Verflechtung von Innovation und Wissensarbeit
Eine Studie1 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) aus dem Jahr 2023 verdeutlicht die wachsende Bedeutung selbständiger Wissensarbeiter in deutschen Unternehmen. Demnach setzt jedes fünfte Unternehmen auf diese Experten, insbesondere in technologieintensiven Branchen.
Ihre schnelle Verfügbarkeit und ihr spezifisches Know-how machen sie zu wertvollen Akteuren in innovativen Projekten. Besonders in den Bereichen IT und Digitalisierung tragen sie maßgeblich dazu bei, Transformationsprozesse anzustoßen und neue Technologien zu implementieren.
Zum Thema
Volkswirtschaftliche Bedeutung
Eine Analyse des ifo Instituts2 zeigt, dass der Einfluss soloselbständiger Wissensarbeiter auch volkswirtschaftlich positiv ist. Die flexible Bereitstellung von Humankapital durch hoch qualifizierte Selbständige fördert das Wirtschaftswachstum. Besonders mittelständische Unternehmen profitieren von diesen Fachkräften, da sie spezialisiertes Know-how bedarfsgerecht einsetzen und langfristige Personalkosten vermeiden können. Trotz dieser betriebs- und volkswirtschaftlichen Vorteile zeigt sich ein rückläufiger Trend: Der Anteil der Soloselbständigen an allen Erwerbstätigen in Deutschland sank von 5,9 Prozent im Jahr 2012 kontinuierlich.
Unsichere rechtliche Lage und Hürden für Selbstständige in Deutschland
Warum sinkt die Zahl der Soloselbständigen in Deutschland, obwohl viele Erwerbstätige flexible und selbstbestimmte Arbeit schätzen? Einer der Gründe ist der allgegenwärtige Fachkräftemangel, der für Wissensarbeiter derzeit attraktive Festanstellungen mit hohen Gehältern bietet. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Die ifo-Studie zeigt, dass die Selbständigkeit in Deutschland durch ein restriktives Umfeld beeinflusst wird, darunter administrative Hürden bei der Unternehmensgründung, übermäßige Bürokratie und rechtliche Unsicherheiten hinsichtlich des Selbständigen-Status und der Abgrenzung zu Arbeitnehmern, bekannt als Scheinselbständigkeit. Scheinselbständigkeit liegt vor, wenn Erwerbstätige und Auftraggeber eine selbständige Tätigkeit annehmen, diese aber von Behörden oder Gerichten als Festanstellung bewertet wird.
Die Unterscheidung zwischen Arbeitnehmern und Selbständigen ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend verschwommen, was zu Unsicherheiten und schwer vorhersagbaren Entscheidungen von Behörden und Gerichten führt. Selbständige Wissensarbeiter befinden sich häufig in einem unsicheren Handlungsfeld und erleben, dass ihre Tätigkeit nicht immer als selbständig anerkannt wird, was von vielen wiederum als fehlende Wertschätzung empfunden wird. Für eine gleichberechtigte Behandlung sollten Gesetzgeber daher die Steuer- und Sozialversicherungssysteme für abhängig Beschäftigte und Selbständige stärker nivellieren. Mehrere OECD-Länder haben diesen Ansatz bereits umgesetzt. Zudem ist eine Reform des Statusfeststellungsverfahrens notwendig, um es verlässlicher zu gestalten und Prozesse zu beschleunigen.
Eine individuelle Betrachtung der einzelnen Gruppen durch den Gesetzgeber erscheint sinnvoll: Auf der einen Seite stehen hoch qualifizierte Fachkräfte. Sie wählen in der Regel die Selbständigkeit bewusst, um sowohl von einer guten Work-Life-Balance mit flexiblen Arbeitsbedingungen als auch von der unternehmerischen Freiheit zu profitieren. An festen Anstellungen mit engen Strukturen haben sie meist kein Interesse. Auf der anderen Seite stehen die Soloselbständigen mit einem eher niedrigen Einkommen. Sie sollten stärker geschützt werden, besonders mit Blick auf ihre Altersvorsorge. Eine Unterscheidung nach Honoraren und Vorsorgemaßnahmen könnte hier sinnvoll sein. Daher sollte ebenfalls erörtert werden, ob für alle Soloselbständigen eine verpflichtende Grundbeitragszahlung in die Rentenversicherung eingeführt werden sollte.
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