Unternehmer, Deutschland

August Oetker: der stille Riese des deutschen Unternehmertums

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August Oetker

picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Peter Endig

August Oetker hat das gleichnamige Traditionsunternehmen maßgeblich vorangebracht und zählt zu den reichsten Unternehmern in Deutschland.

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Kindheit und Wurzeln einer Unternehmerdynastie

August Oetker wurde am 17. März 1944 in Bielefeld als Spross der traditionsreichen Oetker-Familie geboren. Sein Urgroßvater, Dr. August Oetker, hatte 1891 mit der Erfindung des Backpulvers den Grundstein für eines der bekanntesten deutschen Familienunternehmen gelegt. August wuchs in privilegierten Verhältnissen auf, doch sein Weg war von Verantwortung und hohen Erwartungen geprägt. Die Familie legte Wert auf Disziplin, Bildung und Unternehmergeist.

Der Weg zur Spitze: Bildung und Karriere

Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in einer Hamburger Reederei. Durch diese lernte er nicht nur die theoretischen Grundlagen der Unternehmensführung, sondern auch, wie wichtig internationale Netzwerke in der modernen Wirtschaft sind. Im Anschluss studierte er in Hamburg und München Betriebswirtschaft. Anfang der 70er-Jahre trat er in das Familienunternehmen ein. Dort lernte er zunächst die verschiedenen Geschäftsbereiche kennen, bevor er später in Führungsrollen wechselte. 2019 gab er den Beiratsvorsitz ab, den er seit 2010 innehatte.

Vermögen: Wie reich ist August Oetker?

August Oetker zählt zu den reichsten Menschen Deutschlands. Sein Vermögen wird von Forbes auf etwa 2,8 Milliarden Euro geschätzt (Stand: 2023). Der Reichtum stammt überwiegend aus dem Familienunternehmen, der Dr. Oetker Gruppe, die bis heute ein breites Spektrum an Geschäftsbereichen abdeckt – von Lebensmitteln über Biermarken wie Radeberger bis hin zu Schifffahrt und Immobilien.

Das Geheimnis des Oetker-Erfolgs

Die Dr. Oetker Gruppe steht seit Jahrzehnten für innovative Produkte und strategisches Wachstum. August Oetker hat maßgeblich dazu beigetragen, das Unternehmen zu einem globalen Player zu entwickeln. Unter seiner Führung erweiterte die Gruppe ihr Portfolio, setzte auf Internationalisierung und diversifizierte ihre Geschäftsbereiche. Gleichzeitig blieb das Unternehmen dem Grundsatz treu, Qualität und Tradition in den Vordergrund zu stellen – ein Erfolgsrezept, das bis heute aufgeht.

August Oetker in der Öffentlichkeit

August Oetker gehört zu den eher zurückhaltenden Persönlichkeiten der Unternehmerwelt und vermeidet öffentliche Statements zu politischen oder gesellschaftlichen Themen. Seine Aktivitäten konzentrieren sich überwiegend auf die wirtschaftlichen Belange der Familie und des Unternehmens. Er setzt sich jedoch seit vielen Jahren für Nachhaltigkeit ein und ist Mitglied der Denkfabrik Rat für Digitale Ökologie, die in der Betrachtung des digitalen Wandels über wirtschaftliche Aspekte hinausgeht. Neben dem Bundesverdienstkreuz im Jahre 2023 wurde er mit diversen weiteren Preisen ausgezeichnet.

Soziales Engagement der Familie Oetker

Die Oetker-Familie ist als Ganzes bekannt für Spenden und Unterstützung gemeinnütziger Projekte. Das Familienunternehmen hat über die Jahre zahlreiche Initiativen unterstützt, insbesondere in den Bereichen Bildung, Kultur und soziale Integration.

Trotz aller Zurückhaltung jedoch immer wieder innerfamiliäre Unstimmigkeiten 

Hinsichtlich Unternehmensgestaltung und Vermögensaufteilung kam es innerhalb der Familie Oetker immer wieder zu Streitigkeiten. So beleuchtete ein Artikel von DER SPIEGEL vom 16. März 2019 beispielsweise die internen Konflikte anlässlich des bevorstehenden Rückzugs von August Oetker aus dem Beirat der Oetker-Gruppe. Gemäß familieninternen Regeln musste August Oetker mit 75 Jahren seinen Posten als Beiratsvorsitzender abgeben.

Der Übergang war jedoch von Spannungen geprägt, insbesondere zwischen August Oetker und seinem Halbbruder Alfred Oetker. Obwohl ihr verstorbener Vater Rudolf-August Oetker sich gewünscht hatte, dass Alfred eine führende Rolle im Unternehmen übernahm, wurde dieser mehrfach übergangen. Stattdessen wurden externe Manager eingesetzt, was zu weiteren Spannungen führte. Die Uneinigkeit innerhalb der Familie war letztlich langfristig und führte zu einer Aufspaltung des Traditionsunternehmens.

Aufteilung der Unternehmensgruppen

Die Oetker-Gruppe wurde am 1. November 2021 offiziell in zwei unabhängige Unternehmensgruppen aufgeteilt. Diese Entscheidung folgte auf die jahrzehntelangen Differenzen innerhalb der Familie über die strategische Ausrichtung des Konzerns.

Die Gesellschafter Alfred, Carl Ferdinand und Julia Johanna Oetker übernahmen unter dem Dach der neu gegründeten Geschwister Oetker Beteiligungen KG Unternehmen wie die Henkell & Co. Sektkellerei, die Martin Braun Backmittel KG, die Chemische Fabrik Budenheim, mehrere Hotels sowie die Kunstsammlung Rudolf-August Oetker.

Der verbleibende Teil des Konzerns, einschließlich des Lebensmittelgeschäfts (Dr. Oetker), der Radeberger Gruppe und weiterer Hotels, blieb unter der Führung der Dr. August Oetker KG, kontrolliert von den Gesellschaftern Richard und Philip Oetker, Rudolf Louis Schweizer, Markus von Luttitz und Ludwig Graf Douglas.

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