Herr Pröchel, möchten Sie sich kurz einmal vorstellen?
Ich bin seit 2004 Geschäftsführer der Pröchel GmbH in Schwanstetten mit einem weiteren Standort in Nürnberg. 1999 begann ich mein duales Studium zum Bauingenieur für Fassadentechnik und habe von Anfang an in verschiedenen Positionen innerhalb des Unternehmens gearbeitet. So konnte ich ein tiefes Verständnis für unsere Branche und die Bedürfnisse unserer Kunden entwickeln.
Wie haben Sie es mit Ihrem Unternehmen geschafft, aus der Corona-Krise gestärkt hervorzugehen – und auch weitere Herausforderungen wie Lieferketten-Probleme und Preissteigerungen erfolgreich zu bewältigen?
Die Corona-Krise war zweifellos eine große Herausforderung für uns alle. Wir haben aber bereits 2017 unsere Arbeitsabläufe zum größten Teil digital angepasst. Daher konnten wir schnell reagieren, um die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu schützen und gleichzeitig die Produktivität aufrechtzuerhalten.Dank zuverlässiger Partner, insbesondere der Firma Schüco International KG, konnten wir die Termine für unsere Kunden fast immer wie gewohnt einhalten.
Haben internationale Großprojekte auch sonst einen besonderen Reiz für Sie? Was sind etwa die Hauptunterschiede zwischen der hiesigen Baubranche und der in Großbritannien oder in der Schweiz?
Ja, internationale Großprojekte haben für uns einen besonderen Reiz. Obwohl wir hauptsächlich in Deutschland tätig sind, schließen wir ausländische Projekte nicht aus, sondern sehen sie als spannende Möglichkeit, unser Know-how global einzubringen und neue Herausforderungen anzunehmen. Die Hauptunterschiede zwischen dem Bauen in Deutschland und beispielsweise in Großbritannien oder der Schweiz liegen häufig in den rechtlichen Rahmenbedingungen, den Baustandards und den kulturellen Gegebenheiten.Ungeachtet dieser Unterschiede ist es für uns wichtig, unsere Kompetenz und unsere Qualitätsstandards auch im internationalen Kontext unter Beweis zu stellen und so unseren Beitrag für die globale Bauwirtschaft zu leisten.
Zum Thema
Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrer Unternehmensphilosophie?
Das Thema Nachhaltigkeit spielt in unserer Unternehmensphilosophie eine zentrale Rolle. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, langfristig Werte zu schaffen und gleichzeitig die Umweltbelastungen zu minimieren.
Seit März 2024 verwenden wir bei allen unseren Projekten standardmäßig CO2-reduzierte Aluminiumprofile, die unser Partner Schüco International KG im Rahmen seines Dekarbonisierungsprozesses entwickelt hat. Dies ist eine von vielen Maßnahmen, um unsere Scope3-Emissionen zu reduzieren und die hohen Anforderungen an die Lieferkette sicherzustellen.
Diese Entscheidung unterstützt nicht nur unsere Nachhaltigkeitsziele, sondern trägt auch zur Reduzierung unseres ökologischen Fußabdrucks bei. Weiterhin richten wir den Blick auf nachhaltige Fassaden und bauen die Bereiche Holz, PV und begrünte Fassade kontinuierlich aus.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Aspekte für „gelebte Nachhaltigkeit“ im Unternehmen – und wer profitiert alles davon?
Für uns bei der Pröchel GmbH sind die wichtigsten Aspekte für gelebte Nachhaltigkeit im Unternehmen vielfältig und tief in unserer Unternehmenskultur verankert. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Ziel, sondern integraler Bestandteil unseres täglichen Handelns und Denkens.Zunächst haben wir Nachhaltigkeit aktiv in unser Leitbild integriert, das gemeinsam mit allen Mitarbeitenden entwickelt wurde. So stellen wir sicher, dass unsere Nachhaltigkeitsbemühungen von der gesamten Belegschaft unterstützt und getragen werden.
Auch in der Geschäftsleitung ist das Thema fest verankert. Unser kaufmännischer Leiter ist seit September 2023 zertifizierter CSR-Manager. Zudem haben wir seit Mai 2023 ein Kernteam für Nachhaltigkeit mit Personen aus Technik, Produktion, Einkauf, Personal, Marketing und Controlling, um Ideen und Maßnahmen für Nachhaltigkeitsprojekte aus den Abteilungen zu gewinnen und unsere Mitarbeitenden kontinuierlich einzubinden.
Darüber hinaus übernehmen wir soziale Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden. Chancengleichheit ist für uns keine leere Phrase, sondern ein Versprechen, das wir schon seit Jahren aktiv umsetzen.
Von diesem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis profitieren nicht nur unsere Mitarbeitenden und Kunden, sondern auch Gesellschaft und Umwelt. Wir wollen nicht nur Mindestanforderungen erfüllen, sondern mit gutem Beispiel vorangehen und einen positiven Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft leisten. Aus diesem Grund sind wir auch seit Herbst 2023 Mitglied bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, der DGNB.
Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial in der Bau- und Immobilienwirtschaft hinsichtlich der Nachhaltigkeit?
Es sollte weiterhin in die Entwicklung und Anwendung umweltfreundlicher Baustoffe und Technologien investiert werden. Dabei geht es nicht nur um Energieeffizienz, sondern auch um einen starken Ausbau der Kreislaufwirtschaft zur Minimierung der Umweltbelastung. Die doppelte Wesentlichkeit als zentrales Element der CSRD/ESRS (Corporate Sustainability Reporting Directive/European Sustainability Reporting Standards) ist bei allen Entscheidungen zu beachten. Maßnahmen, die sich in einem Teilbereich der Nachhaltigkeit positiv auswirken, dürfen sich in einem anderen nicht negativ auswirken. Nutzungsänderung bei Bestandsgebäuden, Sanierungen, Rück- und Umbauten sowie Neubauten sind unter Effizienzgesichtspunkten und Nachhaltigkeitszielen zu bewerten. Standards und Zertifizierungen sind dafür ein weiteres wichtiges Element, um nachhaltiges Bauen zu fördern und qualitativ hochwertige, energieeffiziente Gebäude zu schaffen.
Über welche Maßnahmen zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen sollte man sich in Ihrer Branche grundsätzlich verständigen und welche Zertifizierungen auf diesem Gebiet halten Sie für geeignet?
Eine branchenweite Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Umsetzung von Standards für nachhaltiges Bauen ist unerlässlich. Zertifizierungen wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) oder DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) sind international anerkannt und helfen, die Nachhaltigkeitsleistung von Gebäuden zu bewerten und zu verbessern.Auch der Bereich der Umnutzung von Gebäuden – also Sanierung statt Neubau – ist eine Möglichkeit, nachhaltig zu handeln. Denn Gebäude sind auf eine Lebensdauer von 50 bis 100 Jahren ausgelegt. Eine Umstrukturierung der Grundrisse, die Erneuerung von Fassaden und nicht mehr zeitgemäßen Elementen wäre hier oft eine gute Möglichkeit, nachhaltig zu handeln.
Daher haben wir vor Jahren einen weiteren Geschäftszweig aufgebaut. Die Pröchel Service + Automatik GmbH kümmert sich neben der Planung, Fertigung und Montage auch um die Wartung und Instandsetzung von Fenstern, Automatiktüren, Feststell- und Vereinzelungsanlagen sowie um die Fluchtwegsicherung – unabhängig, ob diese von uns montiert wurden oder nicht. So gewährleisten wir eine lange Lebensdauer und einwandfreie Funktion der Anlagen und tragen zur Reduzierung der Reparaturkosten und einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Energie bei.
Welche Pläne haben Sie mit der Pröchel GmbH für die Zukunft?
Wir wollen unsere Position als führendes Unternehmen im Bereich des nachhaltigen Bauens weiter ausbauen. Dazu investieren wir in innovative Technologien und erweitern sukzessive unser Leistungsportfolio.Um unsere Ziele zu erreichen, werden wir unsere Nachhaltigkeitsmaßnahmen kontinuierlich erweitern, überprüfen und verbessern. Derzeit sind aufgrund unserer Unternehmensgröße viele Berichtspflichten für uns noch nicht verpflichtend. Dennoch arbeiten wir kontinuierlich daran, diese Anforderungen umsetzen zu können. Neben der gesellschaftlichen Verantwortung, der wir uns verpflichtet fühlen, wollen wir damit unsere Attraktivität als Arbeitgeber weiter steigern, unsere Zukunftsfähigkeit sichern und auch Risiken minimieren.
Konkret wollen wir unsere Mitarbeitenden durch Veranstaltungen und Schulungen weiter für das Thema sensibilisieren. Ein Bericht nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist in Planung. Wir beteiligen uns außerdem an Forschungsprojekten zu neuen nachhaltigen Fassaden, wie zum Beispiel einer Lehmfassade. Langfristig wollen wir unseren Kunden weiterhin exzellente Bauprojekte liefern und einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Umwelt leisten.