Industrie, AST Eis- und Solartechnik GmbH

Kältetechnik für die Welt aus Tirol: Marc Dominic Cirkel, Geschäftsführer der AST Eis- und Solartechnik GmbH im Interview

Bild zum Artikel Marc Dominic Cirkel im Interview

Solaranlage der Firma AST im Freibad von St. Marienkirchen (Oberösterreich) // © Johannes Bischof / Adobe Stock

Im folgenden Interview berichtet Marc Dominic Cirkel, Geschäftsführer der AST Eis- und Solartechnik GmbH, über seinen Werdegang, die Alleinstellungsmerkmale und Ziele der Firma.
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Seit wann sind Sie Geschäftsführer der AST Eis- und Solartechnik GmbH und wie kam es dazu?

AST Eis- und Solartechnik GmbH
Schwimmbadsterben (Symbolbild) Adobe Stock

Marc Dominic Cirkel: "Ich bin seit April 2022 Geschäftsführer bei der AST. Bis dahin war die Firma lange Jahre mit einer Doppelspitze aus einem Vertriebs- und einem Technik-Geschäftsführer geführt worden. Durch die Corona-Krise, die die Märkte der AST schwer getroffen hatte, rückte der Fokus auf die durchgehende Verbesserung der internen Prozesse und der Gesellschafter entschied sich dafür einen einzelnen funktionsübergreifenden General Manager als Allein-Geschäftsführer einzusetzen."

AST wurde bereits 1986 gegründet. Welche Entwicklungen in der Geschichte der Firma würden Sie als Meilensteine bezeichnen?

Marc Dominic Cirkel: "Die AST wurde bereits in den 1980er Jahren in Telfs im Inntal gegründet um die Solarenergie zum Aufwärmen des Schwimmbadwassers zu nutzen. Große Meilensteine waren die Übertragung der Anwendung unserer Technologie in den Bau von Kunsteisbahnen, durch die Befüllung des Systems mit Kühlmittel und Wärmeübertragung aus dem zu gefrierenden Eis auf das Kühlmittel. Daraus kam die Entwicklung der Eisbox – einer EPDM Matte mit Anschluss-Set in einer Stahlbox –, welche mobile Eisbahnen in dem Ausmaß welches wir heute kennen, erst ermöglichte und die Übernahme durch die Elektrizitätswerke Reutte in den 1990er Jahren.

In den 2000er-Jahren war die Globalisierung mit der Gründung und Beteiligung von Tochtergesellschaften in Mitteleuropa, Skandinavien und Nordamerika prägend.

Nun stehen wir an einem neuen Meilenstein mit der weiten Verbreitung von Energiemanagement bei Kunsteisbahnen und der energetischen Sanierung der öffentlichen Bäder, die unter jahrzehntelangem Investitionsstau leiden."

Wie würden Sie die Unternehmenskultur bei AST beschreiben?

Marc Dominic Cirkel: "Die Kultur bei der AST war immer schon stark geprägt von Innovation. Mit unseren EPDM-Matten haben wir eine höchst effiziente Lösung in der Energieübertragung von einem Medium auf ein anderes. Hierfür entwickeln wir immer neue Anwendungsfelder, bei denen wir unseren Kunden helfen können ihre Energiekosten deutlich zu senken.

Als kleines mittelständisches Unternehmen bedarf es dafür ein sehr hohes Engagement der Mitarbeiter und eine große Offenheit über alle Abteilungen hinweg. In den beiden Hauptsaisons – im Frühjahr für die Solaranalagen und im Spätherbst für die Eisbahnen – steht man für einander da. Da kommt auch viel der lokalen Kultur durch, die im Tiroler Außerfern vom persönlichen Einsatz für die Gemeinschaft z.B. in der Feuerwehr, der Bergwacht oder den Traditionsvereinen geprägt ist."

Die AST Eis- und Solartechnik GmbH bietet ein breites Produktportfolio zur effizienten Energieübertragung im Sport- und Freizeitbereich. Was sind die Alleinstellungsmerkmale der Eisbahnen und Absorber-Lösungen von AST?

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Familienspaß und gemeinsame Bewegung auf Eis Johannes Fredheim

Marc Dominic Cirkel: "Bei unseren Lösungen wird außer den beiden Medien – meistens Wasser und Wasser – im Grunde nur die Absorber-Matte als Material benötigt. Die Energieübertragt ist direkt und genau dadurch sehr effizient und gleichzeitig auch kostengünstig. In Kombination mit einer im Kreislauf integrierten Wärmepumpe kann der volle Energiebedarf eines Schwimmbades über die gesamte Temperaturskala in der Umgebung und im Wasser zur Verfügung gestellt werden.

Die EPDM-Matten sind außerdem sehr lange haltbar aber gleichzeitig auch einfach wieder abnehm- und verlegbar und deshalb äußerst mobil.

Ergänzend zu der Eisbahn an sich haben wir eine eigene kraftabbauende Eishockeybande entwickelt, welche Bestnoten für die Reduzierung von Verletzungen erhalten hat, und wir bieten Eispflegemaschinen der besten Hersteller der Welt zur optimalen Eisaufbereitung an.

Anders als andere Marktbegleiter bieten wir auch eine eigene Projektmanagementorganisation, die die Anlagen technisch ausgestaltet, die Installation durch unsere eigenen Facharbeiter mit den Kunden koordiniert und für eine reibungslose Übergabe sorgt."

Welche Unternehmen und Einrichtungen werden mit den Lösungen von AST ausgestattet? Können beispielsweise auch Privatpersonen mit eigenem Pool von den Solarabsorbern profitieren?

Marc Dominic Cirkel: "Die AST ist auf große Volumina konzentriert. Wir bieten unsere Lösungen primär der öffentlichen Hand, Sportvereinen und Unternehmen an. Es gibt auch standardisierte Einheiten für private Pools, welche über den Großhandel an den Endkunden vertrieben werden. Wir betreiben aber kein Direktgeschäft mit Privatkunden."

AST ist nicht nur in Österreich und Deutschland, sondern auch international aktiv. Wie werden Ihre Produkte in anderen Ländern angenommen und welche sind die bisher wichtigsten Referenzen Ihrer Firma?

Marc Dominic Cirkel: "Die in Europa üblichen EPDM-Matten zeichnen sich durch Effizienz, Haltbarkeit und Kosten aus. Diese Lösung ist international nicht weit verbreitet und lässt sich mit dem passenden Marktzugang und Investitionen in die Marktinformation gut vertreiben. Die Referenzen reichen dabei von der Warmwasseraufbereitung einer Lederfabrik in Uruguay über zahlreiche Stadion-Events mit zehntausenden Zuschauern in Europa wie der Eröffnung der Eishockey-WM 2010 auf Schalke bis zur Ausstattung den mongolischen Eis-Nationalstadiums mit der kompletten Kältetechnik und der nationalen Curling Trainingshalle in Beijing."

Mit welchen Herausforderungen haben Sie als Geschäftsführer in Ihrem Arbeitsalltag zu kämpfen?

Marc Dominic Cirkel: "Im Großen sind dies vor allem die multiplen Krisen der vergangenen Jahre, welche uns ganz unterschiedlich herausgefordert haben und deshalb sehr bewusst angegangen werden müssen. Corona hat uns am Anfang extrem getroffen, da alle unsere Lösungen für das soziale Zusammenkommen von Menschen stehen. In der zweiten Phase wurden Freiluft Aktivitäten in einigen Ländern wieder positiv gewertet und wir hatten einen kurzzeitigen Boom. In Vorbereitung auf eine schwierige Versorgungslage haben wir die Lager ausreichend gefüllt – dann kam nach dem russischen Angriff auf die Ukraine die Energiekrise und der Eissport kam aufgrund stark gestiegener Energiekosten massiv unter Druck, während gleichzeitig unsere Solarlösungen für Schwimmbäder – obwohl es die Lösung schon seit der Firmengründung gibt – in Deutschland ein Rekordjahr erlebten.

Daneben spüren wir – wie jede Firma die qualifizierte Fachkräfte benötigt – die Schwierigkeit die passenden Arbeiter und Angestellte auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Herausfordernd ist dies auch vor einem Trend den ich zuletzt stark beobachte, dass leitende Angestellte bereits ab einem mittleren Alter die Arbeitszeit reduzieren um mehr Freizeit zu genießen. Eine Eigenschaft, die man sonst eher den Millennials zuordnet."

Was macht Ihrer Ansicht nach einen erfolgreichen Geschäftsführer aus?

Marc Dominic Cirkel: "Um nachhaltig erfolgreich zu sein, muss man es schaffen für sich selber als auch mit seinem gesamten Team immer die Flexibilität und Reaktionsfähigkeit aufrecht zu halten um genau auf diese Herausforderungen zu reagieren. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass dies mit der klassischen zentralisiert-hierarchischen Organisation, in der der Geschäftsführer alle möglichen Einzelentscheidungen trifft nicht mehr angemessen möglich ist. Die Anregungen von Frederic Laloux in 'Re-inventing Organizations' treffen diese Evolution schon sehr gut. Das Fach- und Situationswissen sitzt dezentral in der Organisation und dort gehört auch die Entscheidungsverantwortung hin. Die Aufgabe des Geschäftsführers ist es hierfür den Organisationsrahmen zu bieten und die qualifizierten Ressourcen zur Verfügung zu stellen."

Ein Blick in die Zukunft: Welche Trends sehen Sie in Ihrer Branche und wo möchten Sie mit AST in drei Jahren stehen?

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Kind beim Erlernen des Schlittschuhlaufens Johannes Fredheim

Marc Dominic Cirkel: "Das größte Thema in all unseren Märkten ist Energieeffizienz. Da dies genau unsere Schlüsselkompetenz im Bau von Solaranlagen für Schwimmbäder, dem Bau und der Modernisierung von Eisbahnen sowie bei der Installation von Rasenheizungen ist sind wir für die Zukunft sehr gut aufgestellt. Entlang dieser Marktausrichtung werden wir uns weiter diversifizieren und dadurch in den nächsten drei Jahren neue Wachstumsmärkte erschließen.

Am meisten Wachstumspotential im Wintersport gibt es – auch politisch gewollt – in China. Auf meiner letzten Reise dorthin im August haben alle staatlichen Gesprächspartner betont, dass sie europäisches Know-how für die Energieeffizienz benötigen und deshalb ein sehr hohes Interesse haben mit uns zusammen zu arbeiten. Eine stärkere Zusammenarbeit mit China macht deshalb sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch Sinn."

Abschließend: Was wäre Ihr größter Wunsch bezüglich der AST Eis- und Solartechnik GmbH?

Marc Dominic Cirkel: "Zum einen wünsche ich mir, dass die AST mit ihren Lösungen in der kostensparenden und umweltfreundlichen Solartechnik Ihren Beitrag dazu leisten kann, dass Bädersterben in Mitteleuropa aufzuhalten. Schwimmen ist eine Grundfähigkeit, die wir unseren Kindern beibringen müssen und dafür brauchen wir eine gute Schwimmbad-Infrastrukturin allen Kreisen und Kommunen.

Mein größter Wunsch ist es, dass wir gesellschaftliche Themen wieder breiter und diverser diskutieren. Dies hat einen direkten Bezug zum Kerngeschäft der Eisbahnen der AST: der Eissport wird aufgrund des notwendigen Energieaufwandes aus ökologischer Sicht verurteilt. Dabei wird die soziale Komponente total vernachlässigt. Ich bin selber aus dem Ruhrgebiet und wohne nun in Österreich. Nur wenige Familien aus NRW können sich im Winter den Skiurlaub in den Alpen leisten – mal ganz abgesehen von dem ökologischen Fußabdruck. Mit dem Weiterbetrieb von Eishallen und dem Aufbau von mobilen Eisbahnen bieten wir auch Familien mit geringem Einkommen im urbanen Raum die Möglichkeit sich im Winter sportlich in Gemeinschaft zu betätigen. Eine Studie der Polizei in Malmö, Schweden, im letzten Jahr hat gezeigt, dass eine große mobile Eisbahn dort die Straßenkriminalität spürbar reduziert hat. Diese soziale Rolle des Sports muss in ökologischen Diskussionen auch beachtet werden."


Impressum
AST Eis- und Solartechnik GmbH

Herr Marc Dominic Cirkel

E-Mail: marc-dominic.cirkel@ast.at
Telefon: +435672607150