Unternehmer, Deutschland

Hörbare Erfolge: Wie Martin Kind die akustische Welt verändert hat

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Martin Kind

picture alliance / Fritz Rust

Eine Branche hört auf ihn: Martin Kind gilt als prägende Figur in der deutschen Wirtschaft. Mit seinem Unternehmen Kind Hörgeräte hat er sich international einen Namen gemacht. Der streitbare Geschäftsführer der Kind Gruppe steht für unternehmerischen Erfolg und gesellschaftliches Engagement. Ein Porträt mit Ecken und Kanten.

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Kindheit und Familie – die Grundlagen des Erfolgs

Martin Kind wurde am 28. April 1944 im niedersächsischen Walsrode geboren. Seine Kindheit fiel in die Nachkriegszeit, eine Phase voller Entbehrungen und Herausforderungen, die ihn prägen sollte. Der unternehmerische Geist scheint in der Familie Kind verankert gewesen zu sein. Schon früh entwickelte er ein Gespür für Geschäfte sowie ein starkes Streben nach Unabhängigkeit.

Die Familie Kind war eng mit der Region Hannover verbunden, und dieses lokale Bewusstsein blieb auch später ein Bestandteil der Unternehmensstrategie, als Martin Kind die Geschäftsleitung des Unternehmens von seinem Vater übernahm und daraus einen international erfolgreichen Konzern machte.

Der Aufstieg von Kind Hörgeräte

Kind Hörgeräte wurde 1952 zunächst als kleiner Familienbetrieb gegründet. Unter der Leitung von Martin Kind entwickelte sich das Unternehmen ab 1970 zu einem der Marktführer im Bereich Hörakustik. Heute steht Kind Hörgeräte mit seinem Angebot für Qualität, Innovation und eine ausgeprägte Kundenorientierung.

Martin Kind setzte dabei früh auf ein Franchise-Modell, das es ermöglichte, die Marke in ganz Deutschland zu etablieren. Der Fokus lag auf erschwinglichen, hochwertigen Produkten und einer kundenorientierten Beratung. Diese Strategie erwies sich als erfolgreich: Heute betreibt das Unternehmen mehr als 700 Fachgeschäfte weltweit und beschäftigt mehr als 3.000 Mitarbeiter. Mit einem Jahresumsatz von etwa 125 Millionen Euro (Stand 2023) zählt Kind Hörgeräte zu den führenden Anbietern in Europa.

Kind Hörgeräte ist nicht nur in der Hörakustikbranche ein Synonym für Qualität und Innovation. Neben Hörgeräten bietet das Unternehmen auch Gehörschutz sowie individuelle Lösungen für seine Kunden an. Der Hauptsitz in Großburgwedel ist nicht nur das administrative Zentrum, sondern auch ein Innovationshub. Hier werden neue Technologien entwickelt, die Menschen mit Hörverlust eine bessere Lebensqualität ermöglichen sollen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Aus- und Weiterbildung. Kind betreibt einen eigenen Campus, an dem jährlich Hunderte Hörakustiker ausgebildet werden. Diese Kombination aus Produktqualität, Serviceorientierung und Mitarbeiterentwicklung hat dem Unternehmen eine solide Marktposition gesichert.

Im Zentrum von Hannover wurde 2018 ein Flagship-Store eröffnet, der Hör- und Sehlösungen der neuesten Generation präsentiert.

Vermögen und Einfluss

Martin Kinds Vermögen wird auf 650 Millionen Euro geschätzt. Doch er nutzt seinen finanziellen Erfolg nicht nur für private Zwecke oder Firmeninvestitionen, sondern auch für gesellschaftliches Engagement.

Sein Einfluss reicht über die Unternehmenswelt hinaus. Als prägende Figur in der Region Hannover engagiert er sich auch in verschiedenen Wirtschafts- und Sportprojekten.

Vom Ohr zum Fuß: Engagement für Sport und regionale Jugendarbeit

Martin Kind ist nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern auch ein engagierter Bürger. Besonders hervorzuheben ist sein Engagement im Sport: Er ist seit vielen Jahren präsentes Mitglied im Vorstand von Hannover 96 und war bis 2024 als Geschäftsführer prägender Kopf des Fußballvereins. Nach dem Abstieg in die Regionalliga sowie durch vereinsinterne Querelen sah es für den Verein sowohl sportlich als auch finanziell zunächst schlecht aus.

Unter der Führung Martin Kinds gelang es – wenn auch nicht immer reibungslos – den Verein wieder in die Bundesliga zu bringen. Neben dem Sport engagiert sich Kind auch im sozialen Bereich. Er unterstützt regelmäßig regionale Projekte für Kinder und Jugendliche.

Kontroversen und Kritik

So erfolgreich Martin Kind als Unternehmer ist, so polarisierend ist seine Rolle in der Öffentlichkeit. Vor allem seine Tätigkeit bei Hannover 96 brachte ihm nicht nur Bewunderung, sondern auch Kritik ein. Als Befürworter der Abschaffung der sogenannten 50+1-Regel im deutschen Fußball stieß er auf starken Widerstand von Fan-Verbänden. Kritiker warfen ihm vor, die Tradition des Vereins zugunsten kommerzieller Interessen zu vernachlässigen.

Auch innerhalb des Unternehmens gab es gelegentlich Kontroversen. Mitarbeiter beklagten sich in der Vergangenheit über eine strikte Unternehmensführung und hohen Leistungsdruck. Kind selbst hat sich zu solchen Vorwürfen meist nicht öffentlich geäußert, doch seine Haltung, klare Strukturen und hohe Standards durchzusetzen, mag Teil seines Erfolgsrezepts sein.

Ein Unternehmer mit Ecken und Kanten

Martin Kind ist eine Figur, die viele Facetten vereint: visionärer Unternehmer, engagierter Bürger und umstrittener Fußballfunktionär. Mit seinem Unternehmen hat er nicht nur wirtschaftliche Erfolge erzielt, sondern auch Maßstäbe in der Hörakustikbranche gesetzt. Was bleibt, ist das Bild eines Mannes, der sich nicht mit Mittelmaß zufriedengibt und sich nicht scheut, auch einmal zu polarisieren.

 

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