternehmen zukunftsfest zu machen.
Privatleben und Persönlichkeit
Georg Friedrich Wilhelm Schaeffler ist geschieden und Vater von vier Kindern. Trotz seines immensen Vermögens – er zählt laut Forbes regelmäßig zu den reichsten Deutschen – hält er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit heraus. Der Medienrummel ist ihm fremd; lieber agiert er im Hintergrund, strategisch und ruhig. Beobachter beschreiben ihn als detailverliebten Denker, der sich nur selten zu öffentlichen Statements hinreißen lässt.
Soziales Engagement und gesellschaftliche Verantwortung
Während es über sein persönliches Engagement kaum verlässliche öffentliche Informationen gibt, engagiert sich die Schaeffler-Gruppe institutionell stark im sozialen, wissenschaftlichen und kulturellen Bereich. Sie fördert Bildungspartnerschaften, Nachhaltigkeitsinitiativen und unterstützt zahlreiche regionale Projekte – insbesondere rund um den Hauptsitz in Herzogenaurach.
Es gilt als wahrscheinlich, dass auch Georg Schaeffler selbst soziale und philanthropische Projekte unterstützt – wenngleich er dies abseits medialer Aufmerksamkeit macht. In der Unternehmenskultur ist das Prinzip „Verantwortung übernehmen“ tief verankert.
Fazit zu Georg Friedrich Wilhelm Schaeffler
Georg Friedrich Wilhelm Schaeffler ist ein Unternehmer neuen Typs: international gebildet, strategisch denkend, aber verwurzelt in der Tradition eines Familienunternehmens. Sein Erfolg basiert nicht auf medialer Präsenz, sondern auf klugen Entscheidungen, langfristigem Denken und unternehmerischem Mut. Er hat es verstanden, ein Industrieunternehmen durch Umbrüche und Krisen hindurchzuführen – und dabei stets an seinen Prinzipien festzuhalten.
Mit einem klaren Fokus auf Innovation, Nachhaltigkeit und Strukturreformen zeigt Schaeffler, wie modernes Unternehmertum im 21. Jahrhundert funktionieren kann – zurückhaltend, aber entschlossen. Und damit ist er nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern auch ein Vorbild für viele Familienbetriebe in Deutschland und darüber hinaus.