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Vom Bauernsohn zum Schweinekönig: Die Geschichte des Qin Yinglin

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picture alliance / imageBROKER | Klaus Rose

Durch harte Arbeit, Bildung und unternehmerisches Geschick hat Qin Yinglin nicht nur persönlichen Wohlstand erlangt, sondern auch die chinesische Agrarlandschaft nachhaltig geprägt.

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Frühe Jahre und Ausbildung

Qin Yinglin wurde 1965 in Hexi, einem kleinen Dorf im Kreis Neixiang der Provinz Henan, geboren. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, erlebte er bereits in jungen Jahren die Herausforderungen der Landwirtschaft. 1982, während seiner Schulzeit, investierte sein Vater in 20 Ferkel, von denen jedoch nur eines überlebte. Dieses Ereignis prägte Qin tief und weckte in ihm den Wunsch, die Schweinezucht zu verbessern. Er entschied sich, Tierhaltung zu studieren, um den Menschen in seinem Dorf zu helfen, durch erfolgreiche Schweinezucht ein besseres Einkommen zu erzielen. 1985 begann er sein Studium an der Henan Agricultural University und schloss es 1989 mit einem Abschluss in Tierhaltung ab.

Der Weg zum Unternehmer

Nach seinem Abschluss arbeitete Qin bei der Nanyang Food Company, einem staatlichen Lebensmittelunternehmen. Dort lernte er seine spätere Ehefrau Qian Ying kennen, eine Veterinärmedizinerin. 1992 entschied sich das Paar, das sichere Angestelltenverhältnis aufzugeben und in Qins Heimatdorf ein eigenes Schweinezuchtunternehmen zu gründen. Mit nur 22 Schweinen legten sie den Grundstein für ihr Unternehmen.

Aufstieg von Muyuan Foodstuff

Durch harte Arbeit und innovative Methoden wuchs das Unternehmen schnell. Bereits 1994 hielten sie 2.000 Schweine, und bis 1997 stieg der Bestand auf 10.000 Tiere an. Im Jahr 2000 gründeten sie offiziell die Muyuan Farming Co., die später in Muyuan Foodstuff umbenannt wurde. Das Unternehmen entwickelte sich zu einem der größten Schweinezüchter und Schweinefleischproduzenten Chinas. 2014 ging Muyuan an die Shenzhen Stock Exchange und erlebte in den folgenden Jahren ein beeindruckendes Wachstum.

Herausforderungen und Erfolge

Die Afrikanische Schweinepest, die 2019 in China ausbrach, stellte viele Schweinezüchter vor enorme Probleme. Dank strenger Biosicherheitsmaßnahmen und einer vertikal integrierten Produktionsstruktur konnte Muyuan jedoch die Auswirkungen minimieren und sogar Marktanteile gewinnen. Während dieser Zeit stiegen die Schweinefleischpreise erheblich, was zu einem weiteren Anstieg von Qins Vermögen führte.

Aktuelles Vermögen und wirtschaftlicher Einfluss

Laut dem Bloomberg Billionaires Index wurde Qins Vermögen im Januar 2022 auf etwa 20,7 Milliarden US-Dollar geschätzt, was ihn zu einem der reichsten Menschen Chinas macht. Sein Erfolg hat nicht nur sein persönliches Leben verändert, sondern auch erheblichen Einfluss auf die chinesische Agrarindustrie genommen.

Privatleben und Familie

Qin Yinglin und seine Frau Qian Ying haben einen Sohn namens Qin Muyuan, der als Vizepräsident bei der Muyuan Group tätig ist. Die Familie lebt in Nanyang, Henan, in relativer Zurückgezogenheit. Trotz ihres enormen Reichtums führen sie ein vergleichsweise bescheidenes Leben und bleiben ihren ländlichen Wurzeln treu.

Gesellschaftliches Engagement und Philanthropie

Qin ist Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas und war Delegierter des 13. Nationalen Volkskongresses. Er engagiert sich auch in der Bildung und hat bedeutende Summen an verschiedene Institutionen gespendet. So spendete er beispielsweise Aktien im Wert von 100 Millionen RMB an die Westlake Education Foundation zur Unterstützung von Forschungs- und Bildungsprojekten.

Einfluss auf die Agrarindustrie

Durch seine innovativen Ansätze in der Schweinezucht hat Qin die Standards in der chinesischen Agrarindustrie neu definiert. Sein Unternehmen setzt auf moderne Technologien und strenge Qualitätskontrollen, um die Effizienz zu steigern und die Produktqualität zu sichern. Dies hat nicht nur zu seinem eigenen Erfolg beigetragen, sondern auch andere Landwirte inspiriert, ähnliche Praktiken zu übernehmen.

Kontroversen und Kritik

Wie viele Großunternehmer sieht sich auch Qin Yinglin gelegentlich Kritik ausgesetzt. Einige werfen ihm vor, durch die schnelle Expansion seines Unternehmens kleinere Bauern verdrängt zu haben. Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich der Umweltbelastung durch großflächige Schweinezuchtanlagen. Qin betont jedoch stets die Bedeutung von Nachhaltigkeit und hat in umweltfreundliche Technologien investiert, um den ökologischen Fußabdruck seines Unternehmens zu minimieren.

Fazit

Qin Yinglins Aufstieg vom einfachen Bauernsohn zum Schweinekönig Chinas ist eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Durch harte Arbeit, Bildung und unternehmerisches Geschick hat er nicht nur persönlichen Wohlstand erlangt, sondern auch die chinesische Agrarlandschaft nachhaltig geprägt. Sein Leben dient als Inspiration für viele und zeigt, wie aus bescheidenen Anfängen großer Erfolg erwachsen kann.

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