Dieter von Holtzbrinck baute die Holtzbrinck-Verlagsgruppe zur Medienmacht aus und übernahm Die Zeit sowie das Handelsblatt. Mit der Gründung der DvH Medien GmbH sicherte er die Zukunft des unabhängigen Journalismus und bleibt eine zentrale Figur der deutschen Medienlandschaft.
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Dieter von Holtzbrinck wurde am 29. September 1941 in Stuttgart geboren. Er ist der älteste Sohn des Verlegers Georg von Holtzbrinck und dessen Ehefrau Addy, geborene Griesenbeck. Seine Geschwister sind Monika Schoeller und Karin von Holtzbrinck; sein Halbbruder ist Stefan von Holtzbrinck. Dieter von Holtzbrinck ist geschieden und hat einen Sohn und zwei Töchter.
Frühe Jahre und Einstieg ins Familienunternehmen
Nach dem Abitur studierte Dieter von Holtzbrinck Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen. Im Anschluss absolvierte er ein eineinhalbjähriges Verlagspraktikum in den USA, unter anderem bei McGraw-Hill.
1970 trat er als geschäftsführender Gesellschafter in die Handelsblatt GmbH ein, die zur Verlagsgruppe seines Vaters gehörte. 1974 wurde er in derselben Funktion in die Holtzbrinck-Zentrale berufen. 1980 übernahm er vom Vater den Vorsitz der Geschäftsführung der gesamten Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck.
Expansion und Gründung der DvH Medien
Unter seiner Leitung expandierte die Verlagsgruppe im großen Stil. Im Inland lag das Hauptaugenmerk verstärkt auf dem Ausbau des Zeitungsbereichs: Im Jahr 1996 erwarb die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck den ZEIT Verlag, zu dem die renommierte Wochenzeitung DIE ZEIT gehört. Diese Übernahme stärkte die Position der Verlagsgruppe im deutschen Qualitätsjournalismus maßgeblich.
2001 übergab Dieter von Holtzbrinck das operative Geschäft an seinen Halbbruder Stefan von Holtzbrinck und übernahm den Vorsitz des Aufsichtsrats. Mitte 2006 zog er sich aus dem Unternehmen zurück.
Später, im Juni 2009, restrukturierte Dieter von Holtzbrinck seine Beteiligungen, indem er Anteile an seine Geschwister verkaufte, und gründete die Dieter von Holtzbrinck Medien GmbH (DvH Medien). Im Rahmen dieser Neuausrichtung übernahm DvH Medien 50 Prozent der Anteile am ZEIT Verlag, während die restlichen 50 Prozent bei der Holtzbrinck Publishing Group verblieben. Zudem wurden die Buchaktivitäten international erweitert, während man sich 1989 vom Buchclub trennte.
In die DvH Medien GmbH überführte er unter anderem das Handelsblatt, den Tagesspiegel und 50 Prozent des ZEIT Verlags. Diese Partnerschaft sicherte die gemeinsame Führung und Weiterentwicklung des ZEIT Verlags durch beide Unternehmen. Als führende Wirtschafts- und Finanzzeitung Deutschlands bietet das Handelsblatt fundierte Analysen und exklusive Berichterstattung für Entscheider in Politik und Wirtschaft. Mit einer verkauften Auflage von rund 116.000 im dritten Quartal 2024 und hoher digitaler Reichweite ist es eine zentrale Informationsquelle für wirtschaftspolitische Themen. Die Wochenzeitung Die ZEIT gilt als eine der einflussreichsten Qualitätszeitungen Deutschlands und steht für tiefgründige Recherchen und gesellschaftspolitische Debatten. Mit einer verkauften Auflage von über 600.000 Exemplaren im vierten Quartal 2023 erreicht sie eine breite, bildungsnahe Leserschaft und setzt Impulse im öffentlichen Diskurs.
Dieter von Holtzbrincks Engagement für den Qualitätsjournalismus
Dieter von Holtzbrinck ist bekannt für sein Engagement für Qualitätsjournalismus. Er legte 2007 seinen Aufsichtsratsposten bei Dow Jones nieder, um gegen die Übernahme durch Rupert Murdoch zu protestieren.
Murdoch unterstützte 2016 die Brexit-Kampagne vor allem über sein britisches Boulevardblatt The Sun. 2015 bezeichnete er sich als „Klimawandelskeptiker“, nicht als Leugner, und kritisierte Warnungen vor der globalen Erwärmung als „alarmistischen Nonsens“. Medien seines Konzerns stellten 2019 den Zusammenhang zwischen den Großbränden in Australien und dem Klimawandel infrage.
“Wirtschaft Verstehen Lernen” – Stiftungsarbeit für Jugendliche
Die Dieter von Holtzbrinck Stiftung fördert gemeinnützige Projekte in den Bereichen Bildung, Kultur, Entwicklungshilfe und Soforthilfe bei humanitären Katastrophen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung ökonomischer und digitaler Kompetenzen an Jugendliche, um deren Zukunftsfähigkeit zu stärken. Zudem unterstützt die Stiftung soziale und kulturelle Einrichtungen sowie Initiativen zur Völkerverständigung.
Die im Herbst 2012 ins Leben gerufene Initiative „Wirtschaft Verstehen Lernen“ war das erste große Bildungsprojekt der Stiftung. Ziel ist es, das Fach „Wirtschaft“ an weiterführenden Schulen praxisnah und verständlich zu vermitteln, damit alle Schulabgänger ein grundlegendes ökonomisches Wissen erwerben. Nach der erfolgreichen Einführung in Baden-Württemberg setzt sich die Stiftung nun für eine Ausweitung auf weitere Bundesländer ein.
Kontroversen
Dieter von Holtzbrinck hat in seiner Karriere überwiegend Anerkennung für sein Engagement im Qualitätsjournalismus erhalten. Doch nicht jede seiner Entscheidungen wurde kritiklos gefeiert. Eine nennenswerte Kontroverse ereignete sich im Februar 2018, als er den damaligen Herausgeber des Handelsblatts, Gabor Steingart, entließ. Steingart hatte ambitionierte Pläne für das Blatt, doch von Holtzbrinck entschied sich für eine Trennung, was in der Medienbranche für Aufsehen sorgte.
Einflussreicher Medienmacher
Als Verlagsstratege prägte Dieter von Holtzbrinck die deutsche Presselandschaft maßgeblich. Er führte Die ZEIT und das Handelsblatt zu neuen Erfolgen und gründete die DvH Medien GmbH. Sein Fokus auf Qualität und Unabhängigkeit machte ihn zu einem einflussreichen Medienunternehmer.